Liebe Leserinnen und Leser,
„Voll der Würde“ - so lautet das Leitwort der diesjährigen Pfingstaktion von Renovabis.
Ein würdevolles Leben für alle Menschen - unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Sprache oder ihrer Tätigkeit.
Ein Leben, in dem jeder in Frieden und Sicherheit seine Fähigkeiten und Charismen entfalten kann.
Ein Leben, in dem jeder Mensch seine Einzigartigkeit leben darf.
Es ist eine Traumvorstellung, die für viele auf dieser Welt leider noch unerreichbar bleibt.
Jedes Jahr an Pfingsten unterstützen die katholischen Christen in Deutschland Projekte in Mittel- und Osteuropa. Dabei geht es nicht um anonyme Hilfe, sondern um ganz konkrete Menschen, deren Würde und Rechte oft bedroht oder missachtet werden. Diese Solidarität rund um das Pfingstfest lässt auch dieses Wunderereignis von Pfingsten unter einem bestimmten Aspekt interpretieren.
Pfingsten ist das Fest der Vielfalt. Gottes Geist verbindet die Menschen miteinander, so dass sie einander verstehen können, egal welche Sprache sie sprechen und welcher Kultur sie angehören.
Der Geist Gottes bringt keine Einheitssprache wie ein himmlisches Esperanto. Die verschiedenen Kulturen, Sprachen und Identitäten bleiben bestehen - und doch entsteht Verstehen.
Auch - und vielleicht besonders - in der Kirche ist diese Vielfalt lebendig. Sie zeigt sich in den verschiedenen Gesichtern, Sprachen und Lebensgeschichten der Menschen, die zu ihr gehören.
In der Kirche gibt es keine Fremden. Wer zu Christus gehört, gehört zur Kirche - unabhängig von Pass, Sprache oder Herkunft.
Ich persönlich empfinde es als Geschenk, dass ich mich in so vielen verschiedenen Ländern zu Hause fühlen kann, wenn ich eine Kirche betrete. Ich muss nicht alles verstehen, weder die Sprache noch manche Bräuche. Ich weiß aber, dass ich in jedem Gotteshaus willkommen bin. Die vertrauten Abläufe der Liturgie geben mir Halt und Heimat.
In vielen Ländern Osteuropas waren Kirchen jahrzehntelang geschlossen oder zweckentfremdet. Das öffentliche Bekenntnis zum Glauben war verboten. Auch ich wurde heimlich zu Hause getauft und meine Eltern riskierten damit ihre Arbeitsplätze.
Noch immer gibt es Länder, in denen es keine Glaubensfreiheit gibt und fundamentale Rechte missachtet werden. Umso wichtiger ist es, dass wir gemeinsam für ein Leben in Würde für alle Menschen eintreten und das Pfingstwunder in unserem Alltag leben.