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Hünstetter Nachrichten - Mitteilungsblatt für die Gemeinde Hünstetten
Ausgabe 35/2025
Kirchliche Nachrichten
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Wochenandacht

Zusammenwachsen im ländlichen Raum

Unsere Region ist geprägt von vielen kleinen Dörfern, die über Felder und Wälder verstreut liegen. Jede Ortschaft hat ihre eigene Geschichte, ihre Traditionen, ihre Menschen. Lange Zeit hatte fast jedes Dorf auch seine eigene Kirche, das vertraute Gebäude im Zentrum des Dorfes, in dem Taufen, Trauungen und Beerdigungen gefeiert wurden. Doch die Zeiten ändern sich. Weniger Pfarrerinnen und Pfarrer, weniger Gottesdienstbesucher, größere Entfernungen - all das führt dazu, dass mehrere Dörfer nach und nach zu einer Kirchengemeinde zusammenwachsen.

Manchmal spürt man dabei auch ein Stück Wehmut. Das Gewohnte verändert sich, manches tritt in den Hintergrund. Aber zugleich liegt in diesem Zusammenwachsen eine große Chance. Denn Kirche ist von Anfang an eine Gemeinschaft, die nicht an Ortsgrenzen gebunden ist. Paulus schreibt an die Epheser: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen“ (Eph 2,19). Christen gehören zusammen, nicht weil sie alle aus demselben Dorf stammen, sondern weil sie zum selben Herrn gehören.

Wenn wir unsere Kräfte bündeln, entsteht etwas Neues. Gottesdienste werden vielfältiger, es gibt mehr Menschen, die sich mit ihren Gaben einbringen. Kinder und Jugendliche treffen Gleichaltrige, die sie im eigenen Dorf vielleicht gar nicht hätten. Gruppen, Chöre und Kreise können entstehen, die in einem einzelnen Ort kaum möglich wären. Aus vielen kleinen Lichtern kann ein helles Licht werden, das in unserer ländlichen Region weit strahlt.

Das Zusammenwachsen im ländlichen Raum bedeutet also nicht, dass wir etwas verlieren, sondern dass wir gemeinsam wachsen können: im Glauben, in der Gemeinschaft, in der Freude an Gott. Die Kirche bleibt vor Ort sichtbar, aber sie ist zugleich größer als das einzelne Dorf. Sie verbindet uns über die Dorfgrenzen hinaus und macht uns spürbar zu einer lebendigen Christenheit.

Möge Gott uns darin Mut, Geduld und Vertrauen schenken, damit aus vielen Dörfern eine Gemeinschaft im Glauben wächst; getragen von der Zusage Jesu: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20).

Mit herzlichen Grüßen und Segenswünschen für die nächste Woche

Tim Fink, Pfarrer
im Nachbarschaftsraum Mittlerer Untertaunus