Angedacht
Liebe Leserinnen und Leser!
Fasten Sie? Viele Menschen – auch viele, die nicht gläubig sind – nutzen die Fastenzeit, um auf etwas zu verzichten: auf Alkohol, Fleisch oder Süßigkeiten, auf Medienkonsum oder Autofahren oder auf was auch immer. Wichtiger als die Frage aber, auf was man verzichtet, ist die Frage, warum wir es tun. Und natürlich sollte mehr dahinterstecken als mit Blick auf den Frühling etwas von dem Winterspeck loszuwerden und danach ein größeres Wohlbefinden zu haben.
Die „Quadragesima“, wie die Fastenzeit lateinisch so schön heißt, bedeutet auf Deutsch „Vierzigste“. Vierzig Tage dauert diese Zeit und bezieht sich auf die vierzig Tage, die Jesus in der Wüste verbrachte, um zu fasten und beten und so zu erfahren, wozu Gott ihn berufen hat. Wodurch sich Gottes Wort mit Leben erfüllt. Mit seinem Leben.
Folglich ist die Fastenzeit auch mehr als eine Zeit, in der wir ein Opfer bringen oder uns körperlich regenerieren. Sie ist eine Zeit der Selbstkritik. Eine Zeit, sich den Spiegel vor die Nase zu halten und sich ehrlich einzugestehen, was nicht gut ist an dem, was wir da sehen. Und auch die Zeit, daraus Konsequenzen zu ziehen und diese Dinge zu ändern. Sich zu ändern. Und das nicht einfach so, sondern weil es eben um die Neuausrichtung auf Gott hin geht. Er ist der Maßstab für unser Leben und Handeln – und sein Wort soll sich mit Leben füllen. Mit unserem Leben.
Gerade in diesen Tagen, in denen viele Ängste und Probleme offenkundig sind, in denen auch oft die Emotionen hochgehen und die Urteile schnell gefällt sind, gilt es, innezuhalten und zur Besinnung zu kommen. Es braucht Veränderungen, zweifellos. Und zwar reichlich. Aber sie werden nirgendwo anders beginnen als bei mir selbst. Dazu braucht es den Blick in den Spiegel. Und dazu braucht es diese Zeit. Eine Zeit, in der Gott uns zusagt, wozu er uns beruft.