Familie Besmann und Stern Anfang der 1930er Jahre vor dem Haus in der Sonntagsstraße, 1. v.l. Abo Besmann, 2. v.l. Hanni Besmann, 1. v.r. Siggi Besmann, 2. v.r. Walter Stern, Quelle: Fam. Stern
Siggi, Hanni & Abo Besmann, 1980er Jahre, Quelle: Fam. Turnheim
Am 11. März ab 16 Uhr wurden Stolpersteine in der Sonntagsstraße 12 & 15 in Mensfelden verlegt. Aus diesem Anlass erscheinen hier Texte, die die Geschichte der jüdischen Mensfelder Amalie Rosenberg und Familie Besmann beleuchten.
Salomon und Berta Besmann bekamen Anfang des 20. Jh. drei Kinder: Adolf, genannt Abo (*1904), Siegfried, genannt Siggi (*1905) und Johanna, genannt Hanni (*1907). Sie wuchsen in Mensfelden auf und besuchten dort die Schule.
Abo ging mit zehn Jahren auf eine Schule in Marburg. Er lebte und arbeitete in den folgenden Jahren als Händler und Schumacher in Weilburg, Limburg und Friedberg. Anfang der 1930er kehrte er nach Mensfelden zurück, wo er aktiver Fußballer und Musiker war.
1933 floh Abo aufgrund der zunehmenden Diskriminierung von Mensfelden nach Frankreich. Seine Flucht führte ihn über Paris nach Spanien, wo er im Spanischen Bürgerkrieg kämpfte. Während des Weltkrieges musste er am Rande der Sahara Zwangsarbeit leisten und war britischer Soldat, bis er 1944 ins damalige Palästina kam, wo er Schwester und Eltern wieder traf. Er hatte zwei kinderlose Ehen.
Siggi stieg nach der Schulzeit als Viehhändler im elterlichen Betrieb ein. Er war Fußballer und spielte in Mensfelden Theater. Er heiratete Betty Strauß aus Heringen. 1934 zogen die beiden nach Chemnitz, wo Siggi Textilien produzierte. Im Novemberpogrom wurde er verhaftet und für mehrere Wochen im KZ Buchenwald interniert. Anschließend konnte er, mit erzwungenen Umwegen, in die USA fliehen, wo seine Frau kurze Zeit später starb. Siggi heiratete erneut und gründete eine Familie in Tennessee.
Hanni machte nach der Schule eine Ausbildung zur Krankenschwester in Köln. Sie lernte später ihren Ehemann Heinrich Neuburger aus Bayern kennen. 1934 wurde Tochter Judith geboren. Sie waren noch oft in Mensfelden, bevor sie 1937 nach Palästina flohen und dort zunächst ein Restaurant betrieben. Später arbeitete Hanni wieder als Krankenschwester.
Im Dezember 1987 resümierte Adolf Besmann: „Es ist eigentlich als ein Wunder anzusehen, dass nach all dem Erlebten alle drei Geschwister die 80 Jahre erreicht bzw. überschritten haben”. Er starb 1995. Siggi war bereits 1993 verstorben und Hanni starb 1999.