„Meine Kirche lebt von dir und mir“, wird im Erntedank-Gottesdienst gesungen, während der Besuch der Ostritzer Partnergemeinde rund um das Wochenende zum Tag der Deutschen Einheit in der St.-Katharinen-Gemeinde Spuren hinterlässt. „Die langjährige Partnerschaft zwischen den Kirchengemeinden, zwischen Knesebeck und Ostritz, ist eine der schönen Geschichten, die sich in den letzten 35 Jahren nach der Wiedervereinigung und schon davor zugetragen hat.“, sagt Pastor Haase und lächelt.
Seit vielen Jahren besteht die enge Verbindung zwischen der Oberlausitzer Kirchengemeinde Ostritz und der St. Katharinengemeinde in Knesebeck. Was einst durch persönliche Begegnungen entstand, hat sich über Jahrzehnte zu einer lebendigen Freundschaft entwickelt. Heute sind es zunehmend auch Jüngere, die die Organisation und Gestaltung übernehmen – und so die Tradition der Einheit mit neuem Leben füllen. Das zeigt sich bei den Gästen aus Ostritz und dem gastgebenden Pastor Patrick Haase.
Am Donnerstag begann das Begegnungswochenende mit einer feierlichen Taizé-Andacht in der Knesebecker Kirche. Kerzenschein und gemeinsames Singen sorgten für eine ruhige, spirituelle Atmosphäre – ein Moment der Verbundenheit zwischen Ost und West.
Am Freitag folgte der Besuch des Grenzmuseums Böckwitz, einem symbolträchtigen Ort, an dem ein gemeinsamer Gottesdienst mit Pastor Salefsky gefeiert wurde. Unter dem Eindruck der Ausstellung über die innerdeutsche Grenze zwischen den einstmals geteilten Dörfern Zicherie und Böckwitz standen Themen wie Einheit und Freiheit im Mittelpunkt. Viele Teilnehmende erinnerten sich an die Zeit um 1989 und 1990 – und daran, wie unterschiedlich, aber doch miteinander verbunden die Lebenswege in Ost und West verlaufen sind.
Am Abend lud Pastor Haase zu einem Südafrika-Abend ein, der auf großes Interesse stieß. Bei Bildern, Geschichten und kulinarischen Eindrücken aus seiner Heimat wurde viel gelacht, gestaunt – und auch gefragt: Wie lebt man in Südafrika? Was trennt Arm und Reich dort – und was trennt uns bis heute in Deutschland? Die Gespräche über soziale Unterschiede führten bald zu persönlichen Erfahrungen aus Ost und West. Noch heute gibt es Unterschiede in den Löhnen, in der Versorgung und Infrastruktur. „Wir können gemeinsam vorangehen.“, fasste ein Teilnehmer die Stimmung zusammen, „Schließlich zeigt das die Geschichte Südafrikas. Da wo wir erinnern und die Vergangenheit nicht vergessen, da können wir uns auch versöhnen. Schließlich ist das der Weg in die gemeinsame Zukunft."
Der Samstag führte die Gruppe nach Wolfsburg, wo die Heilig-Geist-Kirche des finnischen Architekten Alvar Aalto, die Bonhoeffer-Kirche und die Christus-Kirche besichtigt wurden – eindrucksvolle Beispiele moderner Kirchenarchitektur. Am Abend klang der Tag bei einem gemütlichen Beisammensein aus. Es wurde zu Gitarrenspiel gesungen, erzählt, gelacht – und über das gesprochen, was verbindet.
Der traditionelle Erntedank-Gottesdienst am ersten Oktobersonntag bildete den festlichen Abschluss des Wochenendes. Der Kirchraum war von Kindern und Erwachsenen geschmückt; sogar die Knesebecker Kitas hatten dieses Jahr mitgewirkt. Konfirmandinnen und Konfirmanden gestalteten den Altar; Jugendliche verteilten nach dem Gottesdienst selbstgemachte Marmelade aus der Gemeinde an die Gäste. In der Predigt wurde das Thema Gemeinschaft und Teilen aufgegriffen – passend zu Erntedank und zur Begegnung der beiden Gemeinden. Als Zeichen der Verbundenheit überreichten die Ostritzer einen Herrnhuter Stern, der künftig einen Platz in der Knesebecker Kirche finden wird. Der Besuch endete mit einem Reisesegen und vielen Umarmungen. Für 2026 haben die Ostritzer bereits zum Gegenbesuch eingeladen – wieder rund um den Tag der Deutschen Einheit. „Es war ein voller Erfolg“, resümiert Kirchenvorstandsvorsitzende Elisabeth Schulze, „Dieses Wochenende hat gezeigt, dass unsere Kirche tatsächlich von dir und mir lebt – von Menschen, die Brücken bauen, über Grenzen hinweg.“
Text und Fotos: Rita Temme, Knesebeck