Den Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember nehmen die Amtsärzte im Gesundheitsamt des Landkreises Bad Kreuznach zum Anlass, auf die individuelle Beratung und die Möglichkeit zur Testung auf sexuell übertragbare Infektionserkrankungen – auch auf anonymer Basis – aufmerksam zu machen. Doch welche Rolle spielt die Erkrankung überhaupt noch?
Seit Beginn der weltweiten Pandemie in der 1980er Jahren sind mittlerweile fast 40 Millionen Menschen an einer HIV-Infektion verstorben. Ursache der Infektion ist ein Virus, das sexuell, über Blut und andere Körperflüssigkeiten oder während einer Schwangerschaft von Mutter auf das ungeborene Kind übertragen werden kann. In Deutschland sind aktuell ca. 0,1 Prozent der Bevölkerung, also jeder 1000ste Bürger infiziert. Betroffen sind nicht nur homosexuelle Männer, sondern Menschen aus allen Bevölkerungsschichten und jeden Geschlechts. Hohe Infektionsraten bestehen u.a. bei Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern, die ungeschützten Verkehr haben. Besonders risikoreich sind Praktiken, die mit Schleimhautverletzungen einhergehen und so das Eindringen von fremden Körperflüssigkeiten (z. Bsp. Sperma, Vaginalflüssigkeit) erleichtern. Beispiele hierfür sind Analverkehr und verschiedene Praktiken u.a. aus dem sadomasochistischen Bereich. Weiterhin finden sich bei Drogenabhängigen und im Prostituiertenmilieu außerhalb des gesetzlichen Rahmens erhöhte Infektionsraten.
Wie zeigt sich eine HIV-Infektion?
Meist kommt es bereits wenige Tage nach der Ansteckung zu grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Abgeschlagenheit und einem rötlichen Ausschlag, oft im Bereich des Oberkörpers und des Gesichts. Diese frühen Anzeichen bestehen auch ohne Behandlung nur für wenige Tage. Danach kann die Infektion in eine sogenannte symptomfreie Latenzphase übergehen. Das bedeutet, man ist infiziert, zeigt aber noch keine Anzeichen der Erkrankung. Dennoch ist man auch in diesem Stadium ansteckend und kann andere Menschen infizieren. Diese Phase kann mehrere Jahre andauern. Aufgrund einer zunehmenden Schwächung des Immunsystems kommt es gehäuft zu Infektionen wie Pilzerkrankungen, Herpes Infektionen usw. Unbehandelt kann sich schließlich das AIDS-Syndrom entwickeln. Dieses ist gekennzeichnet durch schwere Infektionskrankheiten in Kombination mit gehäuftem Auftreten von bestimmten Tumorerkrankungen. Letztendlich können diese Erkrankungen unbehandelt zum Tod führen.
Welche Therapieansätze gibt es und wie kann man sich schützen?
Das ist die gute Nachricht: Mittlerweile gibt es medikamentöse Therapien, wie die sogenannte Anti-Retrovirale Therapie (ART), die zur Unterdrückung der Virusvermehrung und zur Verbesserung der körpereigenen Immunabwehr führt. Personen unter einer stabilen Therapie sind nicht mehr ansteckend und haben eine nahezu normale Lebenserwartung. Eine abschließende Heilung ist bis heute allerdings nicht möglich. Der Nachweis einer Infektion ist mittels Bluttest frühestens nach ein bis drei Wochen möglich. Sicher ausschließen lässt sich eine Infektion jedoch erst sechs bis zwölf Wochen nach dem letzten Risikokontakt. Daher kommt Methoden der Risikominimierung eine sehr große Bedeutung zu: Generell sollte die Sexualität immer als „Safer Sex“ gelebt werden. Hierunter versteht man u.a. die Anwendung von Kondomen.
Inzwischen gibt auch eine medikamentöse Präventionsmethode. Was genau steckt dahinter?
Um eine HIV – Infektion zu vermeiden kann auch eine vorbeugende, täglich einzunehmende medikamentöse Therapie erfolgen, wenn entsprechende Risikokontakte bestehen. Dies nennt sich Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Das Präparat ist für Versicherte der Gesetzlichen Krankenversicherung verschreibungsfähig. Für den Fall, dass es zu einem schutzlosen Risiko-Sexualkontakt gekommen ist, besteht auch die Möglichkeit nachträglich mit der Einnahme einer Medikation zu beginnen. Man spricht dann von einer Postexpositionsprophylaxe (PEP), welche sich von der PrEP unterscheidet. Dies muss jedoch sehr rasch erfolgen, möglichst sollte die Therapie innerhalb von 24 Stunden, max. 72 Stunden, nach dem Kontakt begonnen werden. Die Infektion kann dadurch in bis zu 90 Prozent der Fälle vermieden werden.
Ist HIV mittlerweile eine Lappalie?
Ganz klar nein. Eine Infektion mit HIV kann heute zwar gut behandelt werden, dennoch ist sie nicht heilbar. Wichtig ist auch, dass die Medikamente gegen HIV nicht vor anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen schützen. Derzeit befinden sich Infektionskrankheiten wie Syphilis und Tripper wieder auf dem Vormarsch. Sexualität ist wichtig – Schutz auch.
Welche Angebote für Risikogruppen gibt es im Gesundheitsamt des Landkreises?
Eine der wichtigsten Hilfen ist die vertrauliche und kompetente Beratung durch geschultes Fachpersonal im Gesundheitsamt. Hier können sich Personen über Infektionsrisiken, Präventionsstrategien und aktuelle Therapieoptionen informieren. Zudem bietet das Gesundheitsamt kostenlose HIV-Testmöglichkeiten an. Mit einer gesicherten Diagnose wird der Grundstein für eine frühzeitige und zielgerichtete Therapie gelegt.