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Hünstetter Nachrichten - Mitteilungsblatt für die Gemeinde Hünstetten
Ausgabe 31/2024
Aus der Natur
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Aus der Natur

Reh-Hochzeit. Nicht nur Menschen heiraten gerne im Hochsommer, auch unser Rehwild hält Hochzeit, die sogenannte Blattzeit.

Von Mitte Juli bis Mitte August, je nach Höhe des Reviers findet die Paarung statt. Auch das Wetter spielt dabei eine große Rolle, denn die Rehe mögen es heiß (alter Jägerspruch: „den Bock verwirrt die heiße Glut, den Hirsch die kalte Nacht“).

Bevor die Blattzeit beginnt, haben zwischen den Böcken schon Revierkämpfe stattgefunden, bei denen es manchmal heftig zur Sache geht. Mit ihrem Gehörn gehen sie aufeinander los, es kann schwere Verletzungen geben. Der Sieger wird nun versuchen, während der Blattzeit möglichst viele weibliche Stücke zu „beschlagen“. Der Sinn dabei ist, dass der stärkste Bock sich genetisch vererben soll, um die Art gesund und stark zu erhalten.

Wenn Ricke oder Schmalreh bereit sind, kann die Paarung beginnen. Der Bock treibt dann das weibliche Stück vor sich her, es geht über Stock und Stein, durch den Wald und über die Wiesen, egal, ob am Tag oder in der Nacht.

Blind vor Liebe oder eher Lust sind die Rehe völlig unvorsichtig und überqueren auch Straßen. Leider werden zu dieser Jahreszeit sehr viele Rehe überfahren. Besonders tragisch ist es, wenn es sich um führende Ricken handelt, die für die Zeit des Liebesspiels ihre Kitze im Wald oder in den Wiesen zurücklassen.

Diese sind ja jetzt schon etwas größer und nutzen diesen Freiraum manchmal, um auszubüxen und sich ihre Umgebung genauer anzuschauen. Ein auf den ersten Blick verlassenes Kitz, welches auch noch heftig fiept, sollte während der Blattzeit auf jeden Fall in Ruhe gelassen werden. Die Ricke lässt ihre Kitze nie lange aus den Augen und kommt bald zurück. Zur Not, informieren Sie die örtlichen Jäger:innen.

Nach erfolgreicher Paarung wird bei dem weiblichen Stück eine Ei- oder Keimruhe ausgelöst. Das befruchtete Ei wird sich bis zum Jahresende nicht entwickeln, sondern erst im Januar beginnt der Fötus zu wachsen. Die Kitze würden ansonsten im Winter zur Welt kommen, was für ihre Entwicklung sehr schlecht wäre. Die Ricke hat im Mai/Juni, wenn die Kitze geboren werden, ein viel größeres Nahrungsangebot, um die eiweißreiche Milch für ihren Nachwuchs zu erzeugen. Auch die Witterung ist nun zuträglicher, da die Kitze ja häufig allein gelassen werden müssen und somit nicht von der Mutter gewärmt werden können.

Und warum heißt das Ganze „Blattzeit“?

Weil Jäger mit einem Buchenblatt die Paarungslaute nachmachen und so die Böcke vor die Büchse locken können.

Ute Leukel-Fischer