Als dieses Bild entstand, ahnte niemand, dass Herbert „Fuzzy“ Bätz (li.) einmal die Nachfolge von Dieter „Ditsch“ Becker (mi.) und Ehren-Säujasse-Bürgermeister Willy Thiesen (re.) antreten wird.
Der neugewählte Vorstand (v. l.): Wolfhard Klein, Arnold Hoffmann, Herbert „Fuzzy“ Bätz, Herbert Auel
ADENAU. Es war ein wenig ruhig geworden um die einst so aktive Veedelsgemeinschaft (Viertelsgemeinschaft) in Adenau. Das soll sich ändern. Eine Mitgliederversammlung in der Komturei war gut besucht, es standen Neuwahlen an. Zum Bürgermeister wurde Herbert Bätz gewählt, besser bekannt als „Fuzzy“. Zu seinem Stellvertreter wählten die Mitglieder Wolfhard A. Klein, Geschäftsführer und gleichzeitig Schriftführer ist Herbert Auel, zum Kassenwart wurde Arnold Hoffmann gewählt. Die Gemeinschaft betreibt ein Museum in der Schulstraße, das ein typisches Eifeler Bauernhaus widerspiegelt.
Dieses schmucke alte Bauernhaus, seinerzeit mit Hilfe der Stadt Adenau, auch durch tatkräftige Eigenleistung der Mitglieder der Vierdelsgemeinschaft saniert und eingerichtet, ist Grundlage für die Gemeinschaft. Die Einrichtung war wesentlich bereits im Jahre 1984 vervollständigt. Immer wieder fanden die Mitglieder passende Gegenstände, die das Anliegen, bäuerliches Leben der damaligen Zeit, mit den zugrundeliegenden Sitten und Gebräuchen zu vermitteln, ermöglichen.
Das Bauernmuseum ist inzwischen Eigentum der Stadt Adenau, der Vierdelsgemeinschaft „Vehmaat-Säujass Adde“ obliegt die Betreuung des Anwesens. Mancher Besucher staunt über die gut erhaltene Einrichtung, über eine Kücheneinrichtung im Erdgeschoß, auch eine seinerzeit übliche Milchküche mit Geräten. Auf gleicher Ebene ist eine „gute Stube“ erhalten, heute sagt man eher Wohnzimmer. Im oberen Stockwerk gibt es einen Schlafraum, der recht authentisch eingerichtet ist, im Stil, wie vor mehr als 100 Jahren üblich.
Besonders augenfällig ist ein originaler Webstuhl, wie er früher recht oft in manchem Adenauer Haus vorhanden war. Das so genannte „Adenauer Tuch“ genoss wegen seiner guten Qualität besondere Wertschätzung, wurde sogar über Deutschland hinaus exportiert.
Mit Stolz blickt die Viertelsgemeinschaft auf das Erreichte, freut sich über reges Interesse von Besuchern in Adenau, die sich vom Charme vergangener Zeiten inspirieren lassen, auch die Schulen nutzen das Anwesen gerne zur Veranschaulichung im Sachkundeunterricht.
Neben weiteren verdienten Persönlichkeiten sind zwei Namen untrennbar mit dem Bauernhaus, mit der Geschichte der Viertelsgemeinschaft verbunden: Bürgermeister Dieter Becker, von Freunden „Ditsch“ genannt, und sein Vorgänger Willi Thiesen, der rund 18 Jahre lang die Geschicke der Viertelsgemeinschaft leitete. Beide sind leider verstorben, ihre Verdienste werden auch posthum mit großem Dank und Respekt gewürdigt. Willi Thiesen wurde wegen seiner Verdienste sogar die Ehren-Bürgermeisterschaftsehre zugesprochen. Beliebt waren die tollen Feste der Viertelsgemeinschaft, aus den Erlösen der stets sehr gut besuchten Feste wurden anfangs Bedürftige unterstützt, eine löbliche soziale Komponente.
Wer von den älteren Mitgliedern erinnert sich nicht, wie Willi Thiesen geradezu Feuer und Flamme in seinen Erinnerungen an die damalige Zeit zeigte, er sprudelte geradezu über vor Fachwissen und jeder Menge Anekdoten, oft mit Lokalkolorit gespickt. Adenauer Originale, ihr Wirken und ihre Verdienste waren bei ihm gut im Gedächtnis gespeichert, gerne hörten die Besucher zu, meist quittierte herzliches Lachen die Erzählung von Begebenheit vergangener Tage. Und auch der ebenfalls langjährig amtierende Bürgermeister Dieter Becker wusste eine Menge Wissenswertes und Kurioses aus den vergangenen Jahren beizutragen. Die Bürgermeister trugen bei wichtigen Anlässen, dazu zählte das Säujassefest, eine Bürgermeisterkette. Auf kleinen Metallplättchen sind Namen und Ereignisse graviert. Noch vorhandene schriftliche Unterlagen werden sorgsam gehütet, ein Schatz an Erinnerungen, ein wertvoller Fundus für die Adenauer Geschichte.
„Wir lassen wieder die Sau raus“, hieß es nach der Wahl, in witzvoller Anspielung auf den Namen Säujass. Kennern der Geschichte ist das ursprünglich zu verlosende Festschwein namens „Jolante“ ein Begriff, der gleichbleibende Name wurde jeweils durch eine fortlaufende Zählweise ergänzt, da kamen schonmal stattliche 100 kg Lebendgewicht zustande.
Nach der kürzlich stattgefundenen Mitgliederversammlung haben zahlreiche Bürgerinnen und Bürger spontan Interesse an einer Mitgliedschaft bekundet. Das sind gute Voraussetzungen, zu Recht darf man auf die erfolgreiche Fortführung einer Tradition hoffen, mit neuen Akzenten soll Bewährtes Zukunft bekommen: Ein hoffnungsvoller neuer Anfang nach rund 35 Jahren Bestehen! Öffnungszeiten des Bauernhauses werden voraussichtlich zunächst an einem Sonntag im Monat sein, bei gutem Besucherinteresse auch öfter bzw. nach individueller Terminabsprache. Und ein Novum gibt es auch: Der Vierdelsbürgermeister wird sogar einmal im Monat eine eigene Sprechstunde anbieten, jeweils am zweiten Samstag im Monat um 13.30 Uhr, erstmals beginnend am 14. Oktober. [Quelle: Werner Dreschers]