Am 8. Mai eröffnete das Herz-Jesu-Haus Kühr in Niederfell die Ausstellung „Wir werden verbrannt, wir müssen sterben!“.
Anlass war die achtzigste Wiederkehr der Verlegung von 150 Frauen und Mädchen aus Kühr am 6., 7. und 8. Mai 1943 in Tötungsanstalten „im Osten“. Die Pädagogische Geschäftsführerin des Hauses Claudia Schönershoven begrüßte 80 Besucherinnen, unter ihnen den Ersten Kreisbeigeordneten Pascal Baziong, Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Rhein-Mosel Kathrin Laymann und die Großnichte einer ermordeten ehemaligen Bewohnerin von Kühr. Mit den Worten: „Dieses dunkle Kapitel ist ein kurzer, aber wichtiger Abschnitt in unserer 150-jährigen Geschichte. Wir wollen erinnern und mahnen“, übergab sie das Wort an den Kurator und stellvertretenden Vorsitzenden des Fördervereins Mahnmal Koblenz Joachim Hennig.
Hennig referierte über die drei Verlegungen und gab er zugleich eine Einführung in die mit 11 Bannern, einem Biografienturm und mehreren Koffern sehr anschaulich von der Werbeagentur ion4Die Werber in Koblenz gestalteten Ausstellung. Dabei stellte er diese Transporte von Kühr mit dem Bus zum Bahnhof Kobern und dann mit dem Zug nach Klagenfurt, Altscherbitz in Sachsen und Stadtroda in Thüringen in den Zusammenhang von großen Räumungsaktionen. Nach schweren Luftangriffen der Alliierten auf das Ruhrgebiet mussten die damaligen Heil- und Pflegeanstalten als schwächster und verachteter Teil der Fürsorge Platz schaffen für Verletzte und Ausgebombte. Alle 150 aus Kühr Verschleppten hatten einen fürchterlichen Leidensweg vor sich bis hin zum Tod.
Von den 150 Verschleppten kam bis zum Kriegsende 88 ums Leben, 14 überlebten (von denen drei nach Kühr zurückkehrten), das Schicksal von 48 ist unbekannt. Hinter jeder Zahl verbirgt sich ein Mensch, eine Frau oder ein Mädchen mit einem Schicksal. 19 dieser Schicksale werden in der Ausstellung dargestellt.
Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten der Pforte im Herz-Jesu-Haus (werktags von 7.30 - 18.30 Uhr) bis Ende Juni 2023 im Herz-Jesu-Haus Kühr in Niederfell zu besichtigen.
Weitere Informationen gibt es auf der Homepage des Fördervereins Mahnmal Koblenz: www.mahnmalkoblenz.de