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Hünstetter Nachrichten - Mitteilungsblatt für die Gemeinde Hünstetten
Ausgabe 26/2025
Aus der Natur
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Blume des Jahres 2025 - das Sumpf-Blutauge

Mit der Wahl des Sumpf-Blutauges (Comarum palustre) zur 46. Blume des Jahres ruft die Loki Schmidt Stiftung zum Schutz der moorigen Ökosysteme auf und stellt deren Bedeutung für Pflanzen und Tiere, aber auch für uns Menschen in den Vordergrund.

Der etwas gruselige Name passt zum bevorzugten Standort, denn das Blut-Sumpfauge wächst gerne im Randbereich von Hochmooren und auf schlammigen, offenen Böden von Niedermooren, aber es kommt auch in nährstoffarmen Gräben sowie am Ufer stehender oder langsam fließender Gewässer vor. Von Mai bis August zieht seine auffällig purpurne, braune bis blutrote Färbung dort nicht nur unsere Blicke auf sich. Eine Vielzahl an Insekten, vor allem Wildbienen wie Baum-, Stein- und Ackerhummeln sowie Fliegen, werden von ihm angelockt und für den Besuch mit zuckerreichem Nektar und Pollen belohnt.

Das Sumpf-Blutauge gehört zur Familie der Rosengewächse, zu welcher nicht nur die namensgebenden Rosen, sondern auch viele Obstsorten wie Apfel oder Erdbeere zugeordnet werden. Stacheln oder essbare Früchte sind bei der Blume des Jahres aber nicht zu finden. Seine 20 bis 70 cm langen Stängel sind oft flaumig bis zottig behaart, die Blätter bestehen aus 3-5 unpaarig zusammengesetzten Blattfiedern. Während die Früchte heranreifen, erinnert die aufgequollene Blütenachse tatsächlich an eine Erdbeere.

Es werden etwa 1,5 mm große Nüsse ausgebildet, die dank ihrer Hakenspitze zum Beispiel im Gefieder von Wasservögeln hängen bleiben und fortgetragen werden. Die Samen sind erstklassige Schwimmer und können bis zu 12 Monate an der Wasseroberfläche treiben, bis sie an einem neuen Wuchsort angeschwemmt werden.

Die Blume des Jahres 2025 ist auf helle, feucht-nasse und vor allem nährstoffarme Lebensräume angewiesen. Aber genau diese sind in den vergangenen Jahrzehnten rapide zurückgegangen: 95% der deutschen Moore wurden durch Torfabbau, Entwässerung und anschließende Kultivierung zerstört; Gräben, Gewässer und Nasswiesen trockengelegt oder durch den Eintrag von Nährstoffen überdüngt. Diese Lebensräume sind für zahlreiche spezialisierte Pflanzen-, Pilz- und Tierarten verlorengegangen, in der Folge werden immer mehr Arten auf den Roten Listen geführt. Das Sumpf-Blutauge steht mittlerweile in allen Bundesländern auf der Roten Liste gefährdeter Arten.

Intakte Moore sind die effektivsten und größten Kohlenstoffspeicher auf der Erde. Obwohl sie nur 3% der Erdoberfläche bedecken, binden sie in ihren Torfschichten ein Drittel des terrestrischen Kohlenstoffs. Werden Moore entwässert, gelangt Luft in den Moorkörper, der Torf wird mineralisiert. In der Folge entweichen nicht nur große Mengen Methan und Kohlenstoffdioxid, sondern zusätzlich auch Lachgas, dessen klimaschädliche Wirkung 300-mal höher ist als die von CO2.

In Deutschland sind die letzten Moore in der Regel geschützt und es gibt große Bemühungen, sie wieder zu renaturieren. Große intakte Moore gibt es in Europa nur noch in Polen und Litauen. Dort wird aber leider, wider besseres Wissen, der Torf abgebaut, um den Wunsch vieler europäischer, auch deutscher, Gärtner:innen nach torfhaltiger Gartenerde zu befriedigen. An dieser Stelle können wir alle einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Erhaltung der letzten Moore leisten; indem wir beim Kauf von Gartenerde darauf achten, dass sie unbedingt „torffrei“ ist. Es gibt mittlerweile gute Ersatzprodukte für Torf, sodass man ihn nicht mehr benötigt.

Quelle: Loki Schmidt Stiftung

Ute Leukel-Fischer