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Hünstetter Nachrichten - Mitteilungsblatt für die Gemeinde Hünstetten
Ausgabe 46/2024
Aus der Natur
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Der Wald als Kohlenstoffsenke

Fossile Stoffe, wie Erdöl, Erdgas und Kohle werden, wenn sie verbrennen zu Kohlenstoffquellen. Zusammen mit dem Sauerstoff in der Luft entsteht das Gas CO2= Kohlendioxid. Es ist zusammen mit Methan und anderen Gasen Verursacher des Treibhauseffektes. Etwa 41 Gigatonnen (41 Milliarden Tonnen) werden jährlich durch menschliche Aktivitäten in die Atmosphäre entlassen.

Doch es gibt auch Gegenspieler, die sogenannten Kohlenstoffsenken. Sie speichern mehr Kohlenstoff als sie freisetzen und senken dadurch den CO2-Gehalt in der Atmosphäre. Dazu gehören vor allem Moore und Wälder, die etwa 14 Gigatonnen aufnehmen, Ozeane (10 Gt), aber auch Böden und Pflanzen aller Art.

Die Meere haben in der Vergangenheit etwa 90% der durch menschliche Aktivitäten entstandenen Erderwärmung aufgenommen und haben deshalb heute höhere Temperaturen als je zuvor. Korallensterben, schmelzende Polkappen, Hurrikans und Flutwellen sind die Folgen (Quelle: Ludwig-Maximilians-Universität München).

Bäume und andere Pflanzen nehmen das CO2 durch ihre Blätter auf und spalten es wieder in seine beiden Bestandteile auf. Sie brauchen vor allem den Kohlenstoff für alle Wachstums- und Lebensprozesse (Photosynthese). Auch der Baum braucht Sauerstoff zum Atmen, allerdings weit weniger als er selbst herstellt. Und somit gibt er ihn, zu unserem Glück, frei.

Bäume speichern den Kohlenstoff vor allem im Holz und solange der Baum wächst, nimmt er immer wieder CO2 auf. Wird er gefällt und das Holz verbrannt, wird das CO2 wieder freigesetzt. Auch ein toter und verrottender Baum gibt das CO2 frei. Werden jedoch Häuser, Möbel oder andere Gegenstände aus dem Holz gefertigt bleibt der Kohlenstoff, wo er ist.

Bei den Baumarten gibt es Unterschiede in der Fähigkeit CO2 zu speichern. Nach 80 Jahren hat die Tanne 1657 kg gespeichert, gefolgt von der Fichte, Eiche und Buche (1271kg). Den 1. Platz belegt allerdings die Douglasie mit 3717,04 kg CO2 (Quelle: ForTomorrow.eu).

Warum die Wälder in Deutschland zurzeit ihre Funktion als Kohlenstoffsenke nicht erfüllen können, liegt auf der Hand: Dürre, Borkenkäfer, Stürme haben vielen Wäldern starke Schäden zugefügt und große Kahlflächen hinterlassen. Diese Millionen von alten Bäumen fehlen als CO2 Speicher.

Es ist eine schnelle, kluge und zukunftsfähige Aufforstung vonnöten. Wer jetzt denkt, man könne einfach große Nadelwälder oder Douglasien Monokulturen anpflanzen, hat hier zu kurz gedacht. Der Boden in Laub-und Mischwäldern ist ebenfalls eine große Kohlenstoffsenke. Er ist gesund und trägt eine dicke lebendige Humusschicht, mit der er das CO2 bindet. In reinen Nadelwäldern ist der Boden jedoch häufig sauer und unbelebt.

Es braucht Mischwälder mit klimaresistenten Pflanzen, es braucht Mut, um neue Wege in der Forstwirtschaft zu gehen und Menschen, die bereit sind sich einzubringen und beim Pflanzen von Abermillionen kleinen Bäumchen zu helfen. Diese werden erst in einigen Jahrzehnten einen Beitrag zur Senkung von CO2 leisten können, doch sie nicht zu pflanzen ist keine Alternative. Wir müssen handeln – und zwar jetzt!

Ute Leukel-Fischer