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Hünstetter Nachrichten - Mitteilungsblatt für die Gemeinde Hünstetten
Ausgabe 18/2025
Kirchliche Nachrichten
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Angedacht

Liebe Leserinnen und Leser!

Nach dem April kommt der Mai. Und mir kommen Lieder in den Sinn, die ich noch aus meiner Kindheit kenne: „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus…“ oder „Komm, lieber Mai und mache die Bäume wieder grün und lass mir an dem Bache die kleinen Veilchen blüh’n.“ Sie klingen in meinem Kopf, besonders das zweite.

Ich schaue aus dem Fenster und denke mir: Ich muss den Mai nicht mehr bitten, die Bäume wieder grün zu machen. Sie sind längst grün. Das haben März und April schon erledigt. Und die Veilchen, die sind sogar schon verblüht, selbst unter dem Trompetenbaum auf der Wiese vor meinem Haus, wo sie immer besonders spät kommen.

„Komm lieber Mai und mache…“ - Die Melodie dieses Liedes stammt von Wolfgang Amadeus Mozart. Den Text hat Christian Adolph Overbeck geschrieben, vor ungefähr 250 Jahren. Viel hat sich seither verändert. Sogar die Natur, das Wetter: So sehr, dass die Lieder nicht mehr stimmen! Auch bei Paul Gerhards „Geh aus, mein Herz“ ist mir das schon aufgefallen: Im 17. Jahrhundert haben Narzissus und Tulipan offensichtlich noch in der Sommerzeit geblüht.

Dieser Gedanke beunruhigt mich: Der Frühling kommt immer früher. Die Sommer werden immer länger und heißer. Und ich muss an ein anderes Lied denken, in dem auch jemand den Mai besingt: „Schmückt das Fest mit Maien“ heißt es in einem unserer Gesangbuchlieder (EG 135). Aber in diesem Lied geht es nicht um das Wiedererwachen der Natur. Der Dichter bittet Gott um Mut und die Kraft zu beten: „Gib uns Kraft zu beten und vor Gott zu treten, sprich du selbst uns vor. Gib uns Mut, du höchstes Gut, tröst uns kräftiglich von oben.“ Ich finde, beides brauchen wir bis heute, gerade auch, weil die Natur sich verändert.

Mut, etwas dagegen zu tun, dass sich die Erde immer mehr erwärmt. Mut, etwas zu ändern - vor allem im eigenen Leben. Denn da fängt es ja an. Es macht einen Unterschied, was jede und jeder von uns tut. Und ob wir dabei an die Zukunft der Erde denken und daran, dass wir Menschen nur diese eine Erde haben.

Und es braucht die Kraft zum Beten. Denn manchmal - spüre ich - verliere ich den Glauben daran, dass wir Menschen noch die Kurve kriegen. Dann nämlich, wenn ich sehe, wie sehr diese Thematik wieder in den Hintergrund rückt und wie wenig die Menschen im Allgemeinen bereit sind, ihr eigenes Verhalten zu verändern.

Und wenn ich bete, dann manchmal auch mit den Worten aus dem Kirchenlied: „Gib zu allen Dingen Wollen und Vollbringen - führ uns ein und aus!“ Ums Wollen, ums Vollbringen und um einen Ausweg - darum bitte ich Gott. Damit auch unsere Kinder noch singen können!

Ich wünsche Ihnen allen eine gesegnete Woche!

Ihre Pfarrerin Manuela König
(aus dem Ev. Nachbarschaftsraum MittlererUnterTaunus)