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Adenauer Nachrichten
Ausgabe 44/2023
Aktuelles
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Innenminister besucht „Unser Notarzt“-Projekt

Innenminister Michael Ebling lässt sich von Dr. Martin Schiffarth die Simulationstechnik im Adenauer Tagungszentrum für Notfallmediziner, Notärzte und Notfallsanitäter "Am Buttermarkt" zeigen.

Thomas Weimer, Leiter des Verbindungsbüros kommunaler Wiederaufbau und Innenminister Michael Ebling lassen sich von Notfallmediziner Dr. Martin Schiffarth, Notarzt Dr. med. Eike Neubert und Notfallsanitäter Tim Zeitler (v.l.) die Simulationstechnik zeigen.

ADENAU. mha. Am Montag besuchte der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling erneut das Ahrtal und überbrachte gleich mehrere Förderbescheide: In Bad Neuenahr-Ahrweiler freute sich Stadtbürgermeister Guido Orthen über einen Förderbescheid in Höhe von 6,5 Millionen Euro für den Neubau von zwei Brücken, in Altenahr erhielt Verbandsgemeindebürgermeister Dominik Gieler mehrere Förderbescheide in Gesamthöhe von 16,2 Millionen Euro zur Wiederherstellung von Straßen in Dernau und Altenahr sowie für die Neugestaltung der Ortsmitte in Marienthal. Im Rahmen des Besuchs im Ahrtal, machte der Innenminister einen Abstecher nach Adenau und besuchte das Tagungszentrum für Notfallmediziner, Notärzte und Notfallsanitäter in Adenau und informiert sich zum Modellprojekt „Unser Notarzt“. Dieses Projekt wurde 2014 zur Verbesserung der notärztlichen Versorgung im Raum Adenau/Nürburgring ins Leben gerufen.

Das Tagungszentrum für Notfallmediziner „Am Buttermarkt“ in Adenau ist schon allein von außen einen Besuch wert. Das alte Fachwerkhaus „Romes-Hartmann“ von 1702 wurde einst an der Hauptstraße errichtet und beherbergte bis etwa 1800 eine Samtweberei bevor es an zwei Brüder veräußert wurde. Bis 1987 diente es als Wohnhaus der Familien Romes und Hartmann, denen es auch seinen jetzigen Namen verdankt. 1988 wurde es an der Hauptstraße abgebaut und vollständig rekonstruiert „Am Buttermarkt“ wiederaufgebaut. Heute ist hier nicht nur das Tagungszentrum für Notfallmediziner, Notärzte und Notfallsanitäter untergebracht, sondern auch der Offene Kanal und eine Kunstausstellung. Innenminister Michael Ebling betonte er sei fasziniert davon, wie es der Förderverein möglich gemacht habe das Tagungszentrum in den alten Gemäuern zu integrieren und gleichzeitig Fortbildungen mit modernster Technik anzubieten.

Ziel des Projekts „Unser Notarzt“ ist es, die notfallmedizinische Versorgungsqualität in der Region nachhaltig zu verbessern, erläutert der Anästhesist und Notfallmediziner Dr. Martin Schiffarth, der das Projekt seit seiner Gründung bis 2022 leitete. „Dabei berücksichtigen wir alle Akteure und Komponenten der Rettungskette: Notärzte, Rettungsassistenten, Notfallsanitäter, den Sanitätsdienst und Katastrophenschutz, aber auch Studierende der Medizin, denn das sind unsere Notfallmediziner von Morgen“, so Schiffarth weiter. Die Simulationspuppe, an der künftige Notfallmediziner wichtige Eingriffe lernen, wirkt nahezu lebensecht. Mit Hilfe dieser Technik lassen sich viele verschiedene Krankheitsbilder simulieren und Fehler im Realeinsatz bestenfalls vermeiden. Es gibt einen Simulator aus dem Bereich der Geburtshilfe, der Chirurgie und der Neugeborenenmedizin. „Diese Ausbildungs- und Patientensimulationstechnik konnte mit europäischen Fördermitteln aus dem LEADER-Programm angeschafft werden“, betont Bernd Schiffarth, Vorsitzender des Fördervereins St. Josef-Krankenhaus Adenau, der die umfangreichen Antragsunterlagen einreichte.

Doch damit nicht genug: Neben der Ausbildung von Notfallmedizinern, ist das Projekt „Unser Notarzt“ auch mit dem bundesweiten Projekt „Optimierte Katastrophenbewältigung mittels Simulation – kurz: oKat-Sim“ vernetzt. Dieses interdisziplinäre Projekt beschäftigt sich mit der Frage, wie zukünftige Katastrophen bewältigt werden können und nutz dabei moderne Technik wie „Augmented Reality“. „Diese Technik ermöglicht die Visualisierung realistischer Vor-Ort-Situationen und andererseits das kooperative Handeln des Krisenstabs in möglichen Echtzeit-Szenarien. Dadurch wird die Vielfalt von Handlungsoptionen direkt spürbar und die Tragweite der daraus resultierenden Entscheidungen sichtbar“, betont Dr. Martin Schiffarth.

Seit der Schließung des St. Josef Krankenhauses in Adenau Ende März, habe sich der Alltag der Notärzte sehr verändert, betont der Arzt. Denn das Krankenhaus habe auch eine wichtige Zuweiser- und Verteilerfunktion gehabt und gewissermaßen als Filter zwischen niedergelassenen Ärzten und großen Kliniken gedient. „Einige Menschen fallen so durchs Raster, denen man gut ambulant hätte helfen können“, meint Schiffarth. Der Notarztwagen verfügt zwar über ein Ultraschallgerät, doch für Laborwerte und andere Untersuchungen müssen die Patienten in die nächste Klinik gebracht werden. „Die Schließung des Krankenhauses hat eine Lücke hinterlassen, die geschlossen werden muss“, so der Notfallmediziner.

Das Projekt „Unser Notarzt“ wurde 2014 vom Förderverein St. Josef-Krankenhaus Adenau initiiert, da zu diesem Zeitpunkt ein akuter Mangel an Notfallmedizinern bestand und der Standort in Adenau nur zu 50 Prozent angemeldet war. In der restlichen Zeit mussten sich Mediziner aus Mayen, Bad Neuenahr oder Daun um Notfälle in Adenau kümmern. Bereits nach rund anderthalb Jahren schaffte es die Initiative, den Notfallstandort Adenau wieder rund um die Uhr mit Fachärzten zu besetzten. Dies wurde durch Fördergelder, Spenden und Verhandlungen mit dem Marienhaus-Klinikum und dem Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes ermöglicht. 2020 bezog das Projekt die Räumlichkeiten im alten Fachwerkhaus „Romes-Hartmann“ am Buttermarkt.