Vorstand der Kirmesgesellschaft mit Referent Ackermann
In einem informativen und amüsanten Vortrag sprach Christoph Ackermann in der Urbarer Stommel-Stiftung anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Kirmesgesellschaft über das Kirchweihfest und die Kirmesgesellschaft.
Anhand von alten Zeitungsannoncen, die in der Koblenzer Zeitung erschienen, konnte Christoph Ackermann feststellen, dass auch im 19. Jahrhundert Kirchweihfeste gefeiert wurden, und auch schon vor 800 Jahren, als die erste Kirche 1204 erbaut wurde. In den Zeitungen, die man heute noch einsehen kann, haben die vier oder fünf ortsansässigen Gaststätten, aber auch die Ausflugslokale im Mallendarer Bachtal annonciert und zu Tanzmusik eingeladen. Zunächst vermutete der Referent, dass es mehrere Kirmesgesellschaften gegeben hatte. aber es war in den Anfangsjahren so, dass sich immer eine Gruppe von Männern, eine Burschenschaft, zusammen fand, die, wie man heute sagen würde, als „Orga-Team“ funktionierte. Sie gaben sich mit Unterstützung alkoholischer Getränken besondere Namen. Die heute existierende Kirmesgesellschaft „Frohsinn“ wurde 1921 gegründet, was man damals zum Anlass nahm, vier Tage „Immer lustig“ zu feiern. Aber damit nicht genug, auch eine „Nachkirmes: Club unter uns“ förderte den Umsatz in den Lokalen und die Stimmung der Bevölkerung nach dem ersten Weltkrieg.
Die KG Frohsinn dokumentierte ihre Sitzungen eifrig in Protokollen, der Pfarrer war auf vielen Bildern, die seit den 30er Jahren entstanden, immer mittendrin. 1937 feierte man die Kirmes im Zeichen des Hakenkreuzes sogar in sechs verschiedenen Lokalen, aber im Mittelpunkt standen ein oder zwei Umzüge durch das Dorf zum Kirmesplatz, welcher sich am heutigen Urbarer Minikreisel befand, und zu den Angeboten der Schausteller. Damit diese überhaupt Zeit für eine Präsenz in Urbar hatten, feierte man meistens erst zwei Wochen nach St. Peter und Paul. Und weil die KG so eifrig organisierte, überließ man ihr auch in jüngerer Zeit noch die Verantwortung für den Martinsumzug. Einen besonderen Trick hatten die Herren parat: wenn man Jugendlichen etliche Biermarken für Mitarbeit schenkte, brauchte man sich um Nachwuchs im Verein weniger Sorgen machen.
Seit 1964 fand die Kirmes auf dem damaligen Sportplatz statt. Ab 1967 wurde am 15. Mai oder am Wochenende danach Kirmes gefeiert, ab 1978 an Pfingsten, dann leider mit zunehmend weniger Besuchern. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere Mitbürger auch an das Sommerfest auf der „Shiloh Ranch“?
Als Zeichen der Kirmes wurde zuerst am AltenKirchplatz, dann an der Kreuzung, später am ehemaligen Bürgerhaus und am ehemaligen Sportplatz ein Kirmesbaum errichtet. Aus ausgeblasenen Eiern geformt zog man 1954 einen „Orwerer Mond“ hoch, in späteren Jahren zierte ein Weinkelch das Festgeschehen.
Aber die KG Frohsinn kümmert sich nicht nur um Feste, sondern organisiert mit Hilfe von Kirche und Gemeinde schon viele Jahre einen Seniorenkaffee. Ausflüge und Kranzniederlegungen am Kriegerdenkmal gehören auch dazu. Für frischen Wind sorgen aktuell rund 57 neue Mitglieder, die Urbar bestimmt im nächsten Jahr eine „runderneuerte“ Kirmes bescheren werden.