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Mitteilungsblatt für die Gemeinde Hünfelden
Ausgabe 20/2025
Aus dem Rathaus
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Stolpersteine in Kirberg I

Mitglieder von Familie Löwenstein vor dem Haus in Kirberg, v.l.: Hedwig (geb. Stern), Gertrud, Karoline, Adolf, Berthold,? ]

v.l. Doris & Ilse Lichter, Marion Sack und Hilda Kahn bei einem Besuch in Kirberg Anfang der 1930er Jahre

Am 27. Mai ab 16 Uhr werden Stolpersteine in der Mainzer Landstraße 12 in Kirberg verlegt. Aus diesem Anlass erscheinen hier im Vorfeld Texte, die die Geschichte der jüdischen Kirberger Familie Löwenstein beleuchten.

Robert Löwenstein wurde 1861 in Heringen geboren. Am 16. November 1890 heiratete er die aus Daisbach stammende Jüdin Karoline Levita. Über das Leben der beiden vor der Ehe ist fast nichts bekannt. Nach der Hochzeit gründeten sie in Kirberg eine Familie mit insgesamt sechs Kindern: Jennifer „Jenny“ (*1891), Adolf (*1892), Rosa „Rosel“ (*1894), Gertrud (*1896), Sidonie (später Toni) (*1898) und Berthold (*1901). Die Familie lebte in der Langgasse 7 (heute Mainzer Landstraße 12, das Haus steht nicht mehr) und betrieb dort ein Viehhandelsgeschäft. Robert arbeitete zeitweise eng mit seinem in Heringen gebliebenen Bruder Abraham zusammen.

Die Kinder gingen in Kirberg zur Schule und besuchten den jüdischen Religionsunterricht, der wechselnd in Kirberg, Heringen oder Mensfelden stattfand. Adolf Löwenstein kämpfte im 1. Weltkrieg. Er wurde 1915 leicht verwundet. Zwei Jahre später begann das jüngste Kind Berthold eine Händlerausbildung in Limburg. Jennifer, Adolf, Rosa und Toni Löwenstein heirateten alle in den 1920er Jahren. Gertrud blieb ledig und arbeitete als Haushälterin, Sprechstundenhilfe und Krankenpflegerin in Limburg, Frankfurt und Mannheim.

Bereits im Juni 1926 verstarb Robert Löwenstein. Karoline, Sohn Adolf und der aus Heringen stammende Neffe Siegfried kümmerten sich anschließend um das Geschäft. Adolf Löwensteins Ehe mit Hedwig Stern aus Oberbrechen blieb kinderlos. Jenny heiratete Albert Kahn und lebte mit ihm und Tochter Hilda (*1923) in Limburg. Toni heiratete Ferdinand Sack. Ihre Tochter Marion wurde 1932 geboren. Rosa heiratete Samuel Lichter und bekamt mit ihm zwei Töchter: Ilse (*1923) und Doris (*1930). Toni und Rosa lebten in Mannheim und führten gemeinsam ein Geschäft. Berthold arbeitete von Frankfurt aus als Händler in ganz Südwestdeutschland.

Die Familie blieb eng verbunden und wechselseitige Besuche waren häufig. Die Jüngsten verbrachten die Ferien oft in Kirberg.