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Hohensteiner Blättche
Ausgabe 18/2025
Kirchliche Nachrichten
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An(ge)dacht

Der Frühling ist da – das merke ich spätestens nach Ostern. Die Augen tränen, die Nase ist zu, alles blüht. Und ja, Heuschnupfen ist wirklich kein Spaß und nichts, worüber ich mich freue. Aber trotzdem bin ich fröhlich – denn da liegt etwas in der Luft: der Neuanfang.

Die dunklen Tage werden heller, die Winterdepression verzieht sich langsam. Ich spüre wieder, wie gut es tut, draußen zu sein – in der Natur, im Aufbruch. Der Frühling bringt Veränderung. Und die ist wunderschön, manchmal aber auch ganz schön beängstigend. Denn mit dem Wandel kommt auch die Frage: Bin ich bereit für das, was vor mir liegt?

Gerade jetzt fällt es mir schwer, furchtlos in die Zukunft zu schauen. Die Nachrichten machen mir Sorgen, politisch ist vieles im Umbruch – in der Welt und auch hier bei uns in Deutschland. Die Unsicherheit wächst. Und doch erinnere ich mich inmitten all dieser Gedanken an Gottes Worte: „Fürchte dich nicht!“

Darf ich also keine Angst haben? Für mich ist die Antwort ein ehrliches „Jein“. Natürlich habe ich Angst – vor dem, was ungewiss ist, was ich nicht beeinflussen kann. Ich zweifle, mache mir Sorgen, fühle mich manchmal überfordert. Aber Gottes Zusage bedeutet für mich nicht: „Hab überhaupt keine Angst.“ Sondern eher: „Du musst deine Angst nicht allein tragen.“

Ich glaube, das ist eine Botschaft, die nicht nur für Menschen gilt, die regelmäßig in der Kirche sitzen. Sie gilt für alle. Für Zweifelnde, für Suchende, für die, die schon lange nicht mehr da waren – oder sich vielleicht gar nicht trauen, wiederzukommen.

Denn was mir hilft, ist Gemeinschaft. Menschen, die zuhören. Die sagen: „Ich kenne das.“ Orte, an denen man sein darf, wie man ist – mit Sorgen, mit Fragen, mit Unsicherheit. Manchmal finde ich genau das in kirchlichen Räumen. Nicht weil dort perfekte Menschen sind, sondern weil da Platz ist – für Austausch, für Halt, für Hoffnung. Und wer weiß: Vielleicht ist genau jetzt der Moment, sich wieder einmal auf den Weg zu machen. Oder einfach mal wieder reinzuschauen.

Vielleicht ist das die eigentliche Botschaft dieses Frühlings: Es blüht nicht nur draußen. Auch zwischen uns kann etwas wachsen – Vertrauen, Verständnis, ein Stück neue Gemeinschaft. Und das macht selbst die Angst ein bisschen weniger groß und den Heuschnupfen ein bisschen weniger schlimm.

Im Namen des Hohensteiner PfarrTeams,
Ihre Vikarin Jessica Lindert