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Hünstetter Nachrichten - Mitteilungsblatt für die Gemeinde Hünstetten
Ausgabe 27/2024
Aus dem Gemeindearchiv
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Ehemalige Dorfschule Limbach

Schulhaus neben der Kirche seit 1833, heute Wohnhaus.

Für die Kinder in Limbach gehörte das Schulangebot schon Ende des 16. Jahrhunderts zum Dorfleben, aber Standort einer eigenen Schule war Limbach nicht. Durch die enge Verbindung im Kirchspiel mit Strinz Tr. gingen die Kinder in die Schule nach Strinz, wo sich die erste Schule in Hünstetten entwickelte. Bekanntlich gründete der Pfarrer Johannes Venator schon 1562 in Strinz Tr. eine kirchliche Schule, übrigens die erste in der Grafschaft Nassau-Idstein, in die neben Limbach auch die Kinder aus Wallbach und Hennethal gingen.

Für Limbach dauerte diese Lösung bis 1781, also mehr als 200 Jahre. Gleichzeitig bestanden in den meisten Hünstetter Ortsteilen schon eigene Schulen. Die Limbacher Schulchronik nennt zwar das Jahr 1781 als Gründungsjahr der eigenen Schule, aber wir erfahren nichts über einen Schulbau. Das verwundert umso mehr, als auch Wallbach seine Kinder nun nicht mehr nach Strinz schickte sondern nach Limbach, was ja näher lag. Zu vermuten ist aber, dass das alte Schulhaus (siehe Bild) bei der Gründung bestand, weil über Behelfslösungen -wie in anderen Ortsteilen- nichts berichtet wird. Im Gründungsjahr hatte die Schule 40 Kinder in einer Klasse, erster Lehrer war Herr Kunz aus Dotzheim, „ein treuer Lehrer, welcher noch in gutem Andenken ist“, schreibt 40 Jahre später der Verfasser der Schulchronik in seinem Rückblick.

Auf die Schulgebäude erscheint in der Schulchronik erstmals im Jahre 1823 ein Hinweis: Es wurde von der Gemeinde ein neuer Stall für die Schule erbaut. Daraus folgt, dass es ein eigenständiges Schulgebäude mit einem Vorgänger-Stall gab. 1821 war in Limbach schon ein neues Rathaus mit Backhaus errichtet worden. Über das Jahr 1826 lesen wir in der Chronik, dass im Schulhaus für den Lehrer eine neue Kammer eingerichtet wurde.

Wenig später, im Jahr 1833, lesen wir dann vom Bau einer neuen Schule neben der Kirche. Das Gebäude nebst Ökonomiegebäuden konnte im Folgejahr fertiggestellt werden. Alle Bau-Handwerker werden aufgezählt und die handelnden Personen (vom Amt in Wehen bis zum örtlichen Schultheiß) werden genannt. Erstaunlich ist, dass weder Preise für die einzelnen Gewerke noch die Gesamtkosten des Neubaus erwähnt werden. Gebaut haben Limbach und Wallbach gemeinsam, über die Kostenaufteilung steht nichts in der Schulchronik. Folgt man der Ortschronik Wallbach, so teilten sich die Gemeinden die Kosten wohl im Verhältnis 2/3 (Limbach) zu 1/3 (Wallbach). Das entsprach der Schülerzahl zur Bauzeit, insgesamt 78. Im Jahr1843 wurden noch zwei Seiten des Hauses mit Schiefer beschlagen, was heute kaum bezahlbar wäre, aber vom Denkmalsschutz öfter verlangt wird. Um 1850 wuchs die Schülerzahl auf 100, mit der Folge, dass zeitweise in zwei Schichten durch denselben Lehrer! unterrichtet wurde.

Die Gemeinsamkeit von Limbach und Wallbach hielt nach dem Neubau nur noch gut vier Jahrzehnte, dann trennte sich Wallbach und baute seine eigene Schule. Ein erster Versuch scheiterte im Jahre 1871, weil für Wallbach kein Lehrer zu finden war und sich die Gemeinden nicht über die finanzielle Bewertung der Schulgebäude und Schuleinrichtung einigen konnten. Ein neuer Anlauf von Wallbach im Jahre 1880 war nach einigem Hin und Her erfolgreich, nachdem die Lehrerfrage geklärt war. Die Teilung der Sachwerte nahm die Regierung in Wiesbaden vor, glaubt man der Wallbache Schulchronik, so ging das zu Lasten von Wallbach.

Noch aber gab es in Wallbach kein Schulhaus! Dort machte man Nägel mit Köpfen, kaufte nicht, wie anderorts, ein altes Haus sondern baute am damaligen Ortsrand eine moderne Schule. Die Limbacher Kinder hatten nun mehr Platz in ihrem Schulhaus. Der endgültige Auszug der Wallbacher 1881 wird in der Limbacher Chronik nicht erwähnt, offensichtlich war die Begeisterung des Limbacher Lehrers nicht so groß.

Im Bericht über das Schuljahr 1926/27 schildert der Lehrer Altmann ausführlich den Zustand des Schulhauses mit allen Mängeln vom Dach bis zum Keller. Wegen der hohen Reparaturkosten fasste die Gemeindevertretung einen weitsichtigen Beschluss: Neubau statt Umbau und Reparatur. Aber es kam anders. Wegen des Geldmangels in der Staatskasse lehnte eine Regierungskommission nach einem Ortstermin die Finanzierung des Neubaus zunächst ab und stellte ihn für das Jahr 1931 in Aussicht. Große Reparaturen wollte die Gemeinde bei dieser Perspektive natürlich auch nicht finanzieren und so blieb alles beim Alten.

Mit der Wirtschaftskrise Anfang der 30er Jahre verflüchtigten sich erneut alle Neubaupläne. Deshalb entschlossen sich Kreis und Gemeinde 1931 doch zu einer großen Reparatur. Dabei erhielt das Haus unter anderem einen völlig neuen Putz. 1953 wurden dann alle Neubaupläne endgültig begraben, denn nach Wegzug vieler Flüchtlinge reichte die Schülerzahl nur für eine Klasse. Reparatur war erneut angesagt.

Die Schulchronik berichtet u. a. zu den Bauarbeiten:

„Die Schulkinder haben durch Abgraben und Erdbewegung den Schulhof erweitert und ihm durch die Aufstellung einer Bank um die Linde ein schönes Bild gegeben.“

Heute undenkbar. Aber war das so verkehrt? Die Kinder behielten lebenslang einen Bezug zu „ihrer“ Schule.

1966 endete in Limbach die Epoche der Dorfschule, als sich die Gemeinde entschied, die Kinder in die neu errichtete Mittelpunktschule nach Wallrabenstein zu schicken. Mit den Kindern wechselte auch die letzte Lehrerin, Roswitha Engler, zu der neuen Schule. Das Schulgebäude ging in Privatbesitz über.

Manfried Weber

Für Interessenten: Die Schulchronik von Limbach enthält viele Bilder ehemaliger Schüler!

P.S.: Grundlage dieses Beitrags ist die Schulchronik von Limbach. Bilder der beiden Schulgebäude von Rainer Mohr.