Jede Schule im Herzogtum Nassau hatte eine „Chronik“ zu führen.
Auf Seite 1 der Schul-Chronik ist die Präambel, quasi das Vorwort und die gesetzliche Grundlage der Chronik niedergeschrieben. Darin erklärt das herzogliche Amt in Wiesbaden was im Einzelnen der zuständige Lehrer in der Chronik niederzuschreiben hat, welche Prüfungen und Inspektionen durch die jeweilige Amtsbehörde vorzunehmen sind. Als erster Schulinspektor für Görsroth wird 1819 Pfarrer Schneider aus Bleidenstadt erwähnt.
Das großformatige Amtsbuch ist in sieben Hauptkapitel unterteilt. Es beginnt in Abteilung I. mit dem Schulgebäude, dem Inventar, dessen Geschichte, Beschaffenheit, Renovierungen und baulichen Änderungen inkl. Kosten und Spezifikationen dazu.
Lehrer Schneider berichtet dazu 1817 aus Seite 5 und 6:
„[…] In alten Urkunden hat es sich ergeben, dass die Schule Görsroth schon über 200 Jahre gegründet ist (Anm. d. A.: 1617!!!). Über den Gründer/Stifter der Schule sowie den genauen Zeitpunkt ist nichts bekannt“.
Er schreibt weiter:
„Das erste bekannte Schulhaus stand in der Hofraithe des Johann Philipp Pfuhl, ist wegen Altertum (Anm. d. A.: Baufälligkeit) abgebrochen worden.
Im Jahr 1730 den 30. März wurde das noch jetzt bestehende Schulhaus erbaut, welches nun 120 Jahre bereits erbaut ist.
Im Jahr 1746 den 6.ten Oktober wurde der Stall bei der Schule erbaut, dem damaligen Lehrer Kalb stand es in der Wahl einen Stall oder eine Scheune; zum Schaden für sich und seine Nachfolger wählte er einen Stall.
Das gegenwärtige Schulhaus, sowie auch die Schulstube befindet sich (Anm. d. A.: 1819) noch im Zustand wie vor der Umorganisation (Anm. d. A.: 1746) […]“.
Weiter geht es in der Chronik mit ausführlichen Berichten über die Lehrer, ihre Herkunft, Lebenslauf, Ausbildung, Familienverhältnisse bis hin zur Besoldung.
Natürlich werden auch die Anzahl der Schulkinder jährlich getrennt nach Knaben und Mädchen, sowie die Abgänge und Neuaufnahmen festgehalten.
Von 1819 bis 1839 wurden insgesamt jährlich zwischen 65 und 75 Schulkinder unterrichtet.
Zusammen jeweils zwischen 30 und 40 Mädchen und Knaben aus den beiden Dörfern halten sich die Waage. Der Unterricht wurde in 4 Klassen mit ca. 20 Schülern organisiert, die jeweils nach Alter und Wissensstand vormittags und nachmittags von Montag bis Samstag erfolgte.
Görsroth und Kesselbach hatten damals eine gemeinsame Schule wie auch eine gemeinsame Kirche. Inspektor und Vorgesetzter des Lehrers war der jeweilige Pfarrer aus Auroff.
Erst im Jahre 1913 trennte sich Kesselbach aus der gemeinsamen Schule mit Görsroth.
Das alte Schulgebäude wurde für die Anzahl der Schüler aus beiden Dörfern zu klein und Kesselbach errichtet eine eigene Schule.
Weitere spannende Berichte und interessante Ereignisse aus den vergangenen Jahrhunderten aus Görsroth und Kesselbach sind in der historischen Schul-Chronik zu finden. Für Freunde der Ortsgeschichte und interessierte Heimatforscher eine unterhaltsame Lektüre. Weitere Artikel hierzu sind bereits in den Hünstetter Nachrichten erschienen.
Gast-Beitrag von Urs Datum und Klaus Bücher