Titel Logo
Hünstetter Nachrichten - Mitteilungsblatt für die Gemeinde Hünstetten
Ausgabe 23/2025
Aus dem Gemeindearchiv
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Aus dem Gemeindearchiv - Die historische Schulchronik Görsroth, Teil 1

In den Ausgaben 22 bis 32/2024 der Hünstetter Nachrichten wurden Inhalte von Schulchroniken veröffentlicht. Der „Werdegang“ der Görsrother Chronik wurde jedoch von ehemaligen Mitgliedern des Historischen Vereins Hünstetten beleuchtet und in diesem Artikel dargelegt. Dabei geht es nur bedingt um den Inhalt, sondern mehr um eine grobe Beschreibung der Quelle. Der Artikel zeigt, dass alte Dokumente immer noch im Verborgenen liegen, die von historischem Interesse sind. Wir versuchen diese zu finden und jedem Interessierten zur Verfügung zu stellen und dann auch für Forschungen oder Studienarbeiten zugänglich zu machen.

für das Archiv-Team, Laurin Silas Kaiser und Diana Mohr

Was für ein seltener Glücksfall: Ein unersetzbar wertvolles Dokument Jahrhunderte alter Görsroth / Kesselbacher Dorfgeschichte wurde einem ehemaligen Mitglied des Historischen Vereins Hünstetten zugespielt. Jetzt kann es im Gemeinde-Archiv sicher behütet, transkribiert und ausgewertet werden.

Schon der Hünstetter Heimatforscher Rudolf Wuscheck, dem wir die Jubiläums-Chronik 650 Jahre Görsroth / Kesselbach verdanken, hatte vergebens nach der verschollenen Schulchronik gesucht.

Sämtliche Amtsbücher und Unterlagen der Alten Schule waren bei ihrem Abriss im Jahr 1980 verschwunden. Den Akten wurde bereits lange vor dem Abriss keine Beachtung mehr geschenkt.

Niemand interessierte sich damals für verstaubte Akten oder die Geschichte der Schule. Die meisten Bürger waren nach dem Krieg froh, ihr Auskommen zu bestreiten und die Sorgen der Gegenwart einigermaßen zu meistern. Man wollte lieber die schlimme Vergangenheit vergessen, als sich auch noch mit alten Amtsakten länger daran zu erinnern.

Bei der Chronik der Schule Görsroth handelt sich um das älteste Amtsbuch von Görsroth / Kesselbach. Eine über 200 Jahre alte, großformatig zu einem Buch gebundene Kladde aus 365 Seiten handgeschöpftem Papier, in teilweise nur schwer lesbarer Altdeutscher Handschrift.

Angefangen im Jahre 1817 von Lehrer Georg Matthias Schneider, berichten die jeweiligen Lehrer von 1817 bis einschließlich 1913 über alle Geschehnisse des örtlichen Schulbetriebs, aber auch über wichtige Ereignisse sowohl im Dorf, als auch im zuständigen Amtsbezirk Wehen, zu dem Görsroth gehörte, und darüber hinaus im neuen „Vaterland“, dem Herzogtum Nassau.

Herzogtum Nassau 1817

Nassau war ein auf Diktat Napoleons neu formierter Staat. Gegründet aus Gebieten der ehemals geistlichen Kurfürstentümer Mainz, Trier und Köln zusammen mit den nassauischen Fürsten von Idstein / Wiesbaden, Diez / Oranien, Usingen, Weilburg und Dillenburg und einiger kleiner Grafschaften im Rheinbund.

Schon bald wurde in der neuen Hauptstadt Wiesbaden die erste moderne nassauische Staatsverfassung verabschiedet. Der Herzog und seine Minister verkündeten neuzeitliche Regeln und Bestimmungen per Edikt und Dekret.

Die Untertanen waren zwar noch keine „Bürger“ wie heute, mit Wahlrecht und Mitbestimmung.

Aber immerhin nicht mehr völlig rechtlose Leibeigene der Obrigkeit.

Sie blieben weiterhin „Hörige“, aber wenigstens eine gewisse Freizügigkeit und die Gewerbefreiheit wurde gesetzlich geregelt.

Schließlich wurde 1817 auch das Schulwesen per Edikt neu organisiert. Jetzt hatten nicht mehr die Landbesitzer und die Kirche das Sagen, sondern eine neu formierte Amtsverwaltung.

Jedes Dorf hatte eine Schule einzurichten. Lehrer und Pfarrer wurden Staatsbedienstete und mussten eine entsprechende Ausbildung nachweisen.