Titel Logo
Adenauer Nachrichten
Ausgabe 7/2023
Hauptthema
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Elefantentreffen am Nürburgring

Franz Pelzer und Dirk Hartmann sind die Seele(n) des Treffens (v. re.).

Eines der seltenen Motorrad-Gespanne.

Schutz vor der Kälte boten viele lodernde Lagerfeuer.

Seltene Motorrad-Gespanne im Mittelpunkt der Enthusiasten

NÜRBURG. AGP. Sie trotzen seit Jahren niedrigen Temperaturen, stören

sich nicht an eisigen Windböen und lassen sich notfalls auch von dichtem

Schnee nicht einschüchtern: Die Elefanten, wie sie sich bezeichnen. Da

verwundert es nicht, dass auch in diesen kalten Februartagen wieder viele Motorradfahrer mit ihren Maschinen zum alten Elefantentreffen an

den Nürburgring gereist sind, um sich dort auf dem großen Campingplatz

zwischen Nürburgring und Müllenbach ein verlängertes Wochenende zu

gönnen. Am Donnerstag der vergangenen Woche kamen sie, zumeist mit alten Seitenwagenmaschinen, voll bepackt mit der Ausrüstung, die man für ein paar kalte Tage in der Natur benötigt. Zelte, Decken, Schlafsäcke, Grill und die dazu passende Verpflegung. Einige hatten sogar einen Anhänger dabei, in dem das eigene Holz für Lagerfeuer und Kochstelle mitgeführt wurde. Und das aus gutem Grund. Vor Ort Holz zu schlagen ist streng verboten. Wer kein Brennholz dabei hatte, wurde aber vor Ort versorgt. Franz Pelzer zählt inzwischen 71 Lenze. Der Rentner aus Neuss am Rhein zeichnet seit einiger Zeit verantwortlich für das Elefantentreffen, das seit einigen Jahren in der Nähe des Nürburgrings stattfindet. Er ist mit einem Gespann aus dem Baujahr 1975 angereist, um das Orga-Team zu leiten. Neben zahlreichen freiwilligen Helfern steht ihm Dirk Hartmann aus Bochum zur Seite. Der 58-jährige ist Betriebsrat bei der DB und hat sich seit Jahren dem Motorrad verschrieben. Mit seiner Yamaha TT 600 ist er aus dem Elefantentreffen und als Stellvertreter des Chefs nicht mehr weg zu denken. Franz und Dirk haben die Sache im Griff, wenn, wie letzte Woche, 1.300 Teilnehmer auf das Campinggelände strömen. Aus allen Teilen der Bundesrepublik kommen die Elefanten. Kennzeichen aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden, der Schweiz, Österreich und Tschechien machen deutlich, wie beliebt dieses Treffen über die Jahre geworden ist. Sie alle kennen die Organisatoren, wovon man sich während einer Rundfahrt über das Gelände überzeugen kann. Franz Pelzer hat kurzerhand eingeladen, in seinem offenen Seitenwagen mit ihm eine Runde über den weitläufigen Platz zu drehen. Da steigt man gerne zu. Überall lodern Lagerfeuer und dem Betrachter gehen Bilder durch den Kopf aus Filmen, die im Mittelalter spielen. Große Heerlager waren dort zu sehen mit abenteuerlich gekleideten Gestalten. So auch beim Meeting der Elefanten. Bärenfellmützen, Elefantenrüssel auf Häuptern, Felljacken und anderer wüster Zwirn. Statt der Pferde im Kino Motorräder von Herstellern, die man nur äußerst selten zu Gesicht bekommt. Zündapp, Ural, Dnepr – dazu herkömmliche Fabrikate der Marken BMW und aller Japaner. Gruppen wandern herum, an den Feuern suchen ganze Familien Schutz vor der Kälte. Und alle winken Franz Pelzer zu, suchen ein kurzes Gespräch. Ob Arzt, Anwalt, Manager großer Unternehmen oder Koch, Schlosser, Stabsoffizier der Bundeswehr oder Gefreiter – all das zählt hier nicht. Hier sind Menschen versammelt, denen es um die große Freundschaft zum Motorrad geht. Die den Mumm haben, auch zu dieser kalten Jahreszeit in der Natur zu sein. Eine große Familie eben. Beispiel dafür ist Marco Brednow aus Heiligenrath bei Limburg. Vor Jahren lernte er hier eine nette junge Frau kennen. Hier machte er ihr dann in einem Jahr den Verlobungsantrag, im Folgejahr den Hochzeitsantrag und es wurde geheiratet. Inzwischen sind ihre Zwillinge auch schon mit von der Partie, waren bereits in ihrem ersten Lebensjahr bei den Elefanten und wurden als jüngste Teilnehmer ausgezeichnet. Das war sogar einem Fernsehsender eine Geschichte wert. Auch wenn man Selbstversorger ist, für Stimmung wird gesorgt. In Schottland kennt man die Highland-Games. Beim Elefantentreffen muntere Spiele, bei dem der Spaß im Mittelpunkt steht. Ob das Wettessen ohne Hände mit Schaumgebäck oder der Zweikampf, bei dem sich die Kontrahenten mit einem Strohsack von einem Balancebalken schlagen müssen. Der Phantasie für Spiele sind keine Grenzen gesetzt. Familiäre Unterhaltung für eine Familie, zu der an diesem Wochenende 1.300 Mitglieder gekommen sind. Sonntags haben sie alle die Heimreise angetreten. Mit der Zusage, im nächsten Jahr wieder zu kommen. Zum alten Elefantentreffen am Nürburgring.