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Boppard im Blick - Heimatzeitung für die Stadt Boppard
Ausgabe 23/2024
Aus der Region
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Wo geht die ungewisse Reise des Bopparder Krankenhauses hin? - Eindrucksvolle Demo setzt Signal in Sachen Standorterhaltung

Sie sind beruflich auf einem Top Niveau und sie werden kämpfen, die Belegschaft des Bopparder Krankenhauses

Etwa 600 Menschen kamen zur Demo

Bürgermeister Jörg Haseneier fordert mehr Dialog

Landrat Volker Boch wird Boppard unterstützen

Die Betriebsratsvorsitzende Bärbel Friedrich mit Argumenten

Zum Erhalt des Hl. Geist – Oliver Gipp (re.), übergibt 15.000 Unterschriften an den Landrat

Sie stehen eng beisammen, Mitarbeiter, Patienten, Gewerkschaft und Politik

Imposantes Bild, der Kampf für den Erhalt des Krankenhauses hat begonnen

Eindrucksvolle Demo setzt Signal in Sachen Standorterhaltung

Boppard (EF). Nachdem die Übernahme zwischen der Sana Kliniken AG und dem Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein gescheitert sind, ist die Zukunft des Bopparder Krankenhauses Hl. Geist wohl ungewisser denn je. Verunsicherung, Existenzängste und eine große Portion Wut machen sich unter den Mitarbeitern des Krankenhauses breit. Indes hat ein involvierter Unternehmensberater die Schließung aus wirtschaftlichen Gründen vorgeschlagen.

Boppard wehrt sich

Dazu will man es jedoch nicht kommen lassen. „Wir stärken sowohl die allgemeine Gesundheitsversorgung hier vor Ort in Boppard, als auch die Region im Hinblick auf Spezialgebiete wie Wundmedizin und Psychosomatik. Wir werden gebraucht“, so die Betriebsratsvorsitzende des Bopparder Krankenhauses, Bärbel Friedrich zur Standorterhaltung. Etwa 600 Menschen, darunter die Bediensteten des Hauses, denken ebenso und wollen den Standort Boppard erhalten. Das wurde in der Demo vor dem Krankenhaus Hl. Geist am vergangenen Samstag kundgetan. „In letzter Zeit hat man in Sachen Krankenhaus viel über Boppard gesprochen, aber nicht mit Boppard“, so Landrat Volker Boch. Kreis und Stadt sehen sich zu wenig Informationen ausgesetzt, es fehlen anscheinend genaue Zahlen, welche Summe man jährlich aufbringen muss, um das Haus zu erhalten. Die Rede ist von 1,8 Millionen Euro. Man fühlt sich nicht mit ins Boot genommen, bei Verhandlungen, Fakten, Entscheidungen und vor allem der Wirtschaftlichkeit. „Ich stehe bei allen Schwierigkeiten hinter dem Haus und den Mitarbeitern, einen entsprechenden klaren Beschluss für den Kreis hat auch der Kreisausschuss gefasst. Es ist belastend, wir hätten gern eine Lösung, bislang führen wir aber juristische Auseinandersetzungen“, so der besorgte Landrat weiter.

Kreis und Stadt sollen zahlen

Der Koblenzer Stadtrat und der Kreistag Mayen Koblenz hatten beschlossen, das Bopparder Krankenhaus finanziell nicht mehr mit Steuergeldern zu unterstützen. Vielmehr sollen die Stadt Boppard und der Kreis die Kosten zur Erhaltung tragen. In einer gemeinsamen Pressemitteilung der Stadt Koblenz und der MYK-Kreisverwaltung heißt es: „Die betroffenen beiden heimischen Landkreise haben die Möglichkeit, die Zukunft der beiden im Sanierungsgutachten zur Schließung vorgeschlagenen Standorte selbst zu bestimmen und die Krankenhäuser in Boppard und Nastätten dauerhaft zu erhalten.“ Bürgermeister Jörg Haseneier findet klare Worte: „Mir fehlt der offene Dialog mit den Entscheidern. Unser Gesundheitssystem ist mittlerweile selbst zum Patienten geworden und steht kurz vor dem Kollaps. Das Krankenhaus ist als einziges am Mittelrhein verbliebenes zwischen Koblenz und Bingen unverzichtbar. Die Stadt kann das Heilig Geist nicht allein retten, vielleicht aber mit Kreis und Stiftung zusammen. Wir arbeiten eng zusammen, besprechen uns regelmäßig und haben gemeinsam an den Gesundheitsminister geschrieben. Das Bopparder Krankenhaus ist das modernste im Verbund, es kann doch nicht sein, dass allein der Markt entscheidet, welches Krankenhaus schließen muss“, so das Stadtoberhaupt sichtlich angefressen.

Mensch im Vordergrund

Gunnar Riepe, Chefarzt der Wundmedizin in Boppard legte den Finger in die gleiche Wunde: „Wir wollen hier bleiben, helft uns dabei. Die Leidenschaft, die in diesem Schuppen steckt, ist beeindruckend. Die Wundmedizin hat sich hier zu einer interdisziplinären und interprofessionellen Abteilung entwickelt, die es in Deutschland kein zweites Mal so gibt. Das Hl. Geist ist das einzige, zertifizierte ICW-Wundzentrum im Umkreis von etwa einhundert Kilometern und für diabetische Fußsyndrome das einzige Zentrum im nördlichen Rheinland-Pfalz“. Ortsvorsteher Niko Neuser abschließend: „Uns alle hier vereint die große Sorge der Schließung aus wirtschaftlichen Gründen. Doch heute sind wir hier, um laut und deutlich zu sagen: Dieses Krankenhaus ist unverzichtbar für die Stadt und unverzichtbar für die Region. Wir werden laut, wenn man uns die Zukunft klaut“. Aus Koblenz oder gar Mainz hat niemand den Weg nach Boppard gesucht. Wie so oft, werden von den Zahlenmenschen die Menschen vor Ort im Stich gelesen. Krankenhäuser gehören nicht in die Hände von Unternehmen, das hat das Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein gezeigt, sie gehören in die staatliche Hand. Fotos: Eric Fischer / LINUS WITTICH Medien