Titel Logo
Hünstetter Nachrichten - Mitteilungsblatt für die Gemeinde Hünstetten
Ausgabe 10/2025
Kirchliche Nachrichten
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

An(ge)dacht

Als Jesus nach seiner Gefangennahme im Garten Gethsemane zum Verhör gebracht wird, folgt Petrus ihm (Lk 22,54-62). Er setzt sich im Hof des Hauses, in dem Jesus verhört wird, zu anderen ans Feuer. Hatte er Jesus doch ein paar Tage zuvor versprochen, dass er, Petrus, Jesus immer zur Seite stehen würde. Und dann werden wir Zeuge eines Dramas. Dreimal wird Petrus dort im Hof am Feuer angesprochen: „Du bist doch auch einer von denen, die mit Jesus waren. Du gehörst doch zu seinen Anhängern.“ Und alle drei Male leugnet Petrus Jesus zu kennen. Als es ernst wird, da verlässt Petrus die Kraft, weicht einer großen Angst. Der Angst, dass es auch ihn selbst treffen könnte. Verhaftung, Verurteilung, womöglich sogar die Hinrichtung. Aus seiner Angst wird blanke Panik. Und er tut genau das, was Jesus ihm ein paar Tage zuvor gesagt hatte: Petrus hält seine Worte, hält sein Versprechen nicht ein. Er verleugnet seinen Freund Jesus und sagt zu denen, die ihn erkannt haben: „Mensch, ich bin’s nicht. Ich bin keiner von denen. Ich kenne Jesus noch nicht einmal.“

Erkenne ich mich selbst darin? Das, was Angst mit uns macht, haben wir nicht immer im Griff. Manchmal bekommt die Angst ein Eigenleben. Dann herrscht sie über uns und sie verändert das, was wir eigentlich wollen - oder setzt es gleich ganz außer Kraft. Die Erzählung vom Leugnen des Petrus ist nur zu wahr; und sie wiederholt sich auch jeden Tag irgendwo auf der Welt: ein Mensch kann nicht mehr zu seinen Worten stehen, ein Mensch verrät sich und das, was er gestern angekündigt hat. Ein Mensch verliert alle Gewissheiten, die er gestern oder vor etlicher Zeit noch hatte oder zu haben meinte. Das verstehe ich, auch wenn es nicht schön ist. Und weil ich das verstehe, mahne ich immer wieder mich selbst: Vorsicht vor zu starken Worten. Vorsicht vor zu heftigen Gewissheiten. Kann ich das, was ich gestern versprochen habe, auch morgen noch garantieren? Niemand kann seiner selbst so sicher sein, wie er oder sie es gerne hätte - seiner Versprechen nicht, auch seines Glaubens nicht.

Für mich ist diese Erzählung von Petrus eine unglaublich starke Geschichte. Und ich ziehe mindestens drei Lehren aus ihr: 1.Sie zeigt mir, wie ich bin. Und sie zeigt mir, ich bin mit meiner Schwachheit nicht alleine. 2. Sie sagt mir aber auch: verurteile andere nicht, wenn sie „schwach“ werden. Jesus verurteilt Petrus nicht ob dessen Verleugnung, er stößt ihn nicht von sich fort. Er mahnt ihn nur. Und 3. Vorsicht vor zu starken Worten. Du weißt nicht, was Angst alles mit dir machen kann.

Seien wir gnädig mit uns und den anderen. Und kann Angst nicht am besten gemeinsam besiegt werden?

Bleiben Sie behütet.

Ihre Pfarrerin Petra Dobrzinski
Nachbarschaftsraum Mittlerer Untertaunus-MUT)