An(ge)dacht - Evangelisch entlang der Hühnerstraße
Auf die Frage, warum in den Satiren von Loriot die da oben nur eine so kleine Rolle spielen, hat er mal geantwortet, dass sich die Satire gegen die richten muss, die die Macht haben. Da in einer Demokratie die Macht vom Volk ausgeht, nimmt er das Volk auf die Schippe. So zusammengefasst äußerte sich Loriot in einem Interview von 1979. Heute im Jahr 2025 kurz vor der Wahl gehen mir diese Worte sehr durch den Kopf. In den letzten Tagen und Wochen wurde spürbar um unsere Demokratie gerungen. Inwieweit Kirche politisch sein soll, ist wieder ein lautes Thema geworden. Ich habe da eine klare Position. Kirche kann nicht anders als politisch sein. Dabei geht es aber nicht um Parteipolitik, sondern um die Politik, die uns Jesus Christus beigebracht hat. Und die ist immer wieder erfrischend. Jesus ging in seinem Lebensweg immer wieder auf die Menschen zu, die ausgegrenzt wurden. Er riss tatsächlich Grenzen der damaligen Zeit ein. Das stieß auf erheblichen Widerstand und dafür wurde ihm auch nach dem Leben getrachtet.
Als Bürgerinnen und Bürger gehen wir alle die Tage zur Wahlurne und entscheiden damit, in welche Richtung unser Land gehen soll. Daher möchte ich uns noch einmal die Jahreslosung in Erinnerung rufen „Prüft alles und behaltet das Gute“ (1 Thess 5,21) Das ist ein Auftrag, den der Apostel Paulus uns mitgibt. Wir sollen bei allem was wir machen genau prüfen, ob es das Gute ist. Für uns Christ:innen ist das auch die Aufforderung genau zu schauen, was unsere Gemeinschaft als Gesellschaft im Sinne der Botschaft Jesu Christi voran bringt. Und vielleicht hilft es dann auch bei der inneren Gewissensprüfung sich bewusst zu machen, dass wie Loriot schon feststellte, in einer Demokratie alle Macht von uns als Volk ausgeht. Das heißt dann aber auch, dass wenn ich nicht wählen gehe, ich anderen die Entscheidung überlasse, anstatt mit dem Kreuz meine Meinung kundzutun, was aus meiner Sicht für alle das wahrscheinlich Beste ist.
Amen!