Der Spatenstich auf dem Erweiterungsgelände der Kläranlage Bad Salzig markiert den Beginn der umfassenden Baumaßnahme zur Zentralisierung der Abwasserreinigung in Boppard. Auf dem Foto (von links): Jürgen Jakob, Geschäftsführer Dr. Siekmann + Partner mbH, Andreas Nick, Ortsvorsteher Bad Salzig, Martina Strahl, SGD Nord, Katrin Eder, Klimaschutzministerin Rheinland-Pfalz, Jörg Haseneier, Bürgermeister von Boppard, Wolfgang Spitz, Erster Beigeordneter Rhein-Hunsrück-Kreis, Kevin Philipsen, SGD Nord.
Die Kanalwerke der Stadt Boppard setzen einen wichtigen Schritt für eine moderne und zukunftsfähige Abwasserentsorgung: Die Kläranlagen in Boppard-Ewigbach und Holzfeld, die den heutigen technischen Standards und Anforderungen nicht mehr genügen, werden stillgelegt. Zukünftig wird das Abwasser aus diesen Bereichen zentral zur Kläranlage in Bad Salzig geleitet, die dafür umfassend erweitert wird. Jetzt startet offiziell die Baumaßnahme, die einen Meilenstein für die nachhaltige Infrastruktur der Stadt markiert.
Gemeinsam mit Boppards Bürgermeister Jörg Haseneier setzte die rheinland-pfälzische Umwelt- und Klimaschutzministerin Katrin Eder am 14. Januar 2025 an der Kläranlage Bad Salzig den ersten Spatenstich für die Zentralisierung der Abwasserbehandlung. Das Land wird das 24-Millionen-Projekt mit rund sechs Millionen Euro fördern.
„Wasser ist unser Lebensmittel Nummer eins. Daher investieren wir viel in saubere Gewässer, aber auch in eine gründliche Reinigung von Abwässern. Das ist wichtig für die Artenvielfalt und die Gewässerökologie - und eine Daueraufgabe. Viele Kläranlagen sind in die Jahre gekommen und entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen im Hinblick auf Gewässerschutz und Klimaschutz. Die heute gestartete Zentralisierung der Abwasserbeseitigung der Stadt Boppard ist ein äußerst anspruchsvolles Projekt. Für den Schutz des Klimas und unserer Gewässer ist die Modernisierung der Abwasserreinigung in Boppard essentiell“, sagte die Ministerin.
Um den Ausbau der Kläranlage Bad Salzig zukunftsorientiert und effizient zu gestalten, wird sie auf ein modernes Verfahren mit Schlammfaulung umgestellt. Dieses Verfahren ermöglicht die Gewinnung von energiereichem Faulgas, das künftig in einem Blockheizkraftwerk genutzt wird. Dadurch kann ein Großteil des Strombedarfs der Kläranlage regenerativ gedeckt werden. Die Umstellung optimiert nicht nur die Energieversorgung, sondern entspricht auch den aktuellen Anforderungen an den Klimaschutz. Zudem spart diese Maßnahme Platz und reduziert den Bedarf an einem großflächigen Ausbau der biologischen Reinigungsstufe.
„Während bei unseren Kläranlagen eine bestmögliche Abwasserreinigung lange Zeit alleine im Fokus stand, ist es vor den Herausforderungen des Klimawandels unabdingbar, dass wir unsere Kläranlagen auch energetisch optimieren. Die neue EU-Kommunalabwasserrichtlinie KARL zeigt den Weg Richtung Energieautarkie auf. Mit der Erneuerung geht Boppard hier wichtige und richtige Schritte“, so Katrin Eder.
Der Ausbau der Kläranlage Bad Salzig stellt aufgrund der beengten Platzverhältnisse und der anspruchsvollen Topografie besondere Herausforderungen dar. Die Erweiterungsfläche befindet sich in stark geneigtem Gelände, das durch aufwändige Stützwandkonstruktionen und Bohrpfahlwände gesichert werden muss. Diese Maßnahmen gewährleisten die Stabilität und Sicherheit während der Bauphase und schaffen die Grundlage für den langfristigen Betrieb der modernisierten Anlage.
Die Kläranlage Bad Salzig wurde 1987 für eine Kapazität von 12.000 Einwohnerwerten (EW) konzipiert, wobei zunächst nur ein Teilbereich für 6.000 EW realisiert wurde. Der Einwohnerwert ist eine wichtige Maßeinheit in der Abwassertechnik, die die Belastung einer Kläranlage beschreibt. Er berücksichtigt nicht nur das häusliche Abwasser, sondern auch das Abwasser aus Gewerbe, Industrie und öffentlichen Einrichtungen, um die durchschnittliche tägliche Abwassermenge pro Person zu bestimmen.
Mit der geplanten Erweiterung wird die Kapazität der Kläranlage auf 14.500 EW erhöht. Zukünftig wird auch das Abwasser aus der Kernstadt in der modernisierten Anlage geklärt. Damit wird die Kläranlage fit für die Anforderungen der Zukunft gemacht und leistet einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Abwasserentsorgung in der Region.
Boppards Bürgermeister Jörg Haseneier freut sich auf die Vorteile, die der Stadt durch die Modernisierungsmaßnahmen entstehen: „Der heutige Spatenstich markiert einen Meilenstein in der Entwicklung unserer Infrastruktur. Nach Jahren intensiver Vorbereitung, Planungs- und Genehmigungsverfahren können wir nun den Weg für die Zentralisierung der Abwasserversorgung und die Erweiterung der Kläranlage Bad Salzig freimachen. Mit dem Großprojekt investiert die Stadt Boppard nicht nur in eine moderne und zukunftsfähige Abwasserentsorgung, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag für den Umweltschutz und die Lebensqualität unserer Bürgerinnen und Bürger. Ich danke allen Beteiligten für ihr Engagement und freue mich auf die erfolgreiche Umsetzung dieses wegweisenden Projekts.“
Klimaschutzministerin Katrin Eder stellte beim ersten Spatenstich eine Unterstützung der Abwasserbeseitigungsprojekte durch das Klimaschutzministerium in Aussicht: „Bei den Investitionen lässt sich derzeit grob ein Fördervolumen von bis zu sechs Millionen Euro auf Grundlage der Förderrichtlinien Wasserwirtschaft als Zuschuss des Klimaschutzministeriums abschätzen. Projekte wie dieses sind es, die wir für den Klimaschutz brauchen: Hier wird die notwendige Zentralisierung der Abwasserbeseitigung mit nachhaltiger Stromerzeugung und wirtschaftlicher Entwicklung verbunden.“
Die Zentralisierung der Abwasserversorgung stellt ein Großprojekt dar, das eines der bedeutendsten Infrastrukturvorhaben der Region ist. Die Baumaßnahme soll 2029 abgeschlossen sein. Um sicherzustellen, dass die Maßnahme mit den baukulturellen Interessen der Welterberegion „Oberes Mittelrheintal“ im Einklang steht, wurde die Initiative Baukultur bei der SGD Nord in Koblenz frühzeitig in die Planungen einbezogen.