Licht aus der Wohnung Gottes
In der Adventszeit nehme ich gerne eine kleine Geschichte zur Hand, die mir
gefällt und die das besondere dieser Zeit anspricht:
Am späten Abend gingen Solomon und Mangaliso spazieren. Der alte Mann führte den Jungen an der Hand. Die Sterne über ihnen leuchteten hell und klar.
Kein Wind bewegte die Bäume. „Warum sieht man die Sterne nur in der Nacht?“ fragte Mangaliso. „Weil am Tag die Sonne zu hell ist“, sagte der Alte.
„Woher kommt das Licht der Sterne?“ fragte der Junge.
„Gott hat den Engeln befohlen, den Boden des Himmels mit Nadelstichen zu durchlöchern, damit etwas Licht aus seiner Wohnung auf unsere Erde fällt“, meinte der Alte. Da rief Mangaliso aus: „Oh, wenn die Löcher doch nur etwas größer wären!“
(Aus: Albert Herold, Die Geschichte des Mangaliso, Echter Verlag 1986)
Die Geschichte rührt an die Sehnsucht, die wir in diesen Tagen spüren.
Die Winternächte sind lang und dunkel. In der Welt gibt es viele dunkle Nachrichten. Und im eigenen Herzen sind oft dunkle Ecken und Kanten spürbar.
In diesen Erfahrungen von Dunkelheit wächst die Sehnsucht nach Licht und dem Heilenden. Licht tut uns not. Aber nicht irgendein Licht, das künstlich erzeugt ist. Sondern Licht, das uns wirklich aufhilft und weiterleuchtet - eben Licht aus der Wohnung Gottes. Dieses Licht tut uns gut!
Die Sehnsucht nach diesem Lichte Gottes kann uns helfen, unser Herz zu öffnen für die Nacht der Nächte, in der wir die Ankunft dessen feiern, der von sich gesagt hat, er sei das Licht der Welt.
Ihm dürfen wir unsere Dunkelheit und die Dunkelheiten der Welt hinhalten,
damit sein Licht sie verwandle und darin aufleuchte.
Darum können wir mit dem kleinen Mangaliso nicht genug sehnend und bittend ausrufen: „Oh, wenn die Löcher doch etwas grösser wären, damit etwas mehr Licht aus Gottes Wohnung auf die Erde und in unser Herz fallen würde!“