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Hünstetter Nachrichten - Mitteilungsblatt für die Gemeinde Hünstetten
Ausgabe 40/2024
Aus der Natur
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Kirschlorbeer - Top oder Flop?

Kirschlorbeer oder Lorbeer-Kirsche ist ein immergrüner Strauch, den man aus vielen Gärten kennt.

Manche lieben ihn, denn er kann schnell und günstig eine undurchsichtige Hecke zur Straße oder zum mehr oder weniger geliebten Nachbarn bilden. Dazu ist er auch noch recht preiswert und relativ anspruchslos, so dass er häufig als letzter Überlebender in Schottergärten steht. Trockenheitsresistent und winterhart, quasi die ideale Heckenpflanze, oder?

Die leuchtend grünen Blätter sehen aus wie lackiert und werden von Insekten und Raupen nicht angefressen. Das liegt an der Blausäure, welche sie in hohem Maße enthalten. Die hübschen cremefarbenen Kerzenblüten im Mai locken mit ihrem Duft zwar Bienen aller Arten an, diese müssen jedoch dann feststellen, dass die Pflanze nur wenig Nektar und keinen Pollen hergibt. Im Herbst reifen dann die zunächst roten, später schwarzen Beeren, deren Fruchtfleisch nicht giftig ist. Allerdings haben sie in ihrem Inneren einen Kern, der ebenfalls hohe Mengen an Blausäure enthält und bei Verzehr sehr gefährlich für den Menschen, ganz besonders für Kinder sein kann.

Der Kirschlorbeer zählt zu den invasiven Arten und ist in anderen Ländern, wie z.B. der Schweiz verboten, d.h. er darf weder verkauft noch gepflanzt werden.

Einige wenige Wildvögel wie Amseln fressen die Beeren und scheiden die Kerne an anderer Stelle wieder aus und so kann sich die Art überall ausbreiten und einheimische Gewächse verdrängen. Den Gärtner freut, dass unter seinem Strauch nichts mehr wächst, aber in der Natur hat dies verheerende Folgen.

Gartenbesitzer tragen ebenfalls dazu bei, dass sich die Pflanze in der Natur ausbreitet. Sie muss häufig geschnitten werden, um ihr Wachstum zu begrenzen und ist auf dem Kompost nicht zu gebrauchen, weil sie dort nicht verrottet. Ein Grünschnittplatz oder gar eine Deponie ist manchmal zu weit oder voll oder am Wochenende nicht geöffnet und so wird das Schnittgut im nahegelegenen Wald entsorgt. Hier bildet der Kirschlorbeer schnell Wurzeln oder wie oben beschrieben, vermehrt sich durch die Früchte. Auch im Hünstetter Wald gibt es schon Stellen mit „Kirschlorbeerbestand“.

Für die Neuanlage von Hecken gibt es gute Alternativen zum Kirschlorbeer. Auf der immergrünen Seite, die Eibe oder die Traubenkirsche, beide einheimisch und giftig.

Die Hainbuche wirft ihre Blätter erst spät im Frühjahr ab, wenn die neuen Blätter schon austreiben und ist sehr schnittverträglich.

Aber warum nicht eine bunte Truppe von Heckensträuchern pflanzen? Kornelkirsche, Weißdorn, Pfaffenhütchen(giftig), Haselnuss, Felsenbirne und viele andere bieten zu unterschiedlichen Zeiten Blüten, Früchte und ein buntes Herbstkleid. Und mit diesen wunderbaren Pflanzen ziehen Insekten, Singvögel, Igel und viele weitere Bewohner mit im Garten ein.

Ute Leukel-Fischer