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Adenauer Nachrichten
Ausgabe 51/2023
Mitteilungen anderer Behörden
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Im Wald ist was los

Wiederbewaldungsfläche

Zum Jahresende resümiert der Leiter des Forstamtes Adenau Winand Schmitz: „Auch das Jahr 2023 war für unseren heimischen Wald wieder eine große Herausforderung. Durch den Klimawandel ist fast jeder zweite Baum über alle Baumarten hinweg deutlich geschädigt und allein bei der Fichte mussten durch den nachfolgenden Käferbefall über 80 Tsd. Bäume zwangsweise geerntet werden.“

Für die Fichte - die seit 200 Jahre in der Eifel etabliert ist – reicht die Wasserversorgung mit der Zunahme der Trockenjahren nicht mehr aus. Die Baumart des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders wird an Bedeutung verlieren. Bei der Wiederbewaldung der Kalamitätsflächen wird auf eine breite Baumartenpalette gesetzt, um laubholzreiche, klimaresiliente Wälder entstehen zu lassen. Gleichzeitig wird auch der Sukzession und der Naturverjüngung großen Raum eingeräumt. Für die Pflanzung von Laubhölzern, heimischen Gehölzen und Mischbaumarten erhalten die kommunalen und privaten Waldbesitzern Zuschüsse. Gleichzeitig hat das Forstamt Adenau in einem großen Pilotprojekt mit dem Partner ecosystem value association diese Ökosystemleistung des Waldbesitzers ökologisch erfassen und bewerten lassen. Insbesondere wurde die zusätzliche CO2-Bindung infolge des aktiven Bepflanzens im Vergleich zum Nichtstun wissenschaftlich basiert berechnet und in to/ha für die kommenden 30 Jahre zertifiziert. Hier soll allen Waldbesitzern die Möglichkeit eröffnet werden auch über einen Zertifikathandel sich ihre Leistungen honorieren zu lassen. Zusätzliches CO2 wird nur gebunden durch waldbauliches Handeln, durch Pflanzung und Verjüngung des Waldes und durch die Ernte von Bäumen. Deren Holz konserviert im Rahmen der Verwendung das gespeicherte CO2 und gleichzeitig wird Platz gemacht für neue Bäume. „So wird zusätzlich CO2 gebunden und dem Klima geholfen – und nicht durch Stilllegung und Konservierung von alten Wäldern,“ erklärt Schmitz. Und gleichzeitig appelliert er an die Jägerschaft und den Jagdgenossenschaften den Waldaufbau mit angepassten Wildbeständen zu unterstützen. Die im Zusammenhang mit der Jagdrechtsreform entstandenen Fronten sind nicht zielführend. Die Jagd ist systemrelevant und übernimmt mit der Regulierung der Schalenwildbestände eine unverzichtbare Aufgabe - aber auch Verantwortung.

Infolge des Ahrhochwassers ist der Wasserrückhalt in der Landschaft zum großen Thema geworden. Hier ist festzuhalten, dass das Ahrhochwasser 2021 nicht seinen Ursprung im Wald hatte. Der Landkreis Ahrweiler weist zwar ein Bewaldungsprozent von rd. 60 % aus – die großen Wassermassen kamen aber aus den Offenlandbereichen der Oberahr, des Trierbaches und der westlichen Zuflüsse der Ahr. Wenn tatsächlich große Wassermassen aus den bewaldeten Ahrhängen herausgeschossen kamen, so war dieses oberhalb aus großen Feldfluren hineingelaufen.

Aber auch wenn der Wald nicht ursächlich ist für das verheerende Ereignis, so kann er doch noch besser werden bezüglich des Wasserrückhalts. Der Aufbau klimaresilienter, geschichteter Mischwälder mit hohem Laubholzanteil ist der beste Beitrag zum Wasserrückhalt durch die hohe Interzeption – dem Abfangen bzw. Zurückhalten von Niederschlägen auf der „Oberfläche“ der Vegetation. Es besteht also gar kein Zielkonflikt zum angestrebten Waldbau. Gleichzeitig werden mit großem Aufwand Verrohrungen ersetzt durch Rigolen, die den Wasserabfluss entlang der Wege verzögern sollen. Aus forstlicher Sicht wäre die Anlage von Bachauewälder anstelle von offenen Wiesentälern – z.B. im Trierbachtal – eine hoch wirksame Wasserrückhaltemaßnahme und sollte unbedingt von den Verantwortlichen aufgegriffen werden. Dies ließe sich hervorragend mit der Anlage sog. Kaskaden kombinieren.

Die krisenbedingt hohe Brennholznachfrage der örtlichen Bevölkerung konnte aus dem Staats- und Gemeindewald voll abgedeckt werden und ist auch zukünftig gesichert. Wer mit Holz heizt, hilft mit, dass fossile Brennstoffe kein CO2 zusätzlich freisetzen.

Und auch der Absatz der großen Käferholzmengen konnte trotz schwieriger Baukonjunktur vollständig und zu akzeptablen Preisen erfolgen. So verbessern die Mehrmengen unplanmäßig die Betriebsergebnisse. Und allein im Gemeindewald des Forstamtes Adenau, das quasi die Verbandsgemeinden Adenau und Altenahr umfasst, bleiben über 2 Mill Euro Überschuss für die Gemeinden. „Das sind in den Haushalten kaum wegdenkbare Einnahmen.“ kann Schmitz aus den Haushaltszahlen ablesen.

Den unzähligen privaten Klein- und Kleinstwaldbesitzern konnte weitestgehend von den Privatwaldbetreuern geholfen werden, indem die kranken und toten Bäume meist mittels Selbstwerbern aufgearbeitet wurden. Sie helfen und beraten auch gerne bei der Wiederaufforstung und Fragen der Förderung.

Der anstehende Winter wird geprägt sein vom Laubholzeinschlag und der Aufarbeitung der sog. Überwinterungsbäume des Borkenkäfers. „Möglichst viele davon eliminieren und in 2024 ausreichend Niederschläge“ so lautet der Wunsch des Forstmannes.

Forstamt Adenau