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Mitteilungsblatt für die Gemeinde Hünfelden
Ausgabe 9/2025
Aus dem Rathaus
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Stolpersteine in Mensfelden I

Haus von Aron Rosenberg und Schlachthaus von Salomon und Berta Besmann aus einem Bauplan von 1901, Quelle: Gemeindearchiv Kirberg

Am 11. März ab 16 Uhr werden Stolpersteine in der Sonntagsstraße 12 & 15 in Mensfelden verlegt. Aus diesem Anlass erscheinen hier im Vorfeld Texte, die die Geschichte der jüdischen Mensfelder Amalie Rosenberg und Familie Besmann beleuchten.

Die Familien Besmann und Rosenberg gehörten zu den alteingesessenen jüdischen Familien in Mensfelden. Ihre Vorfahren lebten hier mindestens seit dem 18. Jahrhundert und waren nachbarschaftlich verbunden. Beide Familien unterhielten auch gute Kontakte zur nichtjüdischen Bevölkerung im Dorf. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte die jüdische Gemeinde in Mensfelden eine Blüte. 1843 zählte man dort von insgesamt etwa 1100 Einwohnerinnen und Einwohnern 54 Jüdinnen und Juden.

In dieser Hochphase wurde Amalie Rosenberg am 23. März 1858 als Tochter von Gutche und Aron Rosenberg geboren. Im Dorf war sie später als „Male“ oder „Jurre-Male“ bekannt. Sie hatte noch zwei Schwestern. Johanna, genannt Hannchen, wanderte um 1900 nach New York aus. Amalie lebte mit ihrer ebenfalls ledig gebliebenen Schwester Jettchen in einem kleinen, leicht erhöht gelegenen Häuschen in der Sonntagsstraße 3 (heutiges Grundstück Sonntagsstraße 12). Das Haus verfügte über keinen Wasseranschluss oder Brunnen und war über die Jahre stark heruntergekommen. Jettchen starb dort 1919 im Alter von 55 Jahren. Die beiden Rosenberg Schwestern hatten in ärmlichen Verhältnissen gelebt und hielten sich mit Kleinhandel und der Unterstützung ihrer Mitmenschen finanziell über Wasser. Seit Beginn der 1930er Jahre lebte Amalie oft bei Verwandten ihrer Mutter in Braunfels bei Wetzlar. Sie war immer wieder in Mensfelden und bekam so auch mit, wie judenfeindliche Stimmung und Angriffe hier zunahmen.

Bei einem ihrer Aufenthalte in Mensfelden starb Amalie Rosenberg am 23. Oktober 1936 im Alter von 78 Jahren, vermutlich an Altersschwäche. Am Trauerzug nahmen jüdische wie auch nichtjüdische Personen teil. Das Haus wurde 1938 von Ernst Biebricher erworben und in der ersten Hälfte der 1950er Jahre abgerissen.

Direkt neben dem Haus von Amalie Rosenberg hatte die gegenüber wohnhafte Familie von Berta und Salomon Besmann 1901 ein Schlachthaus errichtet. Ihre Geschichte wird in der nächsten Ausgabe erzählt.