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Adenauer Nachrichten
Ausgabe 39/2025
100 Jahre Nürburgring
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Kolumne zu 100 Jahre Nürburgring | Teil 4

Alexander Matthias Kraß

Vor 100 Jahren im Kreis Adenau - die Entstehung des Nürburgrings

von Alexander Matthias Kraß, Nürburgring-Historiker

Teil 4: die Grundsteinlegung

Wie wir in den bisherigen Teilen dieser Kolumne gesehen haben, ging im Jahr 1925 alles sehr schnell – von der ursprünglichen Idee einer Rennbahn im Kreis Adenau bis hin zu den ersten Arbeiten dauerte es nur wenige Monate. Nachdem der Streckenbau am 13. August 1925 als Notstandsmaßnahme genehmigt wurde und am nächsten Tag auch die Baugenehmigung erfolgte, waren die Arbeiten zu Herbstbeginn bereits in vollem Gange. Am 27. September folgte dann der erste große Feiertag, für den sich Politprominenz, Sportfunktionäre sowie zahlreiche Vertreter der Presse im Buchenwald am entstehenden Start- und Zielbereich versammelten. Das Wetter war schlecht, die Stimmung hingegen umso besser, als Dr. Johannes Fuchs, Oberpräsident der Rheinprovinz, den Grundstein legte und in seiner Rede fast schon poetische Worte fand, mit denen er die Bedeutung des Nürburgrings als Wirtschaftsförderungsprojekt unterstrich. Dass der Bau der Strecke währenddessen schon in vollem Gange war, konnten die Gäste der Grundsteinlegung nicht nur sehen, sondern auch hören. Um den Weg für die Trasse freizumachen, mussten unzählige Tonnen Felsgestein weggesprengt werden – ebenso wurden die Basaltvorkommen erschlossen und das Material für die Strecke abgebaut. So schallten an diesem Tag und generell über die Bauzeit hinweg immer wieder Sprengungen durch die Landschaft, die manch einen an den Krieg erinnert haben mögen, der weniger als zehn Jahre zuvor in Europa gewütet hatte. Dieses Mal waren es jedoch keine Granaten, die Leid und Elend brachten, sondern die Bauarbeiten, die der Region endlich den notwendigen wirtschaftlichen Aufschwung bringen sollten. Am Bau der Strecke waren im September 1925 bereits über 600 Arbeiter beschäftigt – Tendenz stark steigend. Schon im November waren es mehr als dreimal so viele, ebenso stiegen auch die geleisteten Tagewerke sowie die bewegten Fels- und Erdmassen stetig an. Rund um die Grundsteinlegung geschah also einiges und so konnten Verantwortliche sowie Gäste diesen besonderen Tag mit Freude und optimistischem Blick in die Zukunft begehen. Der Stein, der an dem Tag gelegt wurde, stellt heutzutage übrigens das älteste und gleichzeitig auch kleinste Relikt aus den ganz frühen Ursprungszeiten der Strecke dar. Wenn Sie rund um den 27. September am Nürburgring sind, dann gehen Sie doch mal zum Grundstein, den Sie auch heute noch in voller Schönheit beaugapfeln können. Er befindet sich ganz in der Nähe des Ortes, an dem er im Jahr 1925 gelegt wurde – wenn Sie zwischen den beiden alten Verwaltungsgebäuden hindurchgehen, finden Sie ihn schräg links an einem Treppenaufgang. Dort erwarten Sie insgesamt drei Steine: Links der Gedenkstein für Cenek Junek aus dem Jahr 1929, in der Mitte der Gedenkstein an Otto Creutz aus dem Jahr 2002 und rechts steht tatsächlich der originale Grundstein des Nürburgrings. In der langen Zeit seit dem 27. September 1925 hat er so einiges gesehen und miterlebt: unzählige Rennen, alle großen Namen des internationalen Motorsports, den zerstörerischsten Krieg in der Geschichte der Menschheit, die ein oder andere Wirtschaftskrise und so einiges mehr. Der Grundstein ist recht einfach gehalten: Auf einem großen Sockel befindet eine Art kleine Kuppel, auf der wiederum ein für die damalige Zeit schon recht modern wirkender Rennwagen steht. An der Front ist die Jahreszahl der Grundsteinlegung eingeprägt. Nun gab es an diesem 27. September 1925 noch keinen offiziellen Namen für das, was da gerade entstand, was wohl auch der Grund dafür ist, dass auf dem Grundstein nur das Jahr 1925 zu lesen ist. Der Projekttitel „Erste Deutsche Gebirgs-Renn- und Prüfungsstraße“ war schlichtweg zu lang – wie es zu dem seit 100 Jahren in der ganzen Welt bekannten Namen kam, werden wir uns im nächsten Teil dieser Kolumne, die Ende Oktober erscheinen wird, ansehen.