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Hohensteiner Blättche
Ausgabe 38/2023
Kirchliche Nachrichten
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Kirchliche Nachrichten

Liebe Leserin, lieber Leser,

haben Sie sich schon einmal zu kurz gekommen gefühlt? Vermutlich mehrmals. Für mich zumindest muss ich das sagen. Manche machen ihrem Ärger darüber offen Luft. Andere tun dies weniger, was aber nicht heißt, dass sie keinen Groll in sich tragen. Das Evangelium dieses Sonntags erzählt von so einer Situation.

Es ist sicher eine kontroverse, aber auch eine lebensnahe Erzählung: Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg. Ein Gutsbesitzer heuert Tagelöhner an und vereinbart mit ihnen einen Lohn. Über den Tag wirbt er weitere Personen an, auch eine Stunde vor Arbeitsschluss. Am Ende des Tages bekommen alle den gleichen Lohn, auch jene, die von Beginn an gearbeitet haben. Das ist, was sie vereinbart haben. Dass andere es auch bekommen, stimmt zunächst noch niemanden übel. Dass sie dann aber nicht mehr bekommen, das führt zu Unmut und der Wahrnehmung, falsch behandelt zu werden.

Unbestritten kann es demotivierend sein, wenn man sieht, dass man für einen Bruchteil an Einsatz das gleiche bekommen kann wie für einen ganzen Tag Arbeit. Einer der Schwierigkeiten des Textes ist, dass er diesen Aspekt völlig außen vor lässt. Ob der Gutsbesitzer in den Folgetagen auch noch Arbeiter zu Beginn des Tages findet, wir wissen es nicht.

Darauf kommt es in diesem Fall aber auch gar nicht an, sondern auf die Frage, ob ich etwas Vereinbartes auch dann zufrieden entgegennehmen kann, wenn andere es mit weniger Einsatz auch bekommen, ob ich Güte auch dann noch schätzen kann, wenn sie anderen zuteil wird und nicht mir selbst, obwohl das auch hätte sein können.

Sich mit anderen zu vergleichen - auch wenn es tückisch sein kann, ganz ohne geht es selten. Ich wünsche Ihnen, dass ein Grund zur Freude und zur Zufriedenheit für Sie immer ein solcher Grund bleibt, auch wenn andere dem Schein nach manchmal mehr Grund dazu haben.

Ihr Pastoralreferent
Benedikt Berger