Im Gespräch: die Bürgermeister Guido Nisius und Johannes Bell berichten von ihren Erfahrungen mit Starkregen und dem Umgang der Menschen damit.
Klimaschutzministerin Katrin Eder hielt die Festrede.
HEIMERSHEIM. TW. Die Hochwasserpartnerschaft Ahr, eine von 24 derartigen Konstrukten in Rheinland-Pfalz, ist zehn Jahre alt und kam zu ihren 20. Sitzung zusammen. In der Landskroner Festhalle wurde dabei einmal nicht gearbeitet, sondern auf das Erreichte zurückgeblickt. Die rheinland-pfälzische Klimaschutzministerin Katrin Eder als Festrednerin betonte die Strahlkraft, die die Ahr-Partnerschaft mittlerweile auf andere Hochwasserpartnerschaften im Land ausübe. Die Ministerin zog Bilanz: „Rheinland-Pfalz hat in den vergangenen 25 Jahren insgesamt fast 1,2 Milliarden Euro in den Hochwasserschutz investiert. Dazu zählen große Investitionen in technische Hochwasserschutzmaßnahmen wie Deiche, Polder, Hochwasserschutzmauern und Rückhaltebecken – insbesondere am Oberrhein. Daneben liegt der Fokus aber auch auf naturnahem Hochwasserschutz: Seit 1995 wurden bereits rund 1600 Kilometer Fließgewässer in 1800 Projekten renaturiert.“ Die Ministerin blickte aber auch in die Zukunft und den bald zu erwartenden Zukunftsplan Wasser mit einem Sieben-Punkte-Plan zur Hochwasservorsorge. Sie kündigte die Modellierung von Starkregen- und Hochwasserszenarien an, wie dies in der Grafschaft bereits geschehen ist.
Landrätin Cornelia Weigand hatte zuvor auf die hohe Frequenz der Workshops nach der Flutkatastrophe hingewiesen. Den Hochwasserschutz bezeichnete sie gleichsam als Sache der Betroffenen, der Kommunen und des Staates. Im Beisein des SGD-Präsidenten Wolfgang Treis berichteten die Verbandsbürgermeister Johannes Bell (Brohltal) und Guido Nisius (Adenau) mit ihren Erfahrungen und den Problemen der Umsetzung vor Ort.
In einer interaktiven Präsentation hatten Barbara Manthe-Romberg, Birgit Heinz-Fischer, Martina Ludwig, Corinna Becker und Sophie Ertel zuvor über die Fortschritte und Ergebnisse der Arbeit berichtet. Die im Jahr 2014 gegründete Hochwasserpartnerschaft Ahr kam mit der bis zur Flutkatastrophe im Ahrtal sieben Jahre später vier Mal zusammen, in den folgenden dreieinhalb Jahren kam es zu 15 weiteren Workshops und einer deutlichen Ausdehnung der Partnerschaft. Heute gehören ihr Vertreter der Städte, Verbandsgemeinden und Ortsgemeinden im Einzugsbereich der Ahr, die Landkreise Ahrweiler, Daun und Euskirchen und die rheinland-pfälzische Struktur- und Genehmigungsbehörde Nord an.
Die Partnerschaft ist neben den Themen der Gewässerwiederherstellung, des überörtlichen Maßnahmenplans, der örtlichen Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepte und der privaten Vorsorge der Bürger einer der Bausteine des Hochwasserrisikomanagements für das Ahrtal. Sie informiert sich bei der Wissenschaft, hört Fachvorträge und schaut sich Best-Practice-Beispiele an. Sie entwickelt konkrete Umsetzungsvorschläge für den Hochwasserschutz und trifft verbindliche Absprachen.
Zur Starkregenvorsorge wurde eine Sturzflutgefahrenkarte entwickelt und im November 2023 vorgestellt. Hier werden drei Starkregenszenarien basierend auf dem Starkregenindex dargestellt, Fließgeschwindigkeiten, -richtungen und zu erwartende Wasserhöhen parzellenscharf modelliert. Gebildete Arbeitsgruppen beschäftigen sich mit dem flächendeckenden Aufbau eines aufeinander angestimmten Hochwassermeldesystems durch Pegel im gesamten Kreis sowie dem Wasserrückhalt in der Fläche im Forstbereich und auf landwirtschaftlich genutzten Flächen.
Als Erfahrungswerte aus den bisherigen Maßnahmen wurde die Internetseiten des Landes zur Verhaltensvorsorge überarbeitet. Ein personalisierbarer Flyer für Kommunen mit Hilfestellungen und Ansprechpartnern wurde erstellt. Bei Gefahrenlagen informiert die Kreisverwaltung die Bevölkerung fortlaufend. Aktuell wird eine crossmediale Kommunikationsstrategie für die Kreisverwaltung Ahrweiler entwickelt.