Am 20.04.2023 fand in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ein internationaler Kongress der Städte und Regionen unter dem Präsidenten der Ukraine statt. Inhalt des Kongresses war unter anderem die Planung des Wiederaufbaus der ukrainischen Gebiete nach dem Krieg. Ebenso stellte der Kongress eine Plattform dar, auf der sich die Teilnehmer austauschen und ggf. gemeinsame Projekte koordinieren konnten.
Insgesamt waren 392 Teilnehmer aus 39 Nationen in Kiew vertreten. Begrüßt wurden die Teilnehmer vom ukrainischen Ministerpräsidenten Denys Schmyhal und vom Außenminister Dmytro Kuleba. Am späten Nachmittag kamen überraschend noch Präsident Wolodymyr Selenskyj und NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg zu dem Kongress. Eingeladen waren auch internationale Delegationen, die der Ukraine im vergangenen Jahr besondere humanitäre Hilfe geleistet haben: So auch eine kleine Heidenroder Delegation, bestehend aus Jens Hartenfels, Matthias Bremser und Niklas Leonhard.
Bereits am Montag, den 17.04. Die Heidenroder starteten in Richtung Ukraine, um die befreundete Stadt Zastawna im Bezirk zu besuchen. In der Ukraine angekommen war der Krieg an jeder Ecke spürbar: Plakate, die zur Unterstützung der Truppen aufrufen, Panzersperren, Militärkontrollen und mit Sandsäcken geschützte Unterstände sind überall im ganzen Land zu finden.
In Zastawna gab es ein Wiedersehen mit dem Mappershainer Feuerwehrauto, das dort im vergangenen Oktober seinen Dienst begonnen hat und nun von zwei orthodoxen Priestern feierlich eingesegnet wurde. Anschließend folgte die Delegation der Einladung von Oleksii Boiko (Präsident des Regionalrats von Tscherniwzi) und Ruslan Zaparanyuk (Gouverneur von Tscherniwzi), die sich nochmals persönlich bei – unter anderem – der Heidenroder Delegation für die Unterstützung in diesen schwierigen Zeiten bedankten. Aus der Region Tscherniwzi sind ca. 2.000 freiwillige Soldaten im Einsatz, 50 davon sind seit Ausbruch des Krieges gefallen, 50 weitere werden vermisst.
Am Vormittag des Kongresses besuchte die Delegation zunächst Butscha, das kurz nach Kriegsausbruch im Februar 2022 von russischen Truppen besetzt und Ende April 2022 wieder befreit wurde. Unsere ukrainischen Partner zeigen den Teilnehmern einen Panzerfriedhof und erzählen von Ereignissen während der Belagerung, die die Schrecken des Krieges noch spürbar machten.
In Kiew selbst zeichnete sich ein sehr differenziertes Bild ab: Zerstörte Gebäude und Einschläge von Raketenangriffen sind an einigen Ecken noch zu sehen, der Wiederaufbau ist jedoch auch schon im vollen Gange. In gewisser Weise erschreckend ist die scheinbare Normalität, mit der sich der Krieg in den Alltag der Ukrainerinnen und Ukrainer integriert hat. Die Menschen gehen ihrer gewohnten Arbeit nach, stehen im Stau, kaufen ein und Fäustlinge in diesem Alltag stehen Panzersperren und Soldaten.
Auf dem Heimweg herrscht Anfangs eine in sich zurückgekehrte Stille. Die Einreise nach Polen dauerte länger als erwartet, dies gab der Delegation Zeit, die Reise Review passieren zu lassen. Nach dem Überschreiten der ukrainisch-polnischen Grenze am frühen Samstagmorgen überwiegte bei allen ein Gedanke: Endlich wieder in der EU.
Insgesamt war es eine interessante, aber auch anstrengende Reise, an deren Ende eine Erkenntnis steht: „Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts.“ (Willy Brandt)
Zum Schluss bleibt der Wunsch, dass dieser fürchterliche Angriffskrieg so schnell wie möglich sein Ende findet und wieder Frieden in der Ukraine herrscht.
Text: Niklas Leonhard