Heidenrod biegt mit Baugebiet Kemel Süd auf die Zielgerade ein
Starke regionale Partner für Erschließungsgesellschaft, Nahwärmenetz und Vermarktung gefunden, Aufträge vergeben
Innovativ, nachhaltig und an die Anforderungen der Zukunft angepasst und dann noch dazu preiswert, so wünschen sich viel junge und auch ältere Menschen heute ihr Wohnumfeld. In Heidenrod könnte dieser Traum nun für sie wahr werden. Dort soll ab Oktober 2023 auf einer Baufläche von 8,5 ha ein neues Wohnquartier mit mehr als 340 Wohneinheiten entstehen, dass all diese Kriterien erfüllen kann.
Das Projekt ist nunmehr nach Passieren eines weiteren Meilensteins auf die Zielgerade eingebogen. In einem Marathon haben Gemeindevorstand, die Erschließungs- und Grundstücksvergabekommission der Gemeinde und letztlich am Freitag die Gemeindevertretung die Signale auf grün gestellt. Über 300 Seiten Papier mussten die ehrenamtlichen Mandatsträger durcharbeiten, um das umfangreiche Vertragswerk, ausgearbeitet von der renommierten Kommunalberatungsgesellschaft SRS Schüllermann und Partner mbH aus Dreieich, zu verinnerlichen. Wenn in den nächsten Tagen auch noch die Kommunalaufsicht zustimmt, können die Verträge unterzeichnet und noch im Oktober 2023 zum Spatenstich eingeladen werden.
Das Gesamtinvestitionsvolumen mit kaltem Nahwärmenetz, neuer Kita, einem neuen Trinkwasserhochbehälter für Kemel und Mappershain, Ausgleichsmaßnahmen, P+R Platz und vielem anderen beträgt mehr als 27 Mio. €. Dass dies für die Landgemeinde Heidenrod durchaus den finanziellen Rahmen sprengen könnte, war allen Beteiligten schon sehr früh klar.
Anders als die Nachbarkommunen wollte man in Heidenrod jedoch nicht den Weg zu einem Bodenbevorratungsunternehmen gehen, nicht zuletzt auch um weiter an der Projektentwicklung mitbestimmen zu können. Ein weiterer wichtiger Grund neue Wege zu gehen waren natürlich auch die Kosten für die zukünftigen Grundstückskäufer im Rahmen zu halten. Vor diesem Hintergrund begab sich der Gemeindevorstand im zeitigen Frühjahr im Rahmen europaweiter Ausschreibungen auf Partnersuche. Und tatsächlich konnten drei, noch dazu regionale Partner gewonnen werden, die zusammen mit der Gemeinde das Großprojekt stemmen wollen.
Mit den jetzt gefassten Beschlüssen ist der Weg frei zur Gründung einer Erschließungsgesellschaft zusammen mit der Albert Weil AG, einem mittelständigen regionalen Bauunternehmen aus Limburg an der Lahn mit rund 500 Mitarbeitern. Die Baufirma zeichnet für die Kanal-, Wasserleitungs- und Straßenbauarbeiten im Neubaugebiet verantwortlich. Auch für den Bau des neuen Hochbehälters sowie eine Reihe von Ausgleichsmaßnahmen und die geplante LSA (umgangssprachlich Ampel) an der Einmündung von Kemel Süd in die Bundesstraße B260 zeichnet sie verantwortlich. Die beiden Geschäftsführer der Weil AG, Stefan Jung-Diefenbach und Klaus Rohletter, freuen sich zusammen mit Bürgermeister Volker Diefenbach darauf, in diese ganz neue Form einer Zusammenarbeit zwischen freier Wirtschaft und Kommune einsteigen zu können. Die Fa. Albert Weil, die sich besonders der Nachhaltigkeit verpflichtet fühlt, wird mit rund 20 Mio. € Auftragsvolumen Hauptauftragnehmer der neu zu gründenden Gesellschaft werden.
Das Thema Nachhaltigkeit ist auch ein gutes Stichwort für einen weiteren Partner, den der Gemeindevorstand für sein Mammutvorhaben gewinnen konnte. Die SÜWAG Grüne Energie und Wasser AG & Co. KG wird den Bau und den Betrieb des geplanten kalten Nahwärmenetzes in Angriff nehmen. Neben dem Verteilnetz im Baugebiet sind hierzu mehr als einhundert Geothermie-Bohrungen vorgesehen, um die erforderliche Heizenergie, die auf den Baugrundstücken mittels Wärmepumpen angereichert wird, zu gewinnen. Diese innovative Technik der SÜWAG bietet nicht nur Kostenvorteile bei Bau und Betrieb gegenüber einer „normalen“ Luftwärmepumpe für die zukünftigen Bauherren, sie ist auch bei Einsatz von Ökostrom für den Betrieb der Wärmepumpe klimaneutral. Die zukünftigen Bewohner von Kemel Süd können demnach ganz entspannt der zurzeit allseits heftig tobenden Diskussion über die Heizungstechnik der Zukunft lauschen. „Sie haben dann eine zukunftssichere Technologie bereits mit dem Grundstückskauf erworben. Und ein zuverlässiger Betrieb des kalten Nahwärmenetzes ist damit auch garantiert. Mit der SÜWAG Grüne Energie und Wasser AG & Co. KG betreiben wir hier in Heidenrod ja auch seit Jahren sehr erfolgreich unseren Windpark“, freut sich Bürgermeister Volker Diefenbach.
Der dritte Partner der Gemeinde soll sich um den Abverkauf der Baugrundstücke bemühen. Auch hier konnte, mit der NASPA Immobilien GmbH ein starkes regionales Unternehmen gewonnen werden. Die Naspa wird mit ihrem Geschäftsführer, Herrn Oliver Schwank, insbesondere Privatkunden bei der Grundstücksauswahl beraten und die Kaufverträge begleiten. Eine klassische Maklertätigkeit ist nicht vorgesehen, dies auch wieder vor dem Hintergrund der Kosteneinsparung für die Grundstückskäufer.
Alle vorgenannten Maßnahmen zusammen tragen ihre Früchte. Bürgermeister Diefenbach geht davon aus, dass die Grundstücksverkaufspreise unter der magischen 300,00 €-Marke je Quadratmeter zuzüglich Hausanschlusskosten und dem Anschluss an das kalte Nahwärmenetz starten könnten. Entsprechende Kalkulationen werden aktuell im Rathaus angestellt, sodass sich die Erschließungs- und Grundstücksvergabekommission der Gemeinde und die Gemeindevertretung in der nächsten Sitzung mit der Festsetzung von Grundstücksverkaufspreisen auseinandersetzen kann.
Auch das wieder eine sicher schwierige Aufgabe für die Ehrenämtler in den Gremien, gibt es doch drei Bauabschnitte und insgesamt zehn unterschiedliche Nutzungsschablonen im Neubaugebiet. Und dann ist da noch der berühmte Blick in die Glaskugel namens Teuerung über die geplante Gesamtbauzeit bis gegebenenfalls 2030. „Dreihundert Seiten Vorlage werden es diesmal allerdings nicht mehr“, verspricht Bürgermeister Diefenbach und dankt ausdrücklich all denen, die den doch sehr eng gesteckten Zeitplan mitgegangen sind.
Die Gemeinde freut sich auf eine gute Zusammenarbeit mit ihren neuen Partnern, erkennt schon jetzt einen Erfolg für das Projekt als echte Chance für Bauwillige, Wohnraumsuchende und eine beispielhafte positive Entwicklung unserer kommunalen Gemeinschaft.