Die vier Thesen werden in Kleingruppen diskutiert.
EMMELSHAUSEN. „Ich konnte viel über das andere Geschlecht erfahren.“ Dieses Fazit zog ein 15-jähriger Schüler am Ende des Vormittags zu verantworteter Partnerschaft und Sexualität. Im Rahmen des außerschulischen Bildungsangebots der JugendBegegnungsStätte (JBS) St. Michael und der Präventionsarbeit der Beratungsstelle donum vitae e.V. finden seit Jahren die Partnerschaftsvormittage für die neunte Jahrgangstufe in Kooperation mit der Präventionsbeauftragten, Pia Hammes der IGS Emmelshausen statt.
Bisher war nur zwei Klassen die Teilnahme möglich, da der Busstreik den dritten Termin durch die Freistellung vom Schulbesuch durch das Bildungsministeriums obsolet machte.
Wichtig ist den pädagogischen Fachkräften, Ingrid Gundert, Leiterin der Beratungsstelle donum vitae e.V. und Hermann Schmitt, Leiter der JBS St. Michael, dass dieses Angebot außerhalb der Schulräumlichkeiten stattfindet. So können beispielsweise Pausen, wenn es thematisch passt gemacht werden.
Des Weiteren verhilft die Tatsache, dass die Pädagog*innen außerhalb der Lebenswelt der Jugendlichen stehen zu einer großen Offenheit der Schüler*innen, die bei beiden Themen für ein fruchtbares Gespräch notwendig ist. In der Abschlussreflexion schrieb eine Schülerin: „Ich fand die beiden richtig nett und sehr offen, was es leichter gemacht hat mit ihnen zu sprechen.“
Die zwei Vormittage, zu denen jeweils eine neunte Klasse kam, unterteilten sich in zwei thematische Einheiten. Im ersten Block stand die verantwortete Partnerschaft im Vordergrund. Zunächst erhielten die Schüler*innen einen Fragebogen zu ihrem Wissen zu diesem Thema und zu Verhütung im speziellen.
Zu vier Thesen, die von anderen Jugendlichen geäußert wurden, bezogen die Schüler*innen danach in Kleingruppen Stellung und wurden so an die unterschiedliche Wahrnehmung der Geschlechter herangeführt. Besonders die Aussage „Mädchen, die mit vielen Jungen schlafen sind ´Schlampen`, Jungs hingegen tolle Kerle“ führte zu Gesprächen über die unterschiedliche Bewertung des gleichen Verhaltens in der Gesellschaft und deren Unsinnigkeit.
Die These, dass, wer mit 17 Jahren noch keinen Sex habe nicht normal sei, wurde von den meisten Jugendlichen abgelehnt. Ihnen war wichtig, deutlich zu machen, dass es bei ihrer Sexualität nicht um das Entsprechen einer Norm geht, sondern dass es immer auf die individuelle Bereitschaft ankommt.
Im Folgenden erhielten die Jugendlichen einen vierseitigen Fragebogen zum Thema Partnerschaft. Hier sollten sie Statements zu sich selbst, ihren Vorstellungen von Beziehung und wie sie meinen, dass ihre Freund*innen sie wahrnehmen, ankreuzen. In zwei geschlechtsheterogenen Kleingruppen standen die Themen Treue und Vertrauen sowie Nähe und Distanz im Vordergrund.
Die Frage, ob Abtreibung eine Lösung wäre, wenn die Mädchen schwanger bzw. die Jungen ein Kind gezeugt hätten wurde kontrovers diskutiert. So erzählte ein Mädchen, dass sie jetzt nicht in dieser Runde sitzen würde, wenn sich ihre damals 14-jährige Mutter nicht für sie entschieden hätte und ein junger Flüchtling sagte, dass er auf jeden Fall Verantwortung für das Kind übernehmen wolle.
Anderen hingegen war wichtig, dem Kind „etwas bieten“ zu können, damit es nicht arm aufwächst und sich Markenkleidung leisten kann. Da dies nicht im jetzigen Alter der Fall sei, sei eine Abtreibung zwingend. Für die Schüler*innen war wichtig die je eigenen Vorstellungen zum Thema Partnerschaft im direkten Kontakt mit dem anderen Geschlecht besprechen zu können.