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Hünstetter Nachrichten - Mitteilungsblatt für die Gemeinde Hünstetten
Ausgabe 16/2024
Aus der Natur
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Der Holunder – Heilpflanze des Jahres 2024

Der bei uns weit verbreitete „Schwarze Holunder“ (Sambucus nigra), der aufgrund der Farbe seiner Früchte so heißt, ist nicht nur in Märchen und Volksmedizin ein mächtiges Gewächs, sondern wird auch nach wissenschaftlichen Erkenntnissen als eine der wirksamsten Heilpflanzen unserer Heimat anerkannt.

Er wächst sehr schnell und erreicht nach ein paar Jahren 6-8 m, ist aber trotzdem immer noch ein Strauch und kein Baum.

Die schirmartigen Blüten bestehen aus vielen kleinen cremefarbenen Blütensternchen. Ihr Erscheinen ist das phänologische (jahreszeitliche) Zeichen für den Beginn des Frühsommers.

Sie verströmen einen zarten Duft, den die einen lieben und der den anderen Kopfschmerzen bereitet. Befruchtet werden sie vor allem von Fliegen, für Bienen und Hummeln sind sie weniger interessant. Sowohl die weißen Blüten als auch die im Herbst erscheinenden kleinen schwarzen Beeren sind essbar, allerdings sind diese im Rohzustand leicht giftig und unbekömmlich. Es gibt sehr viele leckere Rezepte wie Holunderblütensirup oder Holunderbeerensaft.

Der Strauch, der auch viele andere Namen wie Hollerbusch, Fliederbusch oder Teufelsbaum hat, war für unsere Vorfahren von großer Bedeutung. Man pflanzte ihn ans Haus oder den Stall, dann beschützte er seine Bewohner vor Blitzschlag, Krankheiten und anderen Übeln.

Der Holunder war der Sitz der Frau Holle, die in vorchristlicher Zeit eine mächtige Göttin war und über Haus, Hof, Äcker, aber auch über Geburt, Ehe und Tod wachte. Viele Märchen beschreiben ihre Macht über das Leben der Menschen. Man verneigte sich im Vorbeigehen oder zog den Hut und die Hausbewohner brachten regelmäßig Opfergaben an den Busch.

Niemals wäre jemand auf die Idee gekommen, einen Holunder zu fällen und wurde er von Sturm oder Blitz getroffen, so war das ein großes Unglück.

Er wurde von den Bauern auch Apothekerbaum genannt, denn sie nutzten alle Pflanzenteile zur Behandlung der unterschiedlichsten Krankheiten. Ebenso war es üblich, seine Beschwerden beim Holler abzugeben. Ging man zum Beispiel an drei Tagen hintereinander dorthin und sagte einen bestimmten Spruch, dann konnte einem der Holler die Gicht nehmen. Auch Fieber konnte von den Schamanen in die Äste gehängt werden. Interessanterweise sind Fieber und Gicht auch die beiden Beschwerden, bei denen der Holunder heute noch als Heilmittel eine Rolle spielt.

Neben seiner mythischen und medizinischen Bedeutung ist der Holunder auch im Garten von großem ökologischem Wert, denn 62 Vogelarten fressen die reifen Früchte und sorgen damit für seine Vermehrung. Aber auch Säugetieren und vielen Insekten bietet er Schutz, Nahrung und eine Kinderstube.

Heute weiß man, dass die grünen Bestandteile des Holunders, also Blätter und Rinde ebenfalls gering giftig sind, am besten also nur Blüten und reife Beeren und alles im gekochten Zustand.

Ute Leukel-Fischer