Rosa Lichter (geb. Löwenstein), ca. 1923-24
Jennifer Kahn (geb. Löwenstein), Ende der 1930er / Anfang der 1940er Jahre
Marion und Toni Sack (geb. Löwenstein), undatiert, vermutlich nach Kriegsende
Am 27. Mai ab 16 Uhr wurden Stolpersteine in der Mainzer Landstraße 14 in Kirberg verlegt. Im folgenden Text soll daher die Geschichte der jüdischen Kirberger Familie Löwenstein beleuchtet werden.
Mit Beginn der Nazi-Herrschaft wurde der Viehhandel von Familie Löwenstein in der Langgasse zunehmend boykottiert. Zusätzlich zur antijüdischen Diskriminierung, erlitt die Familie in den 1930er Jahren schwere Schicksalsschläge. 1936 verstarb Adolf an seinem Herzleiden. 1937 erlag Rosa dem Krebs. Im Juni 1938 schließlich verstarb Karoline Löwenstein. Nur wenige Monate später dann erlebten die Familienmitglieder Misshandlungen und Plünderungen während der Novemberpogrome. Gertrud Löwenstein, Jenny Kahn und Tochter Hilda, sowie Schwägerin Hedwig wurden kurzzeitig in Limburg inhaftiert. Berthold, sowie die Männer von Jenny, Rosa und Toni wurden für Wochen ins KZ Buchenwald verschleppt.
Rosas Töchter konnten 1938 und 1941 in die USA fliehen. Tochter Doris war zuvor für einige Zeit im KZ Gurs. Sie lebt heute noch in den USA und erinnert sich gerne an ihre Besuche als Kind in Kirberg. Rosas Ehemann Samuel wurde 1942 im KZ Sachsenhausen ermordet. Jennys Tochter Hilde entkam nach England, wo sie 2002 verstarb. Jenny wurde 1942 im Ghetto Piaski ermordet. Toni Sack überlebte vermutlich zeitweise im Versteck. Sie starb 1955 in Worms. Ihre Tochter Marion lebte bis 2018. Berthold gelang 1939/40 die Flucht über England in die USA, wo er später heiratete und für ein großes Versandhaus arbeitete. Er starb 1961. Gertrud entkam ebenfalls in die USA und starb dort im Sommer 1968 verarmt und ohne Entschädigungszahlungen aus Deutschland, für die sie einige Jahre gekämpft hatte.
Auch nach dem Ende von Krieg und Holocaust und über Deutschland, die USA und Großbritannien verstreut, blieben die Familienmitglieder immer in Verbindung. Sie besuchten sich so oft sie konnten. Viele von ihnen schrieben auch mit ehemaligen Nachbarn und Freunden in Kirberg, vergaßen aber auch den Antisemitismus nicht, den sie dort erfahren hatten.