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Hünstetter Nachrichten - Mitteilungsblatt für die Gemeinde Hünstetten
Ausgabe 32/2025
Kirchliche Nachrichten
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An(ge)dacht

Haben Sie sich eigentlich schon einmal mit Regenwürmern beschäftigt? Ich finde, Gott ist mit diesen kleinen, unscheinbaren Regenwürmern ein richtig großes Wunder gelungen! Regenwürmer können nämlich viel. Sie haben eine wichtige Aufgabe in der Natur. Sie verwandeln z. B. Gartenabfälle wie Blätter oder abgemähtes Gras in kostbare, fruchtbare Erde. Dafür bin ich dem Regenwurm sehr dankbar!

Wie aber gelingt es einem Regenwurm aus sog. Abfällen fruchtbare Erde zu machen?

1. Ein Regenwurm zieht Blätter in den Boden, die viel schwerer sind als er selbst. Dabei saugt er sich am Blatt fest, kriecht rückwärts in den Boden zurück und hält sich mit seinen Borsten an der Erde fest. Was kann ich da vom Regenwurm lernen? Wenn wir etwas richtig Schweres tun müssen, ist es gut, wenn wir uns zwischendurch mal festhalten können!

2. Tiere, wie Vögel oder auch der Igel, finden Regenwürmer sehr lecker. Der Regenwurm aber kennt seine Feinde. Wenn sie hinter ihm her sind, versucht er zu fliehen. Wird er dennoch erwischt, schnürt er am hinteren Ende ein Stück seines Körpers ab und bringt sich in Sicherheit. Ich lerne von ihm: wenn die Gefahr zu groß wird, achte in erster Linie auf Sicherheit! Spiel nicht den Helden!

3. Erstaunlich ist, dass der Regenwurm auch Steine frisst! Er hat nämlich keine Zähne, um seine Pflanzenkost zu zerkleinern. Also schluckt er Steine, die ihm bei der Verdauung helfen. Der Regenwurm lehrt mich: Sei klug! Lass dir helfen, wenn etwas nicht klappt. Notfalls auch von Steinen!

4. Ein Regenwurm muss viel schlafen, weil er viel arbeitet. Im Winter rollt er sich mit seinen Artgenossen zusammen und verschläft in vierzig bis achtzig Zentimetern Bodentiefe die kalte Jahreszeit. Was lerne ich hier vom Regenwurm? Wer fleißig ist, darf auch mal faul sein. Gemeinsam mit der Familie, mit Freunden und Freundinnen macht das besonders viel Freude.

Sollten wir das, was ein Regenwurm in seinem Leben macht, nicht auch tun? Natürlich nicht genau so, denn wir sind ja Menschen. Aber im übertragenen Sinn kann das heißen:

1. Tue oft etwas richtig Sinnvolles, das anderen hilft.

2. Gehe achtsam und vorsichtig mit deinem Leben um, denn du bist für Gott unendlich wertvoll – alle anderen natürlich auch.

3. Sei klug und lass dir helfen. Anderen zu helfen ist ebenfalls sehr klug!

4. Arbeit gehört zu unserem Leben. Aber auch mal gemütlich faul zu sein gehört ebenfalls dazu. Am besten zusammen mit den Menschen, die wir gern haben.

Ich weiß nicht, ob Regenwürmer singen können, ich habe es noch nicht gehört. Aber vielleicht danken sie auf ihre eigene Art und Weise Gott, dass sie auf dieser wunderschönen Erde leben und arbeiten, helfen und faulenzen dürfen. Und ich? Ich kann ja mal ein Loblied anstimmen (und vielleicht mögen Sie mit einstimmen?): „Du, meine Seele, singe, wohlauf und singe schön dem, welchem alle Dinge zu Dienst und Willen stehn. Ich will den Herren droben hier preisen auf der Erd; ich will ihn herzlich loben, solang ich leben wird.“ (EG 302).

Bleiben Sie behütet.

Ihre Pfarrerin Petra Dobrzinski
(Ev. Nachbarschaftsraum Mittlerer Untertaunus-MUT)