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Adenauer Nachrichten
Ausgabe 44/2025
100 Jahre Nürburgring
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100 Jahre Nürburgring

Alexander Matthias Kraß

Vor 100 Jahren im Kreis Adenau - die Entstehung des Nürburgrings

von Alexander Matthias Kraß, Nürburgring-Historiker

Teil 5: Ein Name muss her!

In der letzten Ausgabe dieser Kolumne haben wir einen Blick auf die Grundsteinlegung Ende September 1925 geworfen. Wenn wir uns diesen Stein ansehen, der auch heute noch in der Nähe des Historischen Fahrerlagers steht, fällt direkt auf, dass dort lediglich das Jahr 1925 eingeprägt ist, nicht jedoch der Name der Rennstrecke. Das ist dem Umstand geschuldet, dass es zum Zeitpunkt der Grundsteinlegung noch keinen offiziellen Namen für das gab, was da gerade entstand – der Name wurde nämlich erst am 30. Oktober 1925 festgelegt.

Um einen passenden Namen für die „Erste Deutsche Gebirgs-Renn- und Prüfungsstraße im Kreise Adenau“ zu finden, wurde zuvor ein Preisausschreiben veranstaltet. Den letztlich ausgewählten Vorschlag machte Regierungspräsident a. D. Dr. Francis Kruse. Der Name „Nürburg-Ring“, damals meist noch mit Bindestrich geschrieben, ist seither in der ganzen Welt bekannt – dabei ist er nicht nur naheliegend, sondern viel mehr. Er war – und ist – einfach, einprägsam, bedeutungsvoll, mit anderen Worten: einfach perfekt! Zudem war er allein schon aus regionalhistorischer Sicht naheliegend, stellte der Berg, auf dem die Nürburg steht, doch wahrscheinlich schon für die Römer einen wichtigen Orientierungspunkt dar. Später wurde die im Mittelalter gebaute Burg zu einem Machtzentrum in der Region, darüber hinaus führte die Strecke von Beginn an nicht nur rund um dieses Wahrzeichen, auch der Start- und Zielplatz befand sich seit 1927 in Sichtweite der alten Mauern. Welche anderen Vorschläge für den Namen der Strecke im Jahr 1925 eingegangen waren, ist nicht überliefert – spielt aber auch keine Rolle, denn mit seinem Vorschlag ließ Dr. Kruse der auswählenden Jury schlichtweg keine andere Wahl. Tatsächlich gab es jedoch die ein oder andere Gegenstimme, beispielsweise wurde „Rhein-Ring“ oder „der Ring am Rhein“ als bessere Alternative gesehen. Wo die Verbindung zum längsten Fluss des Landes herkommen mag, ist mir bisher jedoch noch nicht ganz klar geworden, ist dieser doch vergleichsweise weit entfernt von der Hocheifel. Diese Diskussion ist auch müßig, denn wie bereits gesagt gibt es auch aus heutiger Sicht eigentlich keine wirkliche Alternative.

Schon relativ früh stellte sich übrigens heraus, dass der Nürburgring unter den Rennstrecken, die das Wort „Ring“ im Namen trugen, die einzige war, der sich als „der Ring“ bezeichnen durfte. Auch heute noch wird der Nürburgring meist mit „der Ring“ abgekürzt – andere Rennstrecken mit gleichem Namensteil haben es tatsächlich nie wirklich geschafft, sich unter diesem Kürzel zu etablieren.

Für uns ist der Name „Nürburgring“ mittlerweile Alltag geworden. Wir finden ihn auf Dutzenden Verkehrsschildern in der Region, auf tausenden Aufklebern auf großen, kleinen, schnellen und auch langsamen Autos, auf Jacken und T-Shirts und nicht wenige Menschen tragen ihn sogar als Tätowierung auf ihrer Haut. Was dieser Name bedeutet, können wir nicht in Zahlen fassen – einerseits bezüglich der wirtschaftlichen Impulse, die er seit über 100 Jahren in die Region bringt, andererseits auch, was die nicht in Worte zu fassende Faszination angeht, die in jedem Jahr zehntausende Menschen aufs Neue in ihren Bann und in die Eifel zieht.

Die Strecke hatte also endlich einen Namen, die Bauarbeiten gingen voran und vor allem fanden immer mehr Menschen Arbeit in der Eifel, die vorher als Erwerbslose ein teils elendiges Dasein gefristet hatten. Der Nürburgring, wie er nun hieß, brachte so bereits lange vor seiner Eröffnung Positives in die Eifelregion. In den letzten Monaten des Jahres 1925 und auch im Jahr 1926 wurde hauptsächlich an der zukünftigen Strecke gearbeitet – was in dieser Zeit genau gebaut wurde und wie verschiedene Streckenteile und berühmte Abschnitte entstanden, werden wir uns im Laufe des kommenden Jahres genauer ansehen.

Alle bisherigen Ausgaben dieser Kolumne finden Sie auch in meinem Podcast „Alex am Ring“ zum Nachhören, darüber hinaus auch andere Themen der Nürburgring-Historie und natürlich viel Motorsport in der Eifel. Hören Sie gerne mal rein – und wenn Sie in den sozialen Medien unterwegs sind, würde es mich freuen, wenn Sie mir auf meinem Instagram-Account „Alex am Ring“ folgen würden. Genießen Sie den Herbst, kurz vor Weihnachten wird dann die nächste Ausgabe dieser Kolumne erscheinen.