„Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen.“ (Jeremia 17,4)
Liebe Leserinnen und Leser,
es gibt Menschen, deren Nähe guttut. Sie strahlen Ruhe aus, schenken Vertrauen, hören zu. Wenn sie da sind, scheint die Welt etwas heller. Und es gibt andere Begegnungen, die uns anstrengen, verunsichern oder sogar krank machen. Die Nähe eines Menschen kann heilsam oder zerstörerisch wirken. Unsere Seele reagiert auf Nähe. Sie kann aufblühen oder welken, je nachdem, wie wir einander begegnen.
Die Bibel weiß um diese Zusammenhänge. In den Evangelien begegnet uns Jesus immer wieder als einer, der heilt – und zwar nicht nur durch übernatürliche Wunder, sondern durch die Art seiner Nähe. Er sieht den Menschen, der übersehen wird. Er spricht mit dem, mit dem sonst keiner redet. Er berührt, wo andere Abstand halten.
Er heilt – nicht nur Wunden des Körpers, sondern auch die des Herzens. Viele Heilungsgeschichten im Neuen Testament beginnen nicht mit einer medizinischen Handlung, sondern mit einer Begegnung. Jesus nimmt sich Zeit. Er hört. Er fragt: „Was willst du, dass ich dir tue?“ – Er zwingt niemandem Heil auf, sondern lädt ein, Vertrauen zu wagen. Und in diesem Vertrauen geschieht Heilung: Da wird ein Gelähmter aufgerichtet, ein Blinder sieht, ein Ausgestoßener darf wieder dazugehören.
Jesus ist ein Arzt, der tiefer blickt. Seine Medizin ist Beziehung. Er verbindet Menschen mit Gott und miteinander. Er stellt wieder her, was zerbrochen ist – auch dort, wo keine körperliche Heilung mehr möglich ist.
„Heile du mich, Herr“, betet Jeremia. Es ist ein ehrliches, schlichtes Gebet. Es erkennt an: Ich kann mich nicht selbst gesund machen, auch nicht heil. Und ich brauche nicht einfach irgendeine Medizin, sondern das Gegenüber. Ich kann heil werden, wenn ich mich öffne – für Gottes Nähe, die stärkt und trägt – sogar mitten in Krankheit, Schmerz oder Angst.
Darauf dürfen wir vertrauen: Wo Gottes Liebe uns berührt, da wächst Heil. Schritt für Schritt. Manchmal sichtbar. Manchmal leise. Und wo wir einander mit dieser Liebe begegnen, werden auch wir zu Werkzeugen seines Heilens.
Herzliche Grüße