Achim Kramb hat sich vorgenommen, möglichst viel in dem Haus Freiherr-vom-Stein-Platz 2 wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen. Im Obergeschoss befindet sich eine der wenigen Kassettentüren, die noch unverändert sind
Wer in Limburg an denkmalgeschützte Häuser denkt, hat oft Fachwerk und die Altstadt vor Augen. Das muss aber nicht sein, denkmalgeschützte Häuser, ob als Einzelkulturdenkmal oder unter Schutz in denkmalgeschützte Gesamtanlagen, finden sich auch abseits der Altstadt. Die Stadt hat nun zwei Objekte in der Diezer Straße und am Freiherr-vom-Stein-Platz gefördert. Als erstes Objekt stellen wir das Haus am Freiherr-vom-Stein-Platz vor.
Mit Fachwerkhäusern kennt sich Achim Kramb aus, seine Häuser in der Limburger Altstadt sind alle mit Denkmalschutzpreisen ausgezeichnet. Nun widmet er sich einem Haus aus Stein. Es steht am Freiherr-vom-Stein-Platz und ist kurz vor dem Jahr 1910 durch die Baufirma Johann Georg Brötz errichtet worden. Lange Zeit war das Haus mit der Nummer 2 Standort für eine kleine Druckerei.
„Es tut schon weh zu sehen, was hier alles in der Vergangenheit an wertvoller Substanz vernichtet oder auf modern getrimmt worden ist“, sagt der neue Besitzer Kramb. Als Beispiel führt er die Türen an. Die ursprünglichen Kassettentüren waren teilweise mit filigranen und farbigen Glaseinsätzen versehen. Türen sind im Haus Nr. 2 im Originalzustand jedoch kaum noch vorhanden, stattdessen finden sich viele Türen „modernisiert“ und damit verunstaltet. „Es ist sehr aufwendig, zu dem zurückzukehren, was einmal war und sich durch Schönheit und Qualität auszeichnet“, sagt Kramb, der im gesamten Haus auch zu Holzfenstern in deren Originalfassung zurückkehren wird.
Er hat den Eindruck, in einem modernen Haus zu sein. Die Schule gegenüber, das alte Gymnasium, ist nur wenige Jahre älter und im Stil später Historismus errichtet, wirkt also älter, als es ist. Das Haus mit der Nummer 2, das mit der Nummer 4 quasi eine Einheit bildet, wirke dagegen jünger. Es ließe sich vom Stil, so Kramb, auch in die 1930er Jahre verorten.
Das Doppelhaus ist als Einzelkulturdenkmal aus künstlerischen und städtebaulichen Gründen in die Denkmaltopographie der Stadt aufgenommen worden und ist zudem Bestandteil der denkmalgeschützten Gesamtanlage Diezer Straße/Parkstraße. Während im Nachbarhaus Nr. 4 die bauzeitliche Ausgestaltung des Treppenhauses mit einer Jugendstiltreppe sowie alter Relieftapete und auch Originaltüren noch erhalten ist, findet sich davon in Haus Nr. 2 nur noch wenig. Das soll sich mit der Sanierung ändern.
Über 1,2 Millionen Euro wird Kramb in das Gebäude investieren, ungefähr die Hälfte davon für denkmalrelevante Gewerke. Fassaden- und Dacharbeiten, neue Fenster aus Holz und Aufarbeitung der Türen, restauratorische Arbeiten an Verputz und Innenraum, die Aufarbeitung der Dielenböden und vieles mehr steht an. Die Stadt unterstützt im Rahmen ihrer Förderung der Denkmalpflege Vorhaben mit einem Zuschuss in Höhe von zehn Prozent der denkmalrelevanten Kosten, die Höchstfördersumme ist jedoch auf 40.000 Euro begrenzt.
Irgendwann zwischen Weihnachten dieses Jahres und Ostern 2026 sollen die Wohnungen bezugsfertig sein. Bis dahin wird Kramb auch die Backsteine verbaut haben, die er sich bei einem Scheunenabriss in Ahlbach gesichert hat. Sie fügen sich von Format und Farbe gut in das Außenmauerwerk ein, stammen vielleicht sogar aus derselben Ziegelei. Um zur Ursprünglichkeit des Hauses zurückzukehren, sind durch verschiedene Umbauten erweiterte oder neu gebrochene Maueröffnungen zu schließen. Zwar haben sich auch im Dachgeschoss des Hauses selbst überzählige Ziegel im Mauerwerk gefunden. Doch das sind Ziegel für innen liegende Mauern, die vom Brand her nicht zum Außenmauerwerk passen. Denkmale erfordern nach Einschätzung von Kramb eben Sorgfalt.
Wenn das Gerüst abgebaut ist, dann wird auch der Blick auf den besonderen Verputz des Doppelhauses wieder sichtbar. Die drei Obergeschosse sind mit einem Kammputz versehen, das ist nicht nur für Limburg eine Besonderheit, sondern nach Darstellung der Unteren Denkmalschutzbehörde bei der Stadt auch in der Region eine Seltenheit. Völlig klar, dass dieser Verputz, der sich durch durchgehende waagerechte Riefen auszeichnet, ausgebessert und für die Zukunft ertüchtigt wird.