„Ritterspiele“ auf schmalem Grad
Seit Jahren dabei: „Flying Aardvarks“ aus Goch am Niederrhein geniessen das Lagerleben.
Hans Rainer Eis (l.) hat es nach acht Anläufen endlich geschafft, seine Yamaha in die Eifel zu fahren
NÜRBURGRING / MÜLLENBACH. AGP. Die Elefanten waren wieder hier. Es ist bereits gute Tradition, dass sich wenige Tage oder Wochen nach dem Jahreswechsel Biker auf den Weg in die Eifel machen, um sich mit Gleichgesinnten auf dem großen Campingplatz zwischen Müllenbach und Nürburgring ein schönes Wochenende zu gönnen. So auch wieder am vergangenen Wochenende, als bereits am Donnerstag klar wurde „Das alte Elefantentreffen“ startet wieder. Denn bereits an dem genannten Tag fielen zahlreiche Motorräder über die Eifelberge her. Abenteuerliche Kräder mit zum Teil auch ebenso abenteuerlichen Gestalten in den Sätteln. Seitenwagen-Kräder und auch solche, die einen Anhänger mit sich führten, voll bepackt mit allem Zubehör, das man benötigt, um auch bei winterlichen Verhältnissen in der Natur zu überleben.
Dirk Hartmann aus Bochum, seit Jahren einer der verantwortlichen Organisatoren, konnte dann nach der offiziellen Eröffnung am Freitag nicht ohne Stolz verkünden: „Wir haben 1500 Teilnehmer aus ganz Europa!“ Tatsächlich bezeugten die Kennzeichen an den Krädern, dass Biker aus allen Teilen des Republik, aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich, aus der Schweiz, aus Österreich, Italien und Polen auf Achse nach Müllenbach gekommen waren. Dabei war es für die Gäste aus Italien nur eine Etappe bis in die Eifel. Noch am Sonntag machten sie sich auf die Weiterreise in den hohen Norden Norwegens, wo in den nächsten Tagen ein weiteres Elefantentreffen auf dem Terminplan steht. Andere wiederum kamen aus dem Bayrischen Wald, wo ebenfalls in jedem Jahr ein Wintertreffen gefeiert wird. Unverwüstlich, diese Biker, denen Wind und Wetter, Eis und Schnee offensichtlich absolut nichts ausmacht.
Ob Arbeiter oder Professor, Angestellter oder Manager, das spielt bei den Bikern überhaupt keine Rolle. Es ist die Faszination, auf zwei Rädern unterwegs zu sein, die verbindet. Auch das Alter spielt keine Rolle. Dirk Hartmann: „Knapp neunzig Lenze hat der älteste Biker hinter sich, jüngster Teilnehmer ist ein Mädchen, das im September des vergangenen Jahres geboren wurde.“ Da muss man sich um die Zukunft des Treffens wohl keine Sorgen machen.
Da ist zum Beispiel Hans Rainer Eis, Gartenfachmann aus Asperden am Niederrhein. Es ist bereits das achte Mal, dass er zum Treffen kommt. Aber erst das erste Mal mit seiner eher seltenen Yamaha XS 1100. Bei allen vorherigen Anläufen streikte die Technik, musste das Krad wieder abgestellt und ein anderes Motorrad eingesetzt werden. Jetzt aber hat es geklappt. Und schnell fanden sich zwei weitere Fahrer dieses Yamaha-Typs. Einer aus dem Badischen, ein weiterer aus Lüdinghausen. So schließt man neue Freundschaften. Wie auch Reimund Germann aus dem Wallfahrtsort Kevelaer. Er fand eine prall gefüllte Geldbörse mit Scheckkarten und Ausweispapieren. Der wahre Besitzer wurde schnell ausgemacht. Dem ehrlichen Finder brachte es ein schönes Abendessen und neue Freunde.
Neben den bekannten Motorradmarken auch viele Exoten. So eine „Sommer,“ die von einem Dieselmotor angetrieben wird, der auf 100 Kilometer gerade eineinhalb Liter verbraucht. Oder die umgebaute BMW mit Anhänger, der, schnell aufgemacht, eine komplette Theke beherbergt. Da fanden sich schnell weitere Biker zu einem Plausch ein. Auf den Kutten vieler stand zu lesen, zu wem man gehört. So die „Old School Bikers“ aus Hessen, die „Motorcycle Friends“ aus Kurpfalz, der Moto Guzzi Club und der „MC Power Wheel“ aus dem benachbarten Mayen.
Sie alle genossen das Wochenende auf dem Campingplatz, der an ein mittelalterliches Heerlager erinnerte. Überall Rauschschwaden von den Feuern und Düfte von gut gegrilltem Fleisch und Bikern, die sich an den Flammen wärmten und in Gruppen durch das Gelände zogen, um sich das Treiben anzusehen. Nur die Kräder anstatt der Pferde, die früher in solch einem Lager standen zeigten, dass man sich im Jahre 2024 befindet.
Kurzweil gab es allemal, wieder hatte der Veranstalter für Spaß gesorgt. Männer, die sich mit einem Strohsack von einem schmalen Steg schlugen, Jugendliche, die mit Händen auf dem Rücken schnellstmöglich ein Schokogebäck verzehren mussten. An Ideen mangelte es nicht. Fehlen durfte auch nicht die große Fackelfahrt am Samstagabend. Dass es bei dieser stimmungsvollen Parade so manchem hartgesottenen Biker auch einmal warm ums Herz zum wird, gehört dazu. Und auch das Versprechen, im nächsten Jahr wieder zum Elefantentreffen in die Eifel zu kommen.