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Domstadt - Heimat- und Bürgerzeitung für die Stadt Limburg
Ausgabe 30/2025
Stadt Limburg
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Limburg trauert um langjährigen 1. Stadtrat Dr. Heinrich Richard

18 Jahre lang stand Dr. Heinrich Richard als 1. Stadtrat in Diensten der Stadt. Im Alter von 85 Jahren ist er gestorben. Nach seinem aktiven Dienst engagierte sich Heinrich Richard ehrenamtlich vielfältig in Limburg. In seiner Zeit als 1. Stadtrat arbeitete er mit drei Bürgermeistern (Dr. Wolfgang Rüdiger, Peter Arnold und Martin Richard) zusammen.

„Der Tod von Dr. Heinrich Richard erfüllt uns mit Trauer, denn mit ihm verliert die Stadt einen aktiven, den Menschen zugewandten Bürger, dessen Dienst weit über seine Amtszeit hinaus ging“, würdigt Bürgermeister Dr. Marius Hahn den Verstorbenen. Freundlich im Umgang mit Bürgerinnen und Bürgern sowie den Mitarbeitenden der Verwaltung, ausgestattet mit einer ausgezeichneten Sachkenntnis, stets die Verständigung suchend und nicht zuletzt ein früher und überzeugter Vertreter einer Verkehrswende, die Liste seiner positiven Eigenschaften ließe sich noch weiter fortsetzen.

Wenn er in der Stadt unterwegs war, dann legte er die Wege in der Regel zu Fuß oder vor allem mit dem Fahrrad zurück. Das war im normalen Dienst durchaus machbar, forderte an jedem Wahltag jedoch besonderen Einsatz, denn als Wahlleiter empfand es Richard als seine Pflicht, jedem Wahllokal seine Aufwartung zu machen. Da kam dann schon etwas zusammen an Kilometern auf dem Dienstrad der Marke „Pegasus“, dem geflügelten Pferd aus der griechischen Mythologie. Die Fortbewegung wurde dabei stets durch eigene Anstrengung und Körperarbeit erreicht.

Ruhige und ausgleichende Art

Als er 1987 seinen Dienst in Limburg antrat, waren es bewegte Zeiten in der Stadt. Dr. Wolfgang Rüdiger war zum Nachfolger von Langzeitbürgermeister Josef Kohlmaier gewählt worden, kam von außerhalb und wurde nach sechs Jahren durch Peter Arnold ersetzt, der auch nur eine Wahlperiode als Bürgermeister fungierte und an Martin Richard übergab, mit dem dann eine neue Phase der Kontinuität an der Stadtspitze begann. Allerdings gab es dann bis 2005 den Nachnamen Richard gleich zwei Mal in der Spitze des Rathauses, was durchaus auch zu Verwechslungen führte.

Die ruhige und ausgleichende Art von Dr. Heinrich Richard wirkte sich positiv auf das Arbeiten in der Verwaltung aus. Der 1. Stadtrat hatte ein offenes Ohr und war stets bestrebt, Lösungen zu finden. Die von ihm gesuchten Lösungen waren nicht auf kurzfristige Erfolge aus, sondern sollten Bestand haben und nachhaltig sein. In seinen Ämtern, die er als zuständiger Dezernent (Stadtbauamt, Tiefbauamt, Betriebshof, Ordnungsamt mit Feuerwehr) zu verantworten hatte, brachte er als Ingenieur für Vermessungswesen technischen Sachverstand und dadurch geprägte Lösungsstrategien ein. Dem Bereich Soziales widmete er sich mit Einfühlungsvermögen, das ihm als Mensch gegeben war.

Zu den Aufgaben des 1. Stadtrats von Limburg gehört Kraft Amtes noch die Geschäftsführerfunktion der Hallenbad Diez-Limburg GmbH und die Betriebsleitung der Stadtlinie. Auch diesen Aufgaben widmete sich Richard mit der gebührenden Sorgfalt und Umsicht. Der Politik gegenüber zeigte er nachvollziehbar Entscheidungswege auf, gab erschöpfend Auskunft und suchte auf der anderen Seite für die von der Politik getroffenen Entscheidung praktikable Umsetzungen. Dabei vertraute er auf die Kraft der Argumente, Streitlust war bei ihm nicht vorhanden.

Wechsel in Ehrenämter

In verschiedenen Bereichen wirkte er über seine Dienstzeit hinaus in ehrenamtlicher Funktion. Das gilt zum Beispiel für die Feuerwehr, für die er als 1. Stadtrat zuständig war und dessen Förderverein er nach dem Ausscheiden aus dem Dienst fünf Jahre als Vorsitzender führte. Noch länger war er für das Nothilfekomitee mit seinem Sozialkaufhaus tätig, sieben Jahre lang (bis 2023) war er Vorsitzender, um anschließend noch als Zweiter Vorsitzender mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Seine Freude an der Kommunikation lebte er als Vorsitzender des Krankenhausfunks „Radio St. Vincenz“ aus. Dabei kümmerte er sich nicht nur um administrative Aufgaben, sondern moderierte auch selbst für das Fernsehstudio „Kanal eins“ und sorgte dafür, dass sich auch positive Nachrichten verbreiteten.

Seine Vorliebe für das Fahrrad hatte Heinrich Richard aus seiner Heimat im Oldenburger Münsterland mit nach Limburg gebracht. Richard wuchs mit acht Geschwistern auf dem elterlichen Bauernhof auf. Nach dem Abitur studierte er in Bonn Vermessungswesen und bekam zunächst eine Anstellung an der Uni Bonn. Von dort wechselte er zur Bundesanstalt für Straßenwesen in Köln, wo er Forschungsergebnisse für die Sicherheit von Kindern auf Schulwegen sowie der Gurt- und Helmpflicht auszuwerten und für die Praxis zu bewerten hatte. Fünf Jahre war Richard in Cloppenburg stellvertretender Stadtdirektor, anschließend führte er zwei Jahre die renommierte Karl-Kübel-Stiftung für Kind und Familie in Bensheim. Von dort wechselte er nach Limburg.

In Limburg geblieben

Limburg hielt er auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand die Treue. Nicht nur wegen seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten oder auch seines Engagements als Vorleser im Kindergarten, in der Stadt und an seinem Arbeitsplatz hatte er auch sein privates Glück gefunden. Seine Mitarbeiterin aus dem Vorzimmer, Bettina Opel, heiratete er nach seinem aktiven Dienst. Nach diesem Dienst dankte die Stadt für seinen Einsatz mit dem Eintrag in das Goldene Buch. Dr. Heinrich Richard starb nach einer kurzen Krankheitsphase.

Sein Lebensmotto lautete: „Das Leben geht immer weiter, wer’s belebt und lebt, macht’s heiter.“ Das Leben von Dr. Heinrich Richard ist beendet, sein Lebensmotto lebt weiter.