Auf zur letzten Runde.
NÜRBURGRING. 60 Jahre lang Runden auf der legendären Nordschleife des Nürburgrings drehen - das ist eine lange Zeit. 1963 fuhr Klaus Ridder, heute in Siegburg zuhause, mit seinem VW Käfer zusammen mit seiner Frau Geschi die erste Runde: „Es war mühsam mit dem 30 PS starken Käfer sich die lange Steigung von Breidscheid durch das Kesselchen und das Karussel zur Hohen Acht hoch zu quälen.“ Er drehte mit einem Chopper nach seinem 82.Geburtstag die letzte Runde auf der legendären Nordschleife, ließ sich viel Zeit und genoss die Fahrt.
Die Nordschleife habe sich im Verlaufe der Zeit stark verändert, auch der Preis für eine Runde. Früher zahlte man 3 DM und heute sind es 30 €. Früher begrenzten Hecken die Rennstrecke und heute sind es Leitplanken. Die Rennstrecke ist nach dem Umbau 1970/71 viel sicherer geworden, aber immer noch sehr gefährlich im Vergleich zur 1984 eröffneten Grand-Prix-Strecke. Die Nordschleife hat internationalen Kultcharakter, eine Runde dort zu drehen oder gar bei einem Rennen dabei gewesen zu sein, das ist eine Art ‚Ritterschlag‘ für den Fahrer.
Klaus Ridder besuchte 1956 erstmals den Nürburgring. Damals fuhr er von Hannover mit dem Fahrrad zum 430 km entfernten Eifelkurs. In den Folgejahren fuhr er per Anhalter, mit dem Moped, Motorrad und später mit dem Auto immer wieder zum Nürburgring. Ridder hat am Nürburgring Legenden aus der Rennfahrerszene im Verlaufe von 67 Jahren kennen gelernt: Wolfgang Graf Berghe v. Trips verschaffte ihm 1957 Zugang zum Fahrerlager. Von Juan Manuel Fangio, dem fünffachen Weltmeister, hat er Autogramme. Der deutsch-österreichische Rennfahrer Jochen Rindt schraubte in seiner Zeit als Jungrennfahrer in der Box nebenan von Theo Harzheim. Auf dem Weg zur Weltmeisterschaft (die ihm posthum verliehen wurde) verunglückte er tödlich - das war auch ein Drama für Klaus Ridder. Die Karriere von ‚Altmeister’ Hans-Joachim Stuck verfolgte Klaus Ridder seit 1971. Erstmals erlebte er Michael Schumacher 1989 bei einem Formel 3-Rennen am Nürburgring. Auch die Jungstars Sebastian Vettel, Lewis Hamilton und Adrian Sutil wurden verfolgt.
Für Klaus Ridder ist der Nürburgring zur Zweiten Heimat geworden. Er studierte von 1962 bis 1965 in Köln und war in der Saison fast wöchentlich am Nürburgring. Zeitweise arbeitete er als Rennmonteur beim Bonner Rennfahrer Theo Harzheim. Auch nach dem Studium, als er in Köln wohnte, fuhr er mit der Familie immer wieder zum Nürburgring. Um Kosten zu sparen, wurde damals am Nürburgring gezeltet.