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Hünstetter Nachrichten - Mitteilungsblatt für die Gemeinde Hünstetten
Ausgabe 31/2025
Kirchliche Nachrichten
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An(ge)dacht

Liebe Leserinnen und Leser,

„Sei gesegnet!“ – unter dieser Überschrift feiern wir in der zukünftigen Ev. Gesamtkirchengemeinde Mittlerer Untertaunus gerade unsere Sommerkirchen-Gottesdienste. Und rund um das Thema „Segen“ ergeben sich ganz besondere Gespräche und Begegnungen:

Da spricht mich nach dem Gottesdienst eine Frau an und fragt, warum ich einen persönlichen Segen anbieten würde. „Das entwertet doch den Segen am Ende des Gottesdienstes“, so ihre Meinung. Ich erkläre ihr, dass sich der persönliche Segen für viele Menschen mit einem ganz besonderen Anliegen oder einer ganz besonderen Situation verbindet. Ich erzähle auch davon, dass Menschen so mitunter leichter annehmen können, dass tatsächlich sie selbst gemeint sind, leichter als beim allgemeinen Segen. Und dann bittet sie mich um einen persönlichen Segen.

Jemand anderes steht beim persönlichen Segen vor mir. Ich lege der Person die Hände auf den Kopf, spreche ein Segenswort, unsere Blicke treffen sich. Ich sehe, wie ihr Tränen in die Augen treten. Und bevor sie geht, sagt sie zu mir: „Das habe ich jetzt gebraucht!“ Und wir nehmen uns noch einmal in den Arm.

Wieder eine andere Person schickt mir ein Foto von ihrer Geburtstagskarte mit der Einladung zum Geburtstagssegen. Dazu die Worte: „Vielen lieben Dank, leider schaffe ich es nicht, obwohl ich einen Segen vor meiner Berg-Tour in der Schweiz gut gebrauchen könnte. Gibt es vielleicht so etwas wie einen Fernsegen?“ Ja, gibt es. Am Tag ihrer Abreise schicke ich ihr einen irischen Segenswunsch: „Mögest du das Glück niemals suchen müssen – möge es dich finden, wo immer du bist.“ Ein Dankeschön kommt zurück…

Ein persönlicher Segen. Das ist der Moment, in dem Gottes Gegenwart deutlich spürbar in mein Leben tritt. Gottes Segen umgibt uns immer, aber manchmal ist es gut, wenn er uns ganz persönlich erreicht. Manchmal ist es wichtig, dass er Worte findet. Manchmal wollen wir ihn spüren – durch eine Hand, die uns berührt, durch ein Zeichen auf der Stirn…

Ich glaube ja, dass wir uns viel zu selten gegenseitig segnen und uns das Mitgehen Gottes zusprechen. Dazu muss man nämlich keine Pfarrerin sein! „Sei gesegnet“, das können wir alle sagen. Und der Segen einer anderen Person ist nicht weniger wert als der des Pfarrers.

Für heute ist es aber die Pfarrerin, die den Segen spricht – oder schreibt…Das geht an die Person, die diese Worte gerade liest: „Sei gesegnet! Gott gehe mit dir!“

Mit herzlichen Grüßen

Manuela König, Pfarrerin im Nachbarschaftsraum Mittlerer Untertaunus