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Hünstetter Nachrichten - Mitteilungsblatt für die Gemeinde Hünstetten
Ausgabe 48/2023
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Aktuelles aus dem Gemeindewald

Blick über das Kesselbachtal. Sturmschaden aus 2017. Im Vordergrund Naturverjüngung aus Buche, Kirsche, Eiche, Lärche, Douglasie. Der Vorbestand war ein Eichen-Mischwald. Hier entwickelt sich trotz der Brombeeren ein Mischwald. Im Hintergrund links am Gegenhang Pflanzung von Douglasie, Buche und Lärche. Vorbestand: Fichte. Auf dieser Fläche hat sich bis jetzt noch kaum Naturverjüngung entwickelt. Ohne Pflanzung wäre die Fläche größtenteils mit Himbeeren, Brombeeren und etwas Birke bewachsen.

Vom Prachtkäfer befallene Eiche. Gut erkennbar sind die bräunlichen Rindeabschläge, wo der Specht schon versucht hat, an die Larven heranzukommen

Fraßbild des Eichenprachtkäfers unter der Rinde

Fraßgänge des Eichenkernkäfers im Eichenholz

Die Lage in unserem Gemeindewald ist weiterhin sehr herausfordernd. Seit dem Jahr 2017, wo ein Sommersturm am 1. August den südlichen Teil bei Oberlibbach und Kesselbach getroffen hat, sind die Hauptbeschäftigungen im Gemeindeforst das Finden und Entnehmen von kranken und toten Bäumen, die Verkehrssicherung, die Wiederaufforstung und die Pflege der wiederaufgeforsteten Flächen.

Der Sturm in 2017 und die darauffolgenden Trockenjahre haben uns zunächst sehr große Mengen an Fichtenschadholz gebracht und damit verbunden große Flächen zur Wiederaufforstung.

Hierbei wurde bzw. wird folgendermaßen vorgegangen:

1.

Es wurden so viele Flächen wie möglich von toten Bäumen geräumt. Da hier die Arbeitskapazitäten begrenzt waren, musste hier eine Priorisierung stattfinden. Priorität hatten verkehrssicherungsrelevante Bereiche (Bestände an von Straßen, bebaute Waldränder), gute Standorte und ebenere Lagen. Schwierigeres Gelände ohne Verkehrssicherungsrelevanz wurde mit geringer Priorität bearbeitet oder der Bestand blieb stehen.

2.

Die geräumten Flächen wurden dann für die Pflanzung priorisiert. Oberste Priorität hatten Flächen, auf denen keine Naturverjüngung zu erwarten war. Flächen, auf denen bereits teilweise Naturverjüngung erkennbar ist, werden beobachtet und gegebenenfalls in den nächsten Jahren durch Ergänzugspflanzungen komplettiert.

3.

Bei ausreichender Naturverjüngung auf der Fläche, fanden zunächst keine Maßnahmen statt. Die Flächen werden aber weiterhin beobachtet und eventuell werden in den nächsten Jahren Mischbaumarten eingebracht.

Im Gemeindewald waren vor den Extremwetterjahren vor 2017 ca. 380 ha mit Fichten bestockt. Der Großteil davon (ca. 340 ha) ist mittlerweile abgestorben und wurde geerntet. Diese Fläche muss wieder bewaldet werden. Ich gehe davon aus, dass ca. 10% davon nicht mehr aufgearbeitet wird und aus Arbeitsschutzgründen der Sukzession überlassen bleiben (das wären ca. 30-40 ha). Somit verbleiben noch ca. 300 ha, von denen ca. 50-60 % bereits teilweise oder ganz naturverjüngt und weitere 20-30 % bei denen Naturverjüngung zu erwarten ist (Samenbäume). Das heißt, es wären lediglich um die 30% oder 90 ha aufzuforsten.

Seit 2018 wurden im Gemeindewald Hünstetten 41,3 ha mit ca. 180.000 Pflanzen wieder aufgeforstet, also ca. 6-8 ha pro Jahr. Es wäre somit ein Zeithorizont von 5-6 Jahren anzunehmen, bis die Aufforstungen auf den ehemaligen Fichtenflächen abgeschlossen sind. Ausfälle aufgrund der Trockenheit gibt es bis jetzt recht wenige. Es wurden bisher nur in geringem Umfang Nachbesserungen notwendig.

Die Kulturen erfordern nach der Pflanzung bzw. Naturverjüngung weiterhin Aufmerksamkeit. Es wird beobachtet, wie sich die Flächen entwickeln und bei Bedarf eingegriffen. In jüngeren Kulturen ist hier in der Regel zunächst die Begleitvegetation zu beobachten. Insbesondere Ginster, Brombeere und Holunder wachsen sehr schnell und können die gepflanzten Bäume überwachsen und verdämmen.

Werden die Kulturen älter, erfolgen weitere Eingriffe, z.B. um Mischbaumarten zu fördern.

Die in den letzten Jahren gepflanzten Kulturen entwickeln sich größtenteils gut. Wir müssen aber mit der Pflege am Ball bleiben.

Seit etwa 3 Jahren sind zunehmend Schäden an den Buchen zu erkennen, die unter der Trockenheit leiden. In den Trockenjahren starben Feinwurzeln ab und konnten nicht ausreichend regenerieren, so dass die Bäume nicht mehr ausreichend Wasser aufnehmen können. Auch die mit dem Baumwurzeln symbiotisch lebenden Mykorrhiza-Pilze haben unter der Trockenheit gelitten. Diese Pilze sind für den Baum sehr wichtig, da die feinen Pilzfäden im Vergleich mit den Feinwurzeln ein Vielfaches an Wasser aus dem Boden aufnehmen und über die Symboise an den Baum abgeben.

Das heißt überspitzt, die geschädigten Bäume könnten derzeit im Sumpf stehen und würden trotzdem vertrocknen, da ihre Wasseraufnahmefähigkeit aufgrund der Wurzelschäden so stark eingeschränkt ist.

Die größten Schäden zeigen sich auf sehr gut und auf sehr schlecht wasserversorgten Böden. Mittelgute Böden zeigen die geringsten Schäden an Buchen.

Auch das Alter der Bäume ist ausschlaggebend. Je älter die Bestände, desto höher die Schäden.

Da die geschädigten Buchenbestände größtenteils bereits verjüngt sind, sind Aufforstungen hier in der Regel nicht erforderlich.

Seit diesem Jahr zeigen sich nun auch massive Schäden an unseren Eichen. In den Sommern der letzten Jahre wurden bereits die Eichenbestände kontrolliert und geschädigte Bäume entnommen. Hierbei wurden geringe Mengen von 2-5 Schadbäumen pro Eichenbestand geerntet.

Die meisten Eichenbestände in Hünstetten sind derzeit noch intakt, jedoch wurde in wenigen Beständen ein massiver Befall durch Eichenprachtkäfer und Eichenkernkäfer festgestellt. Hier sind gleich ein bis mehrere Hektar betroffen, die fast flächig abgestorben oder absterbend sind.

Beide Käferarten kommen schon immer an Eichen vor, haben aber bislang keine große Relevanz gehabt, insbesondere in unserem Klima im Taunus.

Genau wie die Borkenkäfer an der Fichte fühlen sich mit zunehmender Klimaerwärmung auch andere Insekten immer wohler. Hierzu zählen auch Eichenprachtkäfer und Eichenkernkäfer.

Die Larven des Eichenprachtkäfers bringen die Eichen zum Absterben, indem sie Gänge zwischen Rinde und Holz fressen, bei denen die Leitungsbahnen, die die Wurzeln mit Nährstoffen versorgen, zerstören. In der Folge sterben die Wurzeln ab und mit ihnen der Baum. Die absterbenden Eichen werden vom Eichenkernkäfer besiedelt, der Gänge in das Holz der Bäume frisst, was den Holzverkauf deutlich erschwert oder sogar unmöglich macht.

Um die noch lebenden Eichen zu schützen, wird versucht, die vom Eichenprachtkäfer befallenen Eichen zu finden, zu fällen und das befallene Holz aus dem Wald zu bringen bzw. dieses unschädlich zu machen bevor die Larven sich fertig zum Käfer entwickeln können.

Die fertigen Käfer schwärmen ab April/Mai aus und legen dann an bereits befallenen und geschwächten, bisher unbefallenen Bäumen ihre Eier ab.

Vor dem Ausflug der Käfer muss das Stammholz entweder aus dem Wald abgefahren sein oder, wenn es nicht verkauft werden kann, andere Maßnahmen getroffen werden. Eine Möglichkeit besteht darin, die Stämme in Folien einzupacken, die verhindern, dass die Käfer ausfliegen können, was zusätzliche Kosten verursacht.

Auch das Kronenholz muss bis dahin unschädlich gemacht sein. Das heißt, dass befallenen Eichenkronen nicht als Brennholz abgegeben werden können, da

Prachtkäfer sehr gute Flieger sind und aus den Holzscheiten ausschwärmen und auch in größerer Entfernung Eichen besiedeln können. Das befallene Kronenholz muss daher voraussichtlich gehackt werden.

Da die Befallsherde bis jetzt noch in überschaubarem Rahmen vorhanden sind, wird versucht, in diesem Winter noch die befallenen Bäume zu entnehmen, um die ungeschädigten Bäume zu schützen. Hierbei werden leider auch einige wenige größere Flächen mit befallenen Eichen gefällt werden müssen. Bei der derzeitigen Befallslage besteht hier noch Hoffnung, den Befall eindämmen zu können.

Wie eingangs erwähnt sieht sich unser Gemeindewald weiterhin großen Herausforderungen gegenüber. Insbesondere die Lage in den Altbeständen bleibt angespannt. Hoffnungsvoll stimmen die Kulturen und Jungbestände, die sich in den letzten Jahren recht gut entwickelt haben trotz der sommerlichen Hitzeperioden.