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Hünstetter Nachrichten - Mitteilungsblatt für die Gemeinde Hünstetten
Ausgabe 32/2024
Aus dem Gemeindearchiv
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Schlussüberlegungen - Zur Serie über unsere ehemaligen Dorfschulen

Seit der letzten Maiausgabe der HN konnten Sie über unsere ehemaligen Dorfschulen in allen zehn Ortsteilen Hünstettens viel Lesenswertes erfahren. Die wichtigste Informationsquelle dazu sind die Schulchroniken, die im Archiv in Kesselbach lagern. Darin schildern die jeweiligen Lehrer in Jahresberichten, was sich in der Schule und im Dorf ereignet hat.

Sie suchen nach früheren Vorgängen in Ihrer Vereinsgeschichte oder nach Daten zu einem ehemaligen Bürgermeister und örtlichen Wahlergebnissen? Darauf und zu vielen anderen Fragen finden sie vielleicht Auskunft in den Chroniken, denn seit 1820 wurden diese auf Anordnung der Nassauer Verwaltung (ab 1866 Preußen) in allen Schulen von den Lehrern geführt, beginnen oft mit einem Rückblick auf vergangene Zeiten und enden mit der Auflösung der Schulen in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts.

Schüler lernen im Geschichtsunterricht viel über die nationalen und internationalen Ereignisse der Vergangenheit. Die Schulchroniken liefern uns viele ergänzende Informationen zu der Frage, wie sich diese Ereignisse im dörflichen Umfeld, also konkret vor Ort, auswirkten. Zum Beispiel erhält man Einblicke dazu, wie unterschiedlich die Lehrer und die Orte auf das Vorgehen des NS-Regimes und Kriegsereignisse wie den Einmarsch der Amerikaner 1945 reagierten. Besonders wertvoll ist in diesem Zusammenhang die Wallbacher Chronik, weil der dortige Lehrer Karl Lohr in seiner langen Dienstzeit über viele Ereignisse im ersten und zweiten Weltkrieg sowie die Weimarer Republik und die NS-Zeit berichtet.

Leider gibt es ein Problem: Die Texte sind handschriftlich und bis in die 1940er Jahre in Sütterlinschrift verfasst. Erst danach schrieben die Lehrer in lateinischer Schrift. Um den Zugriff zu den Texten zu erleichtern, müssten die Bücher in lateinische Schrift „übersetzt“, gedruckt und digitalisiert werden. Aber wer kann das und macht das? Eine Überlegung: Der historische Verein Hünstetten hat bei seiner Auflösung laut Satzung sein Vermögen der Gemeinde für die Arbeit des Archivs hinterlassen. Vielleicht könnte man damit eine Fima bezahlen, die die Aufgabe übernimmt. Software zur Übertragung der alten Schrift gibt es bereits.

Gleichgültig ob und wie das o. a. Problem gelöst wird, die Schulchroniken sind und bleiben ein Erbe unseres dörflichen Lebens, das es zu beachten und zu bewahren gilt.

Bedanken möchte ich mich für die hilfreiche Unterstützung bei Bernd Schuster, der insbesondere sein Fachkönnen bei der Gestaltung der Bilder eingebracht hat.

Manfried Weber