Alle Chöre sangen gemeinsam mit dem Gästen das Schlusslied
Die Landskroner Festhalle war trotz der heißen Temperaturen bis auf den letzten Platz gefüllt und die Gäste warteten gespannt auf den Beginn der Veranstaltung.
HEIMERSHEIM. (KG) Der Kreis-Chorverband Ahrweiler (KCV-AW) veranstaltete am Samstag, 8. Juli, nach mehr als dreijähriger Zwangspause durch die Corona-Pandemie und der verheerenden Flutkatastrophe wieder ein Kreis-Chorkonzert, das zuvor im jährlichen Rhythmus stattgefunden hatte. Die Flut hatte bei den Menschen und den Vereinen und damit auch in der gesamten Kulturszene tiefe Spuren hinterlassen.
Direkt von den Wassermassen betroffen waren die Vereine Liederkranz Ahrbrück, MGV Ahrweiler, MFC Bad Neuenahr und die Cäcilienchöre Heimersheim. Weiterhin waren die dem KCV-AW angeschlossenen Schulchöre der Grundschulen Bad Neuenahr und Ahrweiler stark betroffen. Dank der beispiellosen bundesweiten Hilfsbereitschaft ist es den Chören gelungen, wieder Fuß zu fassen und den Probenbetrieb wieder in Gang zu bringen. Mittlerweile wird wieder überall im schönen Ahrtal gesungen.
Diesen direkt betroffenen Chören und auch dem Kreis-Chorverband war es eine Herzensangelegenheit, den bundesweiten Spendern nun kurz vor dem zweiten Jahrestag mit einem besonderen Konzert „Danke“ zu sagen. Dazu hatten sie im Vorfeld alle ihnen bekannten Spender eingeladen. Sehr viele waren dem Ruf gefolgt. Das Wort „Danke“ stand daher neben dem Gesang im Mittelpunkt der Veranstaltung und der Vorstand des KCV-AW hoffte, mit dieser Auftaktveranstaltung auch einen kulturellen Beitrag auf dem Weg in die Normalität leisten zu können.
Nachdem Günter Nerger, 1. Vorsitzender des KCV-AW, die Gäste, darunter auch zahlreiche Ehrengäste aus Kultur und Politik, begrüßt hatte, scharrten die ersten Hauptakteure schon mit ihren Füßen, die jungen Sängerinnen und Sängern aus den beiden von der Flut betroffenen Grundschulen aus Ahrweiler und Bad Neuenahr. Zum Abschluss lud ihre Chorleiterin Maike Seidl das gesamte Publikum dazu ein, gemeinsam mit den knapp 60 Kindern den Kanon „Lachend kommt der Sommer“ zu singen und ja, es hat ganz vorzüglich geklappt. Überrascht wurden die Kinder und die beiden Schulleiter Ursula Bell und Klaus Mührel, der den Chor mit seiner Gitarre begleitet hatte, von einer großzügigen Spende, die die Vorsitzende des „Hausberg-Wettertal-Sängerbunds“, Heike Leander und ihre Schatzmeisterin Angelika Kuntz, die die erneute Reise in Ahrtal sehr gerne angetreten haben, mit der Hoffnung den Kindern ein wenig Freude zu bereiten, was ihnen ganz offensichtlich sehr gelungen ist.
Es folgten quasi als „Hausherren“ die Sängerinnen und Sänger der „Cäcilienchören 1863/1985 e.V. Heimersheim“, ein moderner Chor mit einer nahezu 160-jährigen Tradition. Mit einem musikalischen Blumenstrauß überbrachten sowohl der Männerchor als auch in einem zweiten Abschnitt der Gemischte Chor ihren Dank an die unzähligen Spender. Unter der Leitung von Jürgen Rieser, der dankenswerterweise für die vor drei Wochen für alle völlig überraschend verstorbene „neue“ Chorleitung Olga Backhaus eingesprungen war, konnten die beiden Chöre das Publikum mit einem Auszug aus ihrem Repertoire gemäß ihres Wahlspruchs „Der Tradition verbunden, die Zukunft fest im Blick“, unterhalten.
Nach einer halbstündigen Pause startete der zweite Teil des Konzerts mit einem bunten Reigen an launigen Arrangements, u.a. „Der Kuckuck und der Esel“ sowie „Mein kleiner grüner Kaktus“, die die Sängerinnen und Sänger des „MFC - Bad Neuenahrer Männerchor 1862 und Frauenchor e.V.“ unter dem Dirigat ihres Chordirektors Jürgen Rieser mit sichtlicher Freude zu Gehör brachten. Zwischen den Stücken erläuterte ihre neugewählte 1. Vorsitzende Helga Sonntag die Situation vor und nach der Flut und ging voller Dankbarkeit insbesondere auf die Wiederherstellung ihres Sängerheimes ein.
Der „Gemischte Chor Liederkranz Ahrbrück“ wurde 1913 als reiner Männerchor gegründet und ab 1978 als gemischter Chor weitergeführt. Sie folgten den Neuenahrern und sangen unter der bewährten Leitung von Raimund Jacobs. Ihre Vorsitzende Rita Löhndorf gab einen kurzen Einblick in die Lage ihres Chors. Von den aktiven Sängerinnen und Sängern waren 90 Prozent direkt von der Flut betroffen, aber bis auf eine Sängerin sind alle noch an Bord und das Vereinsleben „marschiert“ trotz aller noch bestehenden Probleme mit Mut und Freude in Richtung „Normalität“. So war das letzte Stück, das sie sangen auch thematisch absolut passend und richtungsweisend: „Good News“ – „Gute Neuigkeiten“.
Den Abschluss des Konzertnachmittags präsentierten die Sänger der „Chorgemeinschaft Ahrweiler-Walporzheim“ unter dem Dirigat von Chordirektor Wilfried Schäfer. Wie ihr Vorsitzender Winfried Ley berichtete, hatten sie vor der Corona-Pandemie noch 43 aktive Sänger in ihren Reihen, jetzt kommen sie mit Mühe auf 20. Teils sind ihre Mitglieder in der Zwischenzeit verstorben, teils sind sie nach der Ahrflut aus dem Tal weggezogen. Dank der bundesweiten Unterstützung geht es auch bei ihnen weiter und so hatten sie für das Konzert einige Stücke ausgesucht, die ihre Heimat, ihr Ahrtal, ihren Wein aber auch insgesamt die eigentlich wunderschöne Schöpfung der Natur in ihrem Tal zum Thema haben.
Nach kurzen Schlussworten von Günter Nerger und vom Präsidenten des Chorverbands RLP, Karl Wolff, bat Wilfried Schäfer, der auch Kreis-Chorleiter ist, alle Chöre auf und vor die Bühne, um gemeinsam mit dem Publikum in der Festhalle das Schlusslied „Kein schöner Land“ zu intonieren, was vorzüglich gelang, schließlich waren im Publikum ja auch Abordnungen von Chören aus dem gesamten Bundesgebiet.
Das gesetzte Ziel, einen kulturellen Beitrag auf dem Weg in die Normalität zu leisten, ist nach einhelliger Meinung der Anwesenden mehr als gelungen. Der Vorstand des KCV-AW plant für das kommende Jahr wieder ein Kreis-Chorkonzert und ein Schulchorsingen, somit ist der Weg zurück in die „Normalität“ bereits eingeschlagen.