Bärbel Friedrich (re.) und Alexa Bach geben sich kämpferisch
Bürgermeister Jörg Haseneier, klare Ansagen im Kampf ums Krankenhaus
Landrat Volker Boch ruft die Bundes- und Landespolitik zum Handeln auf
Nur einer von vielen Hochkarätern im Bopparder Krankenhaus, Dr. med. Gunnar Riepe
Welch wahre Worte auf den Transparenten
Gemeinsam lässt sich besser kämpfen, die Menschen stehen zum Hl. Geist
(EF). Ein Hotel mit einem renommierten Namen, hervorragenden und bekannten Qualitäten und einer sehr guten Kundenbelegung. Schließt man dieses Hotel? Wahrscheinlich nicht. Ähnlich verhält es sich mit dem Bopparder Krankenhaus Hl. Geist. Auch wenn dieser Vergleich ein wenig hinkt.
Die Zahlen werden laut den Verantwortlichen ab 2027 schwarz werden und ein tragbares Konzept ist ausgearbeitet und liegt vor. Ob Psychosomatik, Wundheilung, Chirurgie, Innere Abteilung und einiges mehr, das Hl. Geist punktet mit vielen Attributen. Bei der Belegung zeigt sich, dass Patienten weit über den Rhein-Hunsrück-Kreis hinaus und aus ganz Deutschland den Weg in die Bopparder Klinik suchen.
Jetzt traf man sich an dem Ort, an dem man sich eigentlich zu dem Thema Schließung des Hauses nicht mehr treffen wollte. Bereits im Juni 2024 ging man in Boppard zum Erhalt des Krankenhauses auf die Straße, jetzt im November 2025 war das Thema massiver denn je, und man traf sich im Rahmen einer Demo am gleichen Ort, genau vor dem Krankenhaus Heilig Geist. Mitarbeiter, Angehörige, Politiker, Patienten und ehemalige sendeten ein klares Signal: Wir werden um unser Krankenhaus kämpfen!
Besorgte Menschen
Die Initiative ging von der Bopparder Ortsvorsteherin Alexa Bach aus, sie war es auch, die die Demo offiziell anmeldete. Denn auch die Stadträtin macht sich Sorgen um den Fortbestand der Klinik. „Dieses Signal hier muss seinen Weg nach Koblenz und in den Kreis Mayen-Koblenz finden, wir brauchen für die anstehenden Gespräche jeden Rückenwind“. So unterstrich sie auch am Samstag, dass jedes wegfallende Bett in Boppard, auch die Situation der anderen Krankenhäuser erschwert. Diese Betten würden dann dort als Kapazität fehlen. Zwischen Bingen und Koblenz kein Krankenhaus? Auch für Alexa Bach ist das nicht nachvollziehbar.
Finanzielle Schieflage
Das Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein, bzw. der Klinikverbund befindet sich seit Jahren in einer „wirtschaftlichen Schieflage“. Ziel scheint es in Koblenz und dem Kreis Mayen-Koblenz zu sein, das Bopparder Hl. Geist als Gesamtkostenstelle loszuwerden. Der Rhein-Hunsrück-Kreis, die Stadt Boppard und die Stiftung Hospital zum Hl. Geist haben bereits finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt. Die Forderungen an diese Geldgeber, die die beiden anderen kommunalen Gesellschafter stellen, sind anscheinend zu groß und hoch.
Von Gesundheitsminister Hoch kam vor wenigen Tagen der Vorschlag, dass Bopparder Heilig Geist zu einer Regioklinik (ein Mix aus ambulanten und stationären Versorgungsleistungen mit ambulanten Operationen, Kurzzeitpflege, geriatrischen Leistungen) umzubauen.
Hier einige Aussagen der Redner vom Samstag. Landrat Volker Boch: „Das Gesundheitssystem hat ein Riesenproblem. Für die Lösung hier in Boppard müssen alle kämpfen und es wollen.“ Dr. med. Gunnar Riepe: „Ab 2027 können wir hier in Boppard wirtschaftlich arbeiten. Fakten und Qualitäten zählten bisher nicht. Wir wollen eine 5-jährige Standortgarantie. Politiker haben kein Geld, sie verwalten lediglich vorhandene Steuergelder.“
Ortsvorsteherin Alexa Bach: „Wir können es uns nicht leisten, dass das Haus geschlossen wird. Wir können uns auch nicht alle zwei Jahre hier treffen und von vorne beginnen. Wir müssen endlich weiterkommen.“ Bürgermeister Jörg Haseneier: „Wir haben den festen Willen, unser Krankenhaus am Leben zu halten. Es gibt einen Hoffnungsschimmer, den Standort Boppard und das Haus langfristig sichern zu können. Träger kommt von Tragen, nicht von Trägheit. Unser Gesundheitssystem ist selbst zum Patienten geworden, der vor dem Kollaps steht. Gesundheit darf kein Geschäft sein. Wir packen das, wenn wir alle zusammenstehen.“
Betriebsratsvorsitzende Bärbel Friedrich: „Gemeinsam wollen wir gesehen werden. Gemeinsam kämpfen wir für die Erhaltung des Herzens der Region. Es geht hier nicht um Zahlen, es geht um Menschenleben.“
Europa-Abgeordneter Jochen Streit: „Sie verteidigen heute und hier nicht nur ihr Krankenhaus, sie setzen sich heute und hier für alle Krankenhäuser im ländlichen Raum ein. Bund und Land sind gefordert, die Häuser im ländlichen Raum zu erhalten und zu stärken. Das alles hier habe ich als Landrat und Bürgermeister schon mal miterlebt, kämpfen Sie weiter, es lohnt sich, um Ihr Krankenhaus zu kämpfen.“
Hohe Qualität
Auf der Webseite des Hl. Geist heißt es: „Das Bopparder Krankenhaus Heilig Geist stellt die medizinische Grundversorgung vor Ort sicher. Neben akuten Notfällen werden hier vor allem häufige Erkrankungen behandelt und weit verbreitete Operationen vorgenommen. Darunter sind die folgenden Spezialabteilungen – teils mit überregionalem Einzugsgebiet: Psychosomatik, Wundmedizin, Plastische Chirurgie und Akutgeriatrie“.
Wie schon zu Beginn geschrieben, kann es nur heißen: Gute Häuser schließt man nicht. Sicherlich muss man an einigen Stellschrauben drehen, das hat man getan, tut es weiter und ist auch dafür offen. Am Samstag hörte man kein einziges negatives Wort in Richtung Koblenz und den Kreis Mayen-Koblenz. Musste auch nicht sein, denn man hat genügend eigene starke Trümpfe für das Hl. Geist vorzuweisen.