Während die Alliierten im Süden den Monte Cassino und die Russen im Osten Cherson attackierten, startete die USAF (United States Air Force) am 12.5.1944 ihre “Öloffensive”, den bis dahin größten Luftangriff über deutschem Hoheitsgebiet. Ziel der amerikanischen Luftstreitkräfte war die Treibstoffindustrie mit ihren Hydrierwerken in Tröglitz, Böhlau, Leuna/Merseburg, Pölitz und Brüx. Hydrierwerke, in denen synthetischer Kraftstoff gewonnen wurde, konnten kriegsendscheidend sein, da zu diesem Zeitpunkt nicht genügend Rohöl für die deutsche Kriegsmaschinerie zur Verfügung stand.
Am Morgen des 12.05.1944 startete die 8. US-Luftflotte in Großbritannien mit drei Bomberdivisionen, bestehend aus viermotorigen B17-Flying Fortress und B24-Liberator Maschinen, sowie einmotorigen Thunderbolt und Mustang Begleitflugzeugen den Angriff. Den 935 Bombern und unzähligen Begleitflugzeugen standen auf deutscher Seite zum ersten Mal alle Tagjagdverbände der Reichsluftverteidigung mit 470 Abfangjägern und Zerstörern entgegen, darunter die vollständigen JG (Jagdgeschwader) 3 “Udet” und JG 1 “Oesau”, sowie u.a. Teile der JG 11, JG 53 “Pik As”, JG 27, JG 5 “Eismeer”, JG 26 “Schlageter”, ...
Zusätzlich wurde das “Chemiedreieck”, in dem sich die Angriffsziele befanden, durch einen Flakgürtel mit ca. 1.100 schweren Flugabwehrkanonen geschützt.
Die Luftkämpfe spielten sich aber zum Großteil über Taunus und Wetterau ab, wobei Feldwebel Kastenhuber vom Stab des JG 11 bei Strinz-Trinitatis eine Notlandung missglückte und in der Gemarkung "Vorm Buchholz" mit seiner Messerschmitt Bf 109 kopfüber aufschlug und ums Leben kam. Einige Kilometer weiter wurde ein gefallener deutscher Pilot in Beuerbach geborgen, bei dem es sich vermutlich um Ernst Eggerdinger vom selbigen Jagdgeschwader handelte.
In den Schulchroniken der Hünstetter Ortsteile hielten die Volksschullehrer die Eindrücke und Geschehnisse dieses Tages fest.
Die Schulchronik Bechtheim vermerkte:
“Am 12.5.1944 fliegen starke Bomberverbände über die Bechtheimer Gemarkung. Deutsche und feindliche Flugzeuge stießen aufeinander. Die Bevölkerung hört Feuerstöße. Der Absturz von zwei deutschen Jägern auf den Feldern nordöstlich des Dorfes erfolgt im gleichen Augenblick.”
Ein Schüleraufsatz aus der Beuerbacher Schulchronik zu dem Thema “Ein Erlebnis ernster oder heiterer Art schildern, dass so tiefen Eindruck gemacht habe, dass es zeitlebens nicht mehr vergessen würde” berichtet: “Auf einmal gab es hoch über uns eine furchtbare Schießerei. Deutsche Zerstörer hatten die Verbände angegriffen. Abgeschossene Hülsen rasselten wie Hagel auf die Schieferdächer. Blech sauste in allen Größen durch die Luft, Flugzeuge flogen in Stücke. Zwischen den Blechteilen standen Fallschirme wie große Pilze am Himmel, an denen Flieger hingen. Getroffene Flugzeuge schossen zur Erde, sich wie große Kreisel um sich selbst drehend. Ein großes Flugzeug kam bis fast auf die Dächer herunter und zog nach rückwärts ab. Später hörte man, es sei in Rückershausen an einen Berg gefahren und verbrannt. (...) Ein toter deutscher Pilot wurde im Saal der Wirtschaft Stößinger aufgebahrt. (...) mehrere Gefangene saßen auf der Bürgermeisterei.”
Am Ende des Tages hatten die Alliierten 1.700 Tonnen Bombenlast abgelassen und der deutschen Treibstoffindustrie einen schweren Schlag versetzt, von dem sie sich nicht mehr erholen sollte.