Wähl Liebe!
Beim Durchscrollen im Internet bin ich mal wieder über Plakate gestolpert, die sich für ein friedliches Miteinander starkmachen. Eines davon, mit dem prägnanten Aufruf „Wähl Liebe!“, löste bei mir ein Schmunzeln aus und katapultierte mich zurück in meine Studienzeit an einer von den Pallottinern geprägten Hochschule. Besonders in der stressigen Zeit vor den mündlichen Prüfungen entwickelte sich unter uns Studierenden ein kleiner Brauch. Wenn die Nervosität unerträglich wurde und das Gefühl aufkam, den Faden zu verlieren, gaben wir uns mit einem Augenzwinkern den Rat: „Wenn du nichts mehr weißt, sag einfach: Gott ist die unendliche Liebe.“ Dieser Satz, der auf den Gründer der Pallottiner, Vinzenz Pallotti, zurückgeht, sollte im übertragenen Sinne die Prüfung „retten“. Er war natürlich kein magisches Allheilmittel für Wissenslücken und garantierte keine Bestnote, nur weil viele der Prüfer selbst Pallottiner waren. Aber oftmals diente er mir persönlich dann doch als eine Art innerer Anker, der half, mich in der Stresssituation zu orientieren, die Nervosität zu dämpfen und den Fokus wieder auf das eigentliche Prüfungsthema zu lenken.
Diese Erfahrung brachte mich zum Nachdenken über den Slogan „Wähl Liebe!“ in der heutigen Zeit. Auch wenn die Wahlen jetzt vorbei sind, ist er für uns ganz individuell relevant: für unser Leben und unsere Alltag. Er kann uns im Alltag immer wieder zur Selbstreflexion anregen: Handele ich im Sinne der Liebe? Was bedeutet es für mich persönlich, mich für die Liebe zu entscheiden? Diese Frage ist keineswegs trivial. Sie fordert uns heraus, über unsere Werte und Handlungen nachzudenken und zu prüfen, ob sie mit unseren innersten Überzeugungen übereinstimmen.
Für mich persönlich bedeutet „Wähl Liebe!“ den aktiven Einsatz für mehr Mitgefühl, Frieden und ein gutes Miteinander. Es ist eine ständige Ermutigung, Liebe und Mitgefühl im eigenen Leben zu praktizieren, sowohl im Kleinen als auch im Großen. Das kann bedeuten, einem Fremden im Bus zu helfen, sich für Benachteiligte einzusetzen oder sich selbst zu überwinden, über den eigenen Schatten zu springen und auf einen Menschen zuzugehen, mit dem man sich schwertut.
Natürlich ist es nicht immer einfach, diesen hohen Anspruch im Alltag umzusetzen, insbesondere wenn wir unter Druck stehen, Stresssituationen ausgesetzt sind oder uns vielleicht selbst gerade wenig geliebt oder wertgeschätzt fühlen. Gerade in solchen Momenten taucht der Spruch von Vinzenz Pallotti aus meiner Studienzeit wieder auf: „Gott ist die unendliche Liebe.“ Er liebt uns mit all unseren Schwächen und er will, dass wir seine Liebe weitergeben. Diese Vorstellung von bedingungsloser Liebe kann eine große Kraftquelle sein und uns daran erinnern, dass wir nicht perfekt sein müssen, um Liebe zu geben und zu empfangen.
In diesem Sinne: Wählen Sie Liebe